Neu eröffnete Wein-Boutique

finews.ch will es genauer wissen. Zwei Wochen später treffen wir Gregor Greber abermals. Diesmal am späten Nachmittag zum Privatissimum in seinem gerade neu eröffneten Wein-Shop, direkt neben dem «NapaGrill». «Streng genommen ist es kein Shop, sondern eine Boutique mit eigener Lounge», hält er zur Begrüssung fest.

Innenarchitektonisch ist der rund 55 Quadratmeter grosse Ausstellungsraum ganz in der Tradition des «NapaGrill» gehalten: viel Holz, dunkle Farben, hohe Decken und eine silberne, überdimensionierte Dollar-Note als Kunst an der Wand.

Grossbank zu Gast

Im hinteren Bereich erschliesst sich dem Besucher nochmals eine mehr als doppelt so umfangreiche Fläche: ein Raum mit einem Hochtisch für Degustationen und zwei angrenzende, grosszügige Sitzungszimmer, die jeder Privatbank als Boardroom gut zu Gesicht stehen würden.

«Unsere Kunden können diese Räumlichkeiten für Business Meetings, Apéros und Veranstaltungen mieten», erklärt Greber. Die erste solche Veranstaltung habe gerade eine Schweizer Grossbank zu aller Zufriedenheit über die Bühne gebracht.

Abbau der Schwellenangst

Der Grundgedanke des neuen Shops bestehe darin, die leider vorhandene Schwellenangst vor den Napa-Weinen abzubauen.

Und damit ist Greber mitten in seinem Element: Unter den Trägern von Vorurteilen gegenüber der kalifornischen Anbauregion gebe es zwei Arten – «jene aus fauler Bequemlichkeit und jene aus mangelnden Kenntnissen».

Fast fünfzig Produzenten

Um die zweite Gruppe bemüht er sich, seit er im Jahr 2015 sein «NapaWine» als Onlineshop auf den Weg brachte. Anfangs importierte er die Weine von zehn Produzenten. Heute sind es fast fünfmal so viele.

«Viele Leute übertragen das Image von Walmart undifferenziert auf amerikanische Weine», sagt er: In den USA sei alles gross – die Mengen, das Ego, die Strassen… Dabei sei die Produzentenstruktur im Napa Valley im europäischen Kontext am ehesten mit dem feingliedrigen Burgund vergleichbar.

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Nach dem Vorbild des «PRESS Napa Valley». (Bild: zVg)

Kaum grösser als Pauillac

«Das Napa Valley misst von Süden nach Norden 16 Kilometer, in seiner Ostwest-Ausdehnung sind es sechs.» Damit sei es flächenmässig in etwa mit dem Pauillac vergleichbar, einer kleinen Denomination des Bordeaux-Gebietes. Über 80 Prozent der Weingüter seien im Familienbesitz, die Mehrzahl auch im europäischen Massstab als klein zu bewerten. Auch die Bündner Herrschaft lässt Greber als Vergleich gelten.

Wie hat er eigentlich seine Leidenschaft für dieses kleine Fleckchen Erde und seine Weine entdeckt? Greber holt weit aus: Das erste Mal ist er 1995 nach Kalifornien gereist. Frisch verheiratet mit Heike Greber, die bis heute seine Ehefrau ist, investierten sie ihre Hochzeits-Dotationen in eine Reise in den Westen der USA. Im Napa Valley hielten sie sich drei oder vier Tage auf und besuchten grosse Namen wie Mondavi, Shafer und Phelps.

Intensive Beziehung zum «Terroir»

Intensiver wurde seine Beziehung zum «Terroir» drei Jahre später. Beruflich befand sich Greber auf dem Sprung vom Bankverein zur Deutschen Bank, was ihm einige Wochen freier Zeit eintrug. Abermals reiste er mit seiner Frau nach Kalifornien. Diesmal blieb das Ehepaar länger im Napa Valley.

«Wie jeder Weinliebhaber habe ich meine ganz persönliche Reise hinter mir.» Lange habe er seinen Keller mit Bordeaux gefüllt und darüber hinaus sehr gerne schwere, süsse Traubensorten wie Shiraz oder Zinfandel getrunken.

