Melanie Sterba betreibt «Take Away Art» und hinterfragt damit gängige Klischees in der Kunstszene. Über die nächsten zwölf Monate verschenkt die Schweizer Künstlerin rund 10'000 handgefertigte Skulpturen und schafft so eine im Kunstbetrieb noch nie gesehene Verwertungsmechanik.

Melanie Sterba ist eine aussergewöhnliche Erscheinung in der aktuellen, stark digitalisierten Kunstlandschaft. Denn als Bildhauerin benutzt sie für ihre Skulpturen so traditionelle Materialien wie Holz, Stein und Metall.

Und ihre Werke weisen stets sichtbare Spuren jener Werkzeuge auf, die bei der Arbeit verwendet wurden. Diese Spuren sollen sichtbare Beweise sein für die Authentizität der einzelnen Exemplare.

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Wisma Atria, Singapur (Bild: finews.art)

Die «Special Edition – Art Flow» umfasst zehn verschiedene Skulpturentypen, die in einer Gesamtauflage von 10'000 Stück im Zinnguss-Verfahren hergestellt wurden und seit Dezember 2024 im Limmattal verteilt werden.

Konkret: Sterba platziert ihre Unikate an öffentlich zugänglichen Orten im Limmattal und schaut, was damit geschieht.

Auf anderen Kontinenten

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Eine Auswahl an Zinn-Skulpturen bei der Quai-Brücke in Zürich (Bild: zvg)

Wer eine solche Take-Away-Art-Skulptur findet, kann sie behalten oder an Ort und Stelle lassen. Manche Leute platzieren die Kunstwerke auch anderswo hin – manchmal sogar in einem anderen Land – auf einem anderen Kontinent.

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Ngee Ang City, Singapur (Bild: finews.art)

Andere wiederum stellen die Unikate zu Hause auf, verschenken sie oder beginnen sie zu sammeln. Über einen QR-Code, der sich auf der Unterseite des Sockels befindet, können die Finderin oder der Finder ein Echtheitszertifikat anfordern.

Neuer Zugang zur Kunst

Mit ihrem Ansatz stellt Sterba die Verwertungsmechanik des Kunstbetriebs in Frage und bietet den Menschen einen unkonventionellen Zugang zur Kunst – sie werden auf einen Schlag Kunstbesitzer!

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Melanie Sterba in Aktion (Bild: Instagram)

Gleichzeitig leistet die Künstlerin einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft: Die rund 80 Gramm schweren Skulpturen bestehen aus recyceltem Zinn, der aus ausgemusterten Zinnobjekten gewonnen wird.

Die Verteilaktion startete Mitte Dezember 2024 am Zürcher Bellevue und geht nun dieser Tage weiter.


  • Art Flow ist ein Kunstprojekt, das sich mit den Herausforderungen der Gegenwart auseinandersetzt. Bis Ende 2025 entstehen zwei Dutzend ortsspezifische Kunstwerke im Limmattal. Die bisherigen sieben Projekte erstrecken sich vom Zürcher Bellevue bis zum Aargauer Wasserschloss und sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Kurator des Projekts ist Christoph Doswald.