Ob ein vierblättriges Kleeblatt im Allgemeinen Glück bringt, ist umstritten. Im Speziellen hingegen ist es empirisch erwiesen: Dann nämlich, wenn es als «Quadrifoglio» die Karosserie eines Alfa Romeo Giulia schmückt. Mehr italienisch inspirierte Fahrfreude zu diesem Preis gibt es nicht.
Ein potenter Motor in Verbindung mit Heckantrieb und der Möglichkeit, Stabilisierungs- und Sicherheitssysteme auszuschalten: Das sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die Grundzutaten für italienisches «Corsa»- respektive Rennstrecken-Feeling. Die meisten Ferraris, Lamborghinis und Maseratis sind nach dieser Rezeptur aufgebaut.
Und, in preislich zugänglicheren Sphären, die «Quadrifoglio»-Ausführungen der Alfa-Romeo-Modelle Giulia und Stelvio.
520 Pferdestärken
Wir haben die Giulia-Quadrifoglio-Limousine mit ihrem 520 PS starken 2,9-Liter-V6-Bi-Turbo-Motor über die Strassen gejagt. Natürlich handelt es sich bei dem komfortablen Vier- bis Fünfsitzer nicht um einen reinrassigen Sportwagen. Aber es ist eindrücklich, wie viel Fahrfreude «Made in Italy» diesem Auto eingeimpft wurde.
Der Schlüssel zum Glück liegt in diesem Fall im «Corsa»-Modus: Dabei werden sämtliche Stabilisierungs- und Sicherheitssysteme ausgeschaltet. Dann gebärdet sich das Auto wie ein junges Pferd, das noch nicht zugeritten ist. Die Ansprache der Lenkung ist wunderbar direkt, das Hantieren mit den Schaltwippen am Lenkrad bereitet Freude.
Fahrdynamik von hinten
Die Kräfte der Physik wirken ungefiltert auf das Gefährt und seinen Fahrer. Man muss also schrittweise ein Gefühl entwickeln für die brachiale Fahrdynamik, die vom Hinterradantrieb ausgeht. Auf nasser, kurviger Fahrbahn ist es klug, die italienische Diva nicht zum Äussersten zu reizen.
Klar, es gibt noch sportlichere Autos als den Alfa Romeo mit einer Beschleunigung von 3,9 Sekunden von 0 auf 100 und einer Höchstgeschwindigkeit von 307 Kilometer pro Stunde.
Ungefilterte Fahrfreude. (Bild: Stellantis, zVg)
So viel ungefilterte Fahrfreude und Konzentration auf das Wesentliche hat heutzutage allerdings Seltenheitswert. Und das in einem geräumigen Auto, das sich ohne Umschweife auch für lange Fahrten empfiehlt.
Anleihen an eine reiche Geschichte
Darin liegt das eigentlich Spezielle dieses Modells: Es verfügt zwar über moderne Annehmlichkeiten wie Smartphone-Anbindung, Tempomat mit Abstandskontrolle, Stabilisierungssysteme etc. Diese spielen sich aber optisch nicht in den Vordergrund. Der Display in der Mittelkonsole zählt wohl zum Diskretesten, was in dieser Fahrzeugklasse anzutreffen ist. Und über den «Corsa»-Modus haben wir bereits gesprochen...
Alfa Romeo legt mit dem Giulia Quadrifoglio noch einmal Zeugnis ab von seinem reichen Erbe im italienischen Rennsport. Ins kollektive Gedächtnis der automobilen Menschheitsgeschichte hat sich die charakteristische Front von Alfa Romeo mit dem «Trilobo» seit Jahrzehnten eingebrannt als Synonym für sportliches Fahren auf Italienisch, bestehend im dreieckig angeordneten Kühlergrill mit den auf beiden Seiten horizontal angeordneten Kühllufteinlässen.
«bella figura»
Ob es ein Serienmodell mit vergleichbaren Eigenschaften nochmals geben wird, steht allerdings in den Sternen. Der Zeitgeist ist dieser Art von Auto nicht besonders gewogen. Insofern müssen wir den Giulia Quadrifoglio momentan so behandeln, als wäre er Abschluss und gleichzeitig Krönung einer Ära.
Die beiden Quadrifoglio-Geschwister Giulia (l) und Stelvio. (Bild: Stellantis, zVg)
Von aussen macht die ins Sportliche modifizierte Fassung des Alfa Romeo Giulia «bella figura». Ins Auge stechen das vorwitzige vierblättrige Kleeblatt und diverse Carbon-Applikationen, die dem Auto ein sportliches aber unaufdringliches Aussehen verleihen. Das Design folgt der Funktion: Im fahrbereiten Zustand wiegt das Auto freundliche 2,15 Tonnen, was den Fahreigenschaften entgegenkommt.
Unter dem Strich findet finews.ch: In Gestalt des Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio können sich Freunde des sportlichen Fahrens italienischer Prägung mit Verbrennermotor mutmasslich eines der letzten Serienautos gönnen – eine Anschaffung, die bestimmt lange Freude bereitet. Erhältlich ab 109'990 Franken.