Künstliche Intelligenz (KI) stellt Verwaltungsräte vor grosse Herausforderungen. Unternehmen müssen entscheiden, wie sie KI effektiv integrieren, um mit der digitalen Transformation Schritt zu halten. Christian Vasino, CEO von Chaberton Partners, erklärt, warum viele Verwaltungsräte damit überfordert sind und wie sein Unternehmen mit einer ungewöhnlichen Massnahme Gegensteuer geben will.
«Wir sind dabei, für 2025 in der Schweiz einen Pool von KI-Spezialisten für Verwaltungsräte zusammenzustellen», sagt Christian Vasino, CEO Chaberton Partners im Gespräch mit finews.ch.
Der Kaderstellenvermittler hat Erfahrung damit. Für Italien hat er schon einen gleichen Pool aufgebaut. 80 Personen umfasst er, und laut Vasino ist dies eine Notwendigkeit. «Die Schnelligkeit, mit der die digitale Transformation durch KI unzählige Geschäftsbereiche grundlegend verändert, überfordert viele Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen», sagt er.
Beim Thema KI kann man sich nicht Zeit lassen
Vasino spricht in diesem Zusammenhang von einer wahren «KI-Explosion». Das Thema werde die Unternehmen noch längere Zeit beschäftigen.
Doch Zeit ist gerade das, was man sich in Zusammenhang mit KI nicht nehmen kann. Vasino: «Alle sind gefordert. Es muss schnell gehen. Wer jetzt nicht handelt, riskiert seine Wettbewerbsfähigkeit.»
Nachhaltigkeit: Es fehlt an Standards
Das andere grosse Thema bei Verwaltungsräten ist und bleibt Nachhaltigkeit. Vasino bemängelt den Wildwuchs, der nach wie vor herrscht. «Mal wird die Nachhaltigkeit beim Risk Management angesiedelt, bei einem anderen Unternehmen bei der Kommunikationsabteilung …»
Aus diesem Grund setzt sich Chaberton Partners für ein unabhängiges Zertifizierungssystem ein.
Denn die fehlenden Standards würden nicht zuletzt auch die Arbeit der Verwaltungsräte schwierig gestalten.
GV: Hohe Zustimmung steht nicht für hohe Zufriedenheit
Dies drückt sich auch im zeitlichen Aufwand auf, den die Board Member dafür aufbringen. Laut einer jüngst veröffentlichten Studie des unabhängigen Schweizer Corporate-Governance-Spezialisten Swipra verursachte das Thema Nachhaltigkeit bei 45 Prozent der befragten Unternehmen den grössten Aufwand bei der Vorbereitung der Generalversammlung (GV).
Obwohl die Zustimmung zu den Nachhaltigkeitsberichten an den GV gemeinhin gross ist, bedeutet dies nicht, dass die Aktionäre grundsätzlich zufrieden wären. Im Gegenteil: Laut der Studie von Swipra sehen viele Aktionäre viel Luft nach oben.
«Nachhaltigkeit wird zu einem immer wichtigeren Reputationsfaktor», sagt Vasino.