Der Chefökonom der UBS-Investmentbank in London findet erstaunlich klare Worte dafür, was im Fall eines Euro-Kollapses zu tun ist.
Die Botschaft kocht in angelsächsischen Blogs bereits mächtig hoch. Die drei UBS-Mitarbeiter Paul Donovan, Stephane Deo und Larry Hatheway haben dieser Tage einen neuen Report publiziert, in dem sie verschiedene Szenarien über einen Euro-Kollaps entwerfen.
Zwar kommen die drei Autoren einstimmig zum Schluss, dass sowohl ein totaler Kollaps der europäischen Einheitswährung, als auch eine Sezession einzelner Länder der EU kaum Vorteile bringen würde. Deshalb befürworten sie energisch die bestehende Union.
Die richtige Asset-Allocation
Dennoch denken die UBS-Ökonomen das Szenario eines Euro-Kollapses weiter aus und kommen dabei zu erstaunlichen Schlüssen. Namentlich Larry Hatheway (Bild), seines Zeichens Chief Economist & Chief Strategist bei der UBS Investmentbank und seit bald zwanzig Jahren im Sold der Schweizer Grossbank, hat einen separaten Kommentar unter dem Titel «Euro fantasies and other nonsense» verfasst.
Darin schreibt er unter anderem, lineares Denken funktioniere heute, in einer nicht-linearen Welt, nicht mehr. Und ein Euro-Zusammenbruch würde zwangsläufig eine ganze Reihe von nicht-linearen Folgen auslösen.
Der Text, datiert vom 5. Dezember 2011, ist für ausgewählte Kunden gedacht und liegt auch finews.ch vor. Konkreter wird Hatheway, wenn es um die «richtige» Asset-Allocation im Falle eines Euro-Kollapes geht. Denn dann würde das Chaos herrschen.
Ein gewisser Fanatismus
Zwecks Kapitalabsicherung meint er da wörtlich: «Ich vermute, in einem solchen Fall wären verschiedene Vermögensverwerte in Betracht zu ziehen – Edelmetalle, beispielsweise. Aber auch andere Metalle wären ein weises Investment. Darunter Konservennahrung und kleinkalibrige Waffen.»
Das sind ungewohnte Töne aus den Reihen der Schweizer Grossbank. Immerhin stimmt Larry Hatheway damit in den Chor der Weltuntergangspropheten ein, die mit einem gewissen Fanatismus notorisch den Zusammenbruch der herrschenden Ordnung und damit auch des Finanzsystems heraufbeschwören.
Grossbank in Verlegenheit
Selber kehren sie dabei vor, indem sie physisches Gold zwecks Vermögensschutz und als ultimatives Zahlungsmittel horten; Waffen besitzen sie, um sich vor Übergriffen zu schützen, wenn das Chaos ausgebrochen ist.
Bei der Schweizer Grossbank sorgt Hatheways Kommentar für Verlegenheit. Ein Sprecher bestätigte auf Anfrage von finews.ch, dass ein solcher Text von Larry Hatheway tatsächlich existiere. Darin kämen aber sehr persönliche Ansichten zum Ausdruck. Der Text sei auch nicht als Anlageempfehlung der UBS zu verstehen, sondern vielmehr als generelle Einschätzung der aktuellen Situation.
Inzwischen hat selbst die renommierte britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» die Aussagen des UBS-Ökonomen in ihren Spalten kolportiert. Der auch literarisch durchaus lesenswerte Beitrag mit zahlreichen historischen Reminiszenzen dürfte indessen noch für einige Schlagzeilen sorgen.
Horror des 20. Jahrhunderts
Hatheway betont in seinem Kommentar, Break-up-Szenarien liefen zumeist Gefahr, ein böses Ende zu nehmen. Allerdings schliesst der Autor einen solchen Ausgang für den Euro nicht ganz aus. Genauso, wie es falsch gewesen wäre, den Horror in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auszuschliessen, bevor er geschehen sei, argumentiert Hatheway.
Doch es sei tatsächlich sehr schwierig, eine Aufsplitterung des Euro als eine Lösung zu sehen. Darum hofft Hatheway, dass sich Europas Politiker und Behördenvertreter auf Massnahmen einigen können, um einen Kollaps abzuwenden.
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