Das französische Fondshaus vertreibt seine Produkte in der Schweiz seit zwölf Jahren – mit mittelmässigem Erfolg. Mit der Eröffnung einer Tochtergesellschaft in Zürich soll sich das jetzt ändern.
Zur offiziellen Eröffnung der Schweizer Niederlassung im Zürcher Hochhaus zur Schanze ist Edouard Carmignac (Bild) persönlich angereist. Den grössten Teil der Präsentation am Medienanlass am Dienstag überliess der Chairman und Haupteigentümer seines nach ihm benannten Fondshauses zwar seinem Managing Director und Investmentkomitee-Mitglied Didier Saint-Georges.
Doch dann ergriff Carmignac doch noch das Wort, um seine Anlagesicht zum besten zu geben – wie auch einige Erklärungen zum aktuellen Anlass: Die Eröffnung der Niederlassung.
Vertriebsarbeit vertiefen
Zunächst liess er durchblicken, dass trotz mittlerweile zwölfjähriger Vertriebsarbeit in der Schweiz der Erfolg sich nicht in dem Masse eingestellt habe, wie in anderen europäischen Ländern. Das Fondshaus mit Sitz in Paris verwaltet inzwischen 58 Milliarden Euro an Kundengeldern, davon 25 Milliarden Euro im Flaggschiff-Fonds Patrimoine.
«Aber wir sind hier, um das zu ändern», verkündete Carmignac. Ziel ist es, die Vertriebsarbeit mit regionalen und lokalen Partnern zu vertiefen, um näher an den Privatkunden zu kommen. Den Zeitpunkt hält Carmignac angesichts der Negativ-Zinsen in der Schweiz für besonders günstig.
Altersvorsorgemarkt im Auge
Denn um auf Sicherheit und finanzielle Altersvorsorge bedachte Kunden anzusprechen, wurde im Fonds Carmignac Portfolio Patrimoine eine neue Anteilsklasse mit monatlichen Ausschüttungen aufgelegt. Jährlich werden so 5 Prozent ausbezahlt. Zudem steht Schweizer Kunden die vollständige Carmignac-Fondspalette in den Hauptwährungen zur Verfügung.
«Die Schweiz ist ein wichtiger Markt mit grossem Potenzial», so der legendäre Investor weiter und erwähnt die bekannten Vorzüge eines riesigen Pensionskassen-Marktes, internationalen Offshore-Zentrums und engmaschigen Retailbanken-Netzes.
Kantonal- und Retailbanken
Die Dominanz einer UBS und Credit Suisse sei bedeutend und es bestünden sehr gute Verbindungen zu den beiden Marktführern. Aber nun sollen vermehrt Kantonal- und andere Retailbanken als Vertriebspartner gewonnen werden.
«Verwaltete Vermögen verdoppeln», sei immer eine gute Vorgabe, so Carmignac. Auf welcher Basis und in welchem Zeitraum das zu geschehen habe, liess er aber offen.
Sechs-köpfiges Team
Ans Werk geht ein sechs-köpfiges Team mit Marco Fiorini als Leiter. Zuletzt war Fabian Herzog als Business Development Manager von der Credit Suisse zum Schweizer Carmignac-Team gestossen. Einen Abgang gab es indessen auch schon: Katja Wiechers wechselte im vergangenen Oktober zum US-Investmentmanager Capital Group, wie finews.ch berichtete.
Neben Fiorini und Herzog umfasst die Schweizer Carmignac-Truppe nun Alexander Bischoff, Magali Di Filippo im Vertrieb, Cécile Barbe als Kundenberaterin und Sarah Sommer als Office-Managerin.
Fokussierter Nischenanbieter
Sie repräsentieren ein in Frankreich und Europa höchst erfolgreiches Fondshaus, das gemäss eigener Darstellung in einer komfortablen Nische tätig ist: Es bietet als reiner Asset Manager komplette Dienstleistungen an, konzentriert sich dabei aber auf eine überschaubare Anzahl von Fonds. Von den insgesamt 240 Angestellten sind nur 25 Fondsmanager und Analysten.
Das bedeutet, dass die Anlageprofis alle Hände frei haben, um sich auf ihre einzige Aufgabe zu konzentrieren: Und das ist laut Carmignac, für ihre Kunden Rendite zu erzielen und Vermögen zu bewahren. Das gelingt nach einigen durchschnittlichen Jahren wieder sehr gut: Der Carmignac Patrimoine-Fonds erzielte im ersten Quartal 2015 eine Rendite von 12,6 Prozent.
Carmignac mag Internet-Aktien
Und der Anlageausblick des Fonds-Maestros? Man sei nicht so optimistisch wie andere Marktteilnehmer bezüglich einer Erholung des Euroraumes, erklärte er. Die USA und China könnten mit ihrem Wirtschaftswachstum für negative Überraschungen sorgen. Und Fed-Chefin Janet Yellen würde möglicherweise einen Fehler begehen und mit einer Zinserhöhung das restliche Wachstum abwürgen.
Die besten Chancen für Aktien sieht Carmignac in globalen Branchenleadern wie Nestlé oder Novartis. Einen säkularen Trend macht er im Internet- und IT-Sektor aus, wo Carmignac rund ein Viertel der Aktien alloziert hat. Und er bleibt ein Verfechter der Wachstumsstory Emerging Markets: China und Indien sind hier seine Favoriten.