Der Bankchef eines luxemburgischen Finanzhauses in der Schweiz richtete harte Worte an unseren helvetischen Finanzplatz und deren Banker. In Luxemburg sei vieles anders als hier.
Für den Chef der Schweizer Auslandsbank Banque Internationale Luxembourg (BIL) Suisse hat der hiesige Finanzplatz noch nicht genug gelitten, um wirklich innovativ zu sein. Dies sagte Michel Wohl (Bild) am Mediengespräch des Verbandes der Auslandsbanken am Mittwoch, wie die Westschweizer Tageszeitung «Tribune de Genève» berichtet.
«Der typische Schweizer Private Banker ist wenig aufgeschlossen», wird Wohl zitiert. Innovation und Unternehmergeist seien hier nicht genug entwickelt. Und hiesige Finanzinstitute interessieren sich laut dem Bankmanager nur wenig für die globale Situation. Die Schweiz wähne sich noch immer als Weltmarktführer in der Vermögensverwaltung, so Wohl. «Der Finanzplatz Schweiz als Ganzes ist nicht aggressiv genug».
Banker hier sind arrogant
Das sei in Luxemburg anders. Dort würden Lösungen gesucht und gehandelt. Als Beispiel nannte er die Ansiedelung von Banken aus China. Während sich hier die Schweizer Behörden mit formalen Argumenten sträubten, ziehen in Luxemburg seiner Meinung nach Behörden, Regierung und Banken alle an einem Strang.
Doch damit nicht genug: Mit den Schweizer Angestellten gebe es sogar Probleme. Im Vergleich zu Banker in Luxemburg seien zwar die Schweizer durchschnittlich besser ausgebildet. «Wir stellen jedoch auch eine gewisse Arroganz fest», sagte Wohl laut einem anderen Bericht der «Basler Zeitung». Ihm zufolge gehe es darum, dass die Schweizer Banker die guten Jahre endlich vergessen und die Realität akzeptieren.
BIL will in der Schweiz wachsen
Es gibt laut Wohl aber auch gute Dinge in der Schweiz, zum Beispiel die Stabilität. Diese zieht seiner Meinung nach auch weiterhin Gelder an. Das sei auch der Grund, weshalb man hier bleibe.
Die Bank mit 70 Angestellten in Genf und Zürich will in der Schweiz ausserdem wachsen. Das Ziel ist, die verwalteten Vermögen von 2 auf 5 Milliarden Franken zu steigern. Erreicht werden soll das mit Zukäufen einzelner Kundenportfolios oder mit der Übernahme einer ganzen Bank. Laut Wohl sind schon viele Gespräche diesbezüglich geführt worden.