Mit fast 30 Milliarden Franken an verwalteten Kundengeldern zählt Stanhope Capital zu den führenden unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz. In dieser Position will das Unternehmen andere Akteure übernehmen. Verhandlungen seien derzeit im Gange, sagt CEO Laurent Mazens.
Anfang dieses Monats hat Laurent Mazens die Leitung des unabhängigen Vermögensverwalters Stanhope Capital in der Schweiz übernommen, wie auch finews.ch bereits berichtete. Nun hat sich der Nachfolger von Nicole Curti, die das Unternehmen völlig überraschend verliess, erstmals zu Wort gemeldet.
Mit Stanhope Capital will er nicht nur zu den führenden unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz gehören, sondern sich gleichzeitig intensiv an der Konsolidierung in diesem Marktsegment beteiligen, wie er in einem Interview mit der Westschweizer Finanzplattform «Allnews» am Montag erklärte.
Ehemaliger Kadermann von UBS Warburg
«Wir sind in der Lage, mehrere (unabhängige) Vermögensverwalter aufzunehmen, die nicht die Grösse haben, um ihre Tätigkeit fortzusetzen. Darum führen wir derzeit Gespräche mit Unternehmen, die sich an einen Akteur wie uns andocken möchten», so Mazens. Hinter dem Schweizer Standbein von Stanhope Capital steht die gleichnamige Finanzgruppe, die Daniel Pinto, ein ehemaliger Kadermann der einstigen UBS Warburg, 2004 gegründet hat.
Sie verwaltet derzeit 27 Milliarden Franken und beschäftigt insgesamt 140 Personen an sieben Standorten in der Welt und hierzulande 15 Mitarbeitende. Zur Zielkundschaft zählen sehr vermögende Privatpersonen, Familien und Family Offices. Da der Holding-Sitz des Unternehmens in Genf liegt, zählt Stanhope Capital zu den grössten unabhängigen Vermögensverwaltern der Schweiz.
Sehr zersplittert
«Die Finma ist sich bewusst, dass die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter sehr zersplittert ist, und ihre Regulierung, die notwendig war, die am wenigsten erfolgreichen Akteure ans Licht bringen und eliminieren wird. Ziel ist es, uns als Marktführer in diesem Bereich zu positionieren», sagte Mazens weiter.
Bevor er zu seiner heutigen Arbeitgeberin stiess, arbeitete er im Private Banking der französischen Grossbank Société Générale, sowie bei den hiesigen Grossbanken UBS und Credit Suisse. Die vergangenen zwei Jahren wirkte er als CEO der Genfer Vermögensverwalterin JAR Capital.
Kurioser Abgang
Die Ablösung Nicole Curtis im vergangenen Frühherbst war umso überraschender, als sie erst im März 2022 zur neuen Präsidentin der Allianz Schweizer Vermögensverwalter (ASV) gewählt worden war. In dieser Vereinigung finden die grössten unabhängigen Vermögensverwalter zusammen; die Branche ist angesichts der bis Ende 2022 zwingenden Unterstellung unter die Finma unter scharfer Beobachtung.
Stanhope Capital hat sich bis jetzt nie zu den Gründen von Curtis Abgang geäussert, und auch sie wollte die Demission nicht kommentieren. Inzwischen hat sie ein Verwaltungsrats-Mandat bei der Berner Privatbank Von Graffenried angenommen, wie auch finews.ch berichtete. Bei der ASV amtet sie weiterhin als Präsidentin.