Der weltgrösste Vermögensverwalter will seinen institutionellen Kunden Krypto-Währungen zugänglicher machen. Ein willkommener Schritt für den neuen Partner Coinbase, der vor regulatorischen Problemen steht.
Gegensätzlicher können die Standpunkte kaum sein: Während Tee Fong Seng, der Chef des Private Banking der Genfer Bank Pictet in Asien, mit seiner Aussage «aktuell hat Krypto keinen Platz in Private-Banking-Portfolios» am Vermögensverwaltungs-Gipfel in Singapur für Aufsehen sorgte, geht der weltgrösste Asset-Manager, Blackrock, eine Partnerschaft mit der US-Krypto-Börse Coinbase ein.
Enormer Vertrauensbeweis
Der von Gründer Larry Fink geführte US-Vermögensverwalter will mit dieser Kooperation institutionellen Anlegern Krypto-Währungen direkt zugänglich machen, beginnend mit Bitcoin. Im Rahmen der Vereinbarung können sich Nutzer von Blackrocks institutioneller Anlageplattform Aladdin für Coinbase Prime anmelden, um Zugang zum Krypto-Handel, zur Verwahrung, zum Prime Brokerage und zum Reporting zu erhalten. Um am Krypto-Handel teilnehmen zu können, müssen die Institute Kunden von Blackrock und Coinbase sein.
Die Integration kommt rund vier Monate nach Finks Ankündigung, dass Blackrock Möglichkeiten prüfen würde, seinen Kunden digitale Vermögenswerte anzubieten.
Coinbase Prime ist eine institutionelle Handelslösung mit rund 13'000 institutionellen Kunden, die speziell auf Einrichtungen wie Hedgefonds, Finanzinstitute, Vermögens- und Finanzverwalter zugeschnitten ist. Für das Krypto-Ökosystem von Coinbase ist die Zusammenarbeit mit Blackrock ein riesiger Vertrauensbeweis: Zum Ende des zweiten Quartals 2022 betrugen Blackrocks verwaltete Vermögen 8,5 Billionen Dollar.
Institutionelle springen auf den Zug auf
Die Verbindung zeigt, dass institutionelle Anleger zunehmend Vertrauen in den Kryptomarkt schöpfen. Im laufenden Jahr sind mehrere grosse Finanzplayer neu in den Markt eingetreten oder haben ihre bisherigen Initiativen und Angebote bei digitalen Vermögenswerten ausgebaut.
Blackrock, die Grossbanken J.P. Morgan, Goldman Sachs, die Deutsche Bank oder Morgan Stanley sind nur ein Bruchteil einer wachsenden Liste traditioneller Finanzinstitute, die digitale Vermögenswerte nutzen.
Der diesjährige Crash der Krypto-Währungen scheint der institutionellen Akzeptanz zu helfen, da Finanzakteure, die das Gefühl hatten, den Anschluss verpasst zu haben, die gegenwärtigen Kurse als einen guten Einstiegspunkt werten. Laut Joseph Chalom, Global Head of Strategic Ecosystem Partnerships bei Blackrock, sind die institutionellen Kunden des Unternehmens «zunehmend daran interessiert, sich an den Märkten für digitale Vermögenswerte zu engagieren und konzentrieren sich darauf, wie sie den operativen Lebenszyklus dieser Vermögenswerte effizient verwalten können.»
Zum richtigen Zeitpunkt
Für Coinbase hätte diese Partnerschaft kaum zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Die an der US-Börse kotierten Aktien, die als ein Indikator für die allgemeine Krypto-Stimmung gelten, notieren derzeit rund 65 Prozent unter dem Jahresultimo 2021. Im Zuge der Blackrock-Ankündigung schlossen sie am Donnerstag rund 10 Prozent höher.
Coinbase sieht sich auch mit regulatorischen Problemen konfrontiert. So stehen ein ehemaliger Produkt-Manager von Coinbase sowie zwei mutmassliche Komplizen derzeit vor einem US-Bundesgericht in Manhattan. Der angeklagte Ishan Wahi wird von den US-Strafverfolgungsbehörden und der Börsenaufsicht SEC des Insiderhandels während seiner Tätigkeit bei Coinbase beschuldigt.
Im Visier der US-Börsenaufsicht
Zudem ermittelt Medienberichten zufolge die SEC gegen das Unternehmen wegen des Verkaufs von digitalen Vermögenswerten, die als Wertpapiere hätten registriert werden müssen. Diese Nachricht führte dazu, dass die langjährige Coinbase-Befürworterin und Star-Investorin Cathie Wood im grossen Umfang Aktien der Krypto-Börse verkaufte.