Der Fall von London provoziert auf den Wirtschafts-Blogs zunehmend kreative Posts. Hier zwei Beispiele – aus «Harvard Business Review» und «Bloomberg»

Sehr ernst ist die Sache nicht gemeint: Die Schweizer Steuerzahler sollen garantieren, dass das UBS-Personal wegen dem 2,3-Milliarden-Loch nicht auf Boni verzichten muss. Dennoch: Letztlich spiesst «Bloomberg»-Blogger Jonathan Weil mit seiner Forderung lediglich das Problem auf, dass die Volkswirtschaften immer noch zu sehr an den Banken hängen; und wenn AIG vor drei Jahren Milliarden bekam, nur um Boni auszuzahlen, so sei die Idee heute ja noch genauso angebracht.

«Die Schweizer müssen den UBS-Bonuspool retten oder beim Versuch untergehen»: So in etwa der Titel des Eintrags. Jonathan Weil argumentiert, dass die UBS einen massiven Abfluss an Top-Personal gewärtigen müsste, falls es bei den Boni jetzt zu weiteren Einschnitten kommt – keine gute Aussicht für die Schweiz. Auf der anderen Seite seien 2,3 Milliarden doch eine verkraftbare Summe im Vergleich zu den 6 Milliarden, welche der Staat bereits einmal aufwerfen musste; und diese Summe sei eine gute Investition in die Zukunft. 

Ohnehin, so der «Bloomberg»-Autor weiter, sei die UBS ja gar keine richtige Bank mehr: Sie sei eher ein strukturiertes Investmentprodukt, das vom Schweizer Staat garantiert werde. Die Aktionäre agierten dabei als «first loss-holders» – die ersten, wenn es darum geht, Verluste zu übernehmen.

Besonders positiv wäre aber vor allem die Botschaft, welche eine Bonus-Garantie der Schweiz aussenden würde: Würde Bern die Boni der UBS-Leute sichern, dann würde die ganze Welt vermuten, dass es um die UBS katastrophal bestellt sein muss. Ein steiler Abfall des Frankens wäre die direkte Folge. All die teuren Bemühungen der SNB zur Frankenabwertung könnte man sich für lange Zeit sparen. Und dies zum Schnäppchenpreis 2,3 Milliarden Franken.…

«Lächerlich»: Knallharte Abrechnung aus dem Hause MIT

Deutlich ernster der Kommentar, den Michael Schrage in der Online-Version des «Harvard Business Review» veröffentlicht. Mehr noch: Es ist eine der härtesten Abrechnungen, die jüngst mit dem UBS-Management zu lesen waren.

Michael Schrage, ein Wissenschaftler am MIT, ist Spezialist für Digitales Management. Er wirft der heutigen UBS vor allem vor, dass sie nichts aus der Vergangenheit gelernt hat. Er verweist auf drei hauseigene Berichte über die frühere UBS-Krise und bemerkt, dass das Management in jedem dieser Berichte aufgezeigt habe, was zwischen 2007 und 2009 falsch lief. Jetzt aber seien genau diese Aspekte nicht geändert worden.

Die offizielle Erklärung, wonach ein betrügerischer Händler mit fiktiven Trades gearbeitet habe, bezeichnet der MIT-Forscher als «lächerlich (falls überhaupt wahr)». Denn: «Der ganze Zweck eines Risikokontroll-Systems besteht darin, die Möglichkeit von fiktiven Positionen und fiktiven Trades auszuschliessen.» Und dabei sei gerade diese Trennung entscheidend: Positionen und Trades. Ein kompetentes Risikomanagement hätte hier zwei getrennte Ebenen, um jeden Missbrauch zu erkennen. Es deute sich an, dass es im UBS-Risk-Management an Überlappungen und Redundanz fehlte.

Insgesamt kommt er zum Schluss: «Die Schweizer machten einen exzellenten Job bei der Diagnose; sie machten einen miserablen Job bei der Verschreibung der Medizin.»