Mehr Eleganz

In Kalifornien merkte er, dass viele Napa-Weine die süsse Schwere, die er schätzte, mit mehr Eleganz interpretierten.

In der Folge reiste der Schweizer Finanzfachmann immer wieder ins Napa Valley. Als ihm der Produzent eines seiner liebsten Weine eröffnete, dass sein Schweizer Importeur die Zusammenarbeit beenden wolle, trommelte Greber gleichgesinnte Freunde zusammen.

Im Notfall: Selber trinken

Gemeinsam gründeten sie im Jahr 2014 «NapaWine» mit 250’000 Franken. Das Konzept war so einfach wie einleuchtend: Was man nicht über den Onlineshop und die Gastronomie verkaufen könne, würde der Club von zehn Investoren einfach selbst austrinken.

Doch ein Schritt ergab den nächsten. Per Zufall entdeckte Greber im Jahr 2017, dass auf dem ehemaligen Hürlimann-Areal ein grosszügig bemessenes Restaurant den Betrieb eingestellt hatte: Er wollte im Zusammenhang mit seiner Leonteq-Beteiligung in dem besagten Lokal ein Treffen abhalten und stand vor dauerhaft verschlossener Türe.

«Verrückte vertikale Integration»

Kurzerhand entschied er sich, die Liegenschaft von PSP anzumieten und darin den «NapaGrill» nach dem Vorbild des legendären «PRESS Napa Valley» einzurichten. Der Support von PSP-CEO Giacomo Balzarini half, dass man sich in den alten Stallungen der Hürlimann-Brauerei einmieten durfte.

«Wenn man es richtig bedenkt, war es eine ziemlich verrückte vertikale Integration: vom wenig kapitalintensiven Online-Geschäft zum deutlich kapitalintensiveren Restaurant-Business.»

Mitglieder-Club

Eine Innovation, der Greber auch mit alten Kapitalmarktkontakten auf die Sprünge half: Er rief den heute gut frequentierten «NapaGrill Circle» ins Leben. Mitglieder – Freunde, Privatpersonen und Firmen – zahlen jährlich 10’000 Franken im Voraus ein, die sie dann im Restaurant «NapaGrill» oder bei den Events, wie jenem mit Jayson Hu, dem Erfinder der «Fairest Creature»-Weine, verkonsumieren können.

Heute ist Gregor Greber, der meistens mehrmals pro Jahr nach Kalifornien reist, in den beschaulichen Strukturen der Destination eine Berühmtheit. Geht er morgens zum Bäcker, wird er angesprochen. Fast fünfzig Produzenten vertrauen auf seine Dienste als Importeur in die Schweiz.

Zürich vor London und Paris

Seine Stellung ist heute derart, dass ihn Linda Reiff, die seit fast 30 Jahren als Präsidentin der prominenten Branchenvereinigung «Napa Valley Vintners» amtiert, als wichtigsten Napa-Botschafter in Europa bezeichnete. Damit lässt Zürich europäische Lifestyle-Hauptstädte wie London, Paris und Berlin hinter sich. Und es ist das Werk Gregor Grebers.

Mit dem «NapaGrill» war sein Napa-Imperium im Jahr 2017 fürs Erste komplett: Zürichs bestes US-Beef, das Greber vom preisgekrönten Beef-Affineur Bryan Flannery aus den USA bezieht, in Kombination mit den besten Weinen Kaliforniens. Mittlerweile umfasst die Weinkarte des «NapaGrill» über eintausend Weine aus dem Napa Valley, vom berüchtigten «Screaming Eagle» bis zu den edlen Produkten von «Harlan Estate» und stolz auch die legendären Gewinner-Weine des Paris-Tasting («Stag’s Leap» und «Montelena») aus dem Jahre 1973.

Lesen Sie nachfolgend im letzten Teil, wie das symbiotische Business-Modell von «NapaGrill» und «NapaWine» funktioniert und was Gregor Greber auf dem Finanzplatz vorhat.