Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht hat die Privatversicherer über neue Regeln beim Swiss-Solvency-Test informiert, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Im Fokus des Regimes steht dabei nicht nur das Risiko steigender Zinsen.
Im Laufe dieses Jahres werden ausgewählte Versicherungsgesellschaften in der Schweiz weitere Stresstests über sich ergehen lassen müssen, wie aus einer Information der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma an Versicherer hervorgeht.
Dies lässt aufhorchen: Mit der Wende bei den Zinsen, wie sie die US-Zentralbank Fed im kommenden März vorgesehen hat, drohen den Assekuranzfirmen nämlich hohe Abschreibung auf ihren Obligationenbeständen. Da die Marktzinsen steigen, die Anlagen in den Büchern aber meist mit Zeitwerten bilanziert werden, müssten in einem solchen Fall auf grossen Teilen der Kapitalanlagen wohl beachtliche Wertberichtigungen vorgenommen werden.
Schieflage früh erkennen
Von finews.ch auf die ungewöhnliche Vorgehensweise mit unterjährigen Zusatztests angesprochen, hiess es von der Finma, dass die Stresstests in den vergangenen zwei Jahren als Mittel der vorausschauenden Aufsicht im Versicherungsbereich eingeführt worden seien. Auf die Frage, welche Gesellschaften die Aufsicht konkret anspricht, antwortet die Finma eher ausweichend. Die Auswahl der Gesellschaften erfolge aufgrund der Grösse und Bedeutung der Versicherungen, hiess es lediglich.
Bei steigenden Zinsen hat die Aufsichtsbehörde aber nunmehr die Möglichkeit, allfällige Schieflagen frühzeitig zu erkennen und Gegenmassnahmen zu ergreifen. Mit den unterjährigen Tests wird das Risikomanagement für den Finanzplatz verfeinert, so die Hoffnung der Behörde.
Libor-Skandal mit Folgen
Doch was hat es mit dem verschickten Dokument an die Assekuranz, das auch finews.ch vorliegt, noch auf sich? Die Erstellung des Swiss-SolvencyTests (SST) sei meist zeitkritisch, daher würden Personen der beaufsichtigten Gesellschaften, die mit der technischen Berechnung der SST-Kennzahlen betraut seien, vorab informiert, erklärte die Finma weiter.
Die Vorbereitung der Privatversicherer durch die Finma auf unterjährige Zusatztests sind jedoch nicht die einzige Änderung. Aus dem Dokument geht auch hervor, dass es wegen der Libor-Ablösung neue Angaben zu einigen Parametern braucht. In der Schweiz hat Ende 2021 der so genannte Saron-Zinssatz den Libor abgelöst, der wegen Manipulation nach der Finanzkrise in Verruf geraten war.
Alternative Werte schwer zu finden
Die SST-Zinskurven für den Euro und Dollar beruhen aktuell noch auf Libor-, respektive Euribor-Daten, da die zugrundeliegenden Märkte noch liquider sind als die sich noch entwickelnden Alternativmärkte. Bezüglich dem Pfund wurde die Datengrundlage laut der Finma bereits auf sogenannte Soina-Swaps gewechselt, da dieser Markt bereits hinreichend liquide ist.
Die Aufseher beobachten die Liquidität in den Zinsmärkten weiterhin genau und werden bei fortschreitender Transition die Datengrundlage auch für den Euro und Dollar anpassen, hiess es auf Anfrage weiter. Den Versicherern stehen also weitere Änderungen ins Haus.