Der Direktor der Ethos Stiftung Vincent Kaufmann fordert den Kopf von Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner. Der Aktionärsrechts-Vertreter hofft dabei auf einen wichtigen Verbündeten.
Geht es nach Urs Rohner selber, dann bleibt er mindestens bis ans Ende der Turnaround-Phase im Jahr 2018 im Amt. Doch nun könnte sich der Plan der Präsidenten der Credit Suisse (CS) zerschlagen. Mit Blick auf die Generalversammlung vom 28. April machen nämlich immer mehr Stimmrechtsvertreter Front gegen die Strategie des Juristen, der seit 2011 die zweitgrösste Schweizer Bank präsidiert.
Mit besonders deutlichen Worten schiesst dabei Vincent Kaufmann gegen den CS-Präsidenten. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» kam der Direktor des Schweizer Aktionärsrechts-Vertreters Ethos Stiftung gar zum Schluss, dass Rohner der «falsche Mann» für einen Neustart der Bank sei.
Keine klare Strategie zu erkennen
In Rohners Amtszeit habe sich der Aktienpreis halbiert, tausende von Arbeitsplätzen seien verschwunden, es mussten immense Straf- und Entschädigungszahlungen für Fehlleistungen entrichtet werden, donnerte Kaufmann. «Heute ist keine klare Strategie zu erkennen, es sollen nur noch mehr Arbeitsplätze gestrichen werden», so das Verdikt des Ethos-Direktors.
Schon Ende letzter Woche hatte die Stiftung in einer Mitteilung gleich mehrere Traktanden der CS-Versammlung abgelehnt – so die Dividende, die Vergütungen und die Entlastung des Verwaltungsrats. Und ganz explizit stemmte sich Ethos gegen die Wiederwahl Rohners sowie seines Vizepräsidenten Richard Thornburgh.
Findet das Dreieck zusammen?
Ethos ist nicht der einzige Stimmrechts-Vertreter, der auf radikale Änderungen bei der CS dringt. Die noch deutlich gewichtigere amerikanische Glass Lewis stört sich an den Salär- und Bonuszahlungen an das Management und den Verwaltungsrat der Grossbank.
Wie auch finews.ch berichtete, empfiehlt Glass Lewis den Aktionären kurzerhand, das gesamte Kompensationskomitee abzuwählen, nämlich Andreas Koopmann, Iris Bohnet und Kaikhushru Nargolwala.
Richtig unangenehm würde es für Rohner, sollte bei der Generalversammlung ein «Dreieck» der Aktionärsrechtsvertreter zusammenfinden. Dazu fehlt noch der grösste Player in diesem Feld, die ebenfalls amerikanische ISS. Sie kann an Schweizer Aktionärsversammlungen bis zu 20 Prozent der Stimmen bewegen, Glass Lewis 10 Prozent. Decken sich die Forderungen von ISS, Glass Lewis und Ethos, wird es für Verwaltungsräte in der ganzen Schweiz brenzlig.
Was Wunder hofft Kaufmann nun auf ISS. Der grösste US-Stimmrechtsberater, so der Ethos-Direktor, habe sich schon gegen Vergütungsbericht des Pharmakonzerns Novartis ausgesprochen. «Daran gab es in unseren Augen weniger auszusetzen als an jenem der CS. Es könnte also eine spannende GV werden», fand Kaufmann.
Neue Charge für Alexandre Zeller
Ethos hat sich auch bereits Gedanken über die Zeit nach Rohner bei der CS gemacht. Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge des amtierenden Präsidenten brachte Kaufmann Alexandre Zeller oder Andreas Gottschling aufs Tapet. Beide sind bereits als neue Mitglieder des CS-Verwaltungsrats vorgeschlagen. Zeller präsidierte zuletzt die Schweizer Börsenbetreiberin SIX. Es sei aber die Sache des Verwaltungsrates, einen Nachfolgeplan in der Schublade zu haben, betonte der Ethos-Direktor.
Rohner kann solchen Voten derzeit wenig entgegensetzen. Ein Interview mit der Schweizer «Weltwoche», das der CS-Präsident kürzlich gab, hat die Gemüter in der Branche eher noch mehr entfacht, als seine Position zu stärken.
Derweil segelt die von ihm dirigierte Grossbank auf den «perfekten Sturm» zu, wie finews.ch urteilte: Der Steuerstreit in Europa ist neu aufgeflammt, das operative Geschäft ist schwierig – und es klafft noch immer eine Lücke im Kapital. Am 26. April, zwei Tage vor der Generalversammlung, berichtet die Bank über das erste Jahresviertel.