Die 90. Ausgabe des Pariser Autosalons – Mondial de l'Auto Paris 2024 –, die vom 14. bis 20. Oktober stattfindet, stellt Elektrofahrzeuge und SUVs in den Mittelpunkt – in einem angespannten wirtschaftlichen Umfeld voller Herausforderungen. finews.ch fasst die wichtigsten Neuheiten und Trends zusammen.

Von Jérôme Marchon

Nach einer eher lauwarmen Ausgabe im Jahr 2022 gewinnt die Pariser Automesse wieder an Attraktivität. Das grosse Event von einst ist es zwar immer noch nicht – so fehlen weiterhin viele Marken, insbesondere Luxus- und Sportwagenhersteller.

Abgesehen vom bereits ausverkauften Alfa Romeo 33 Stradale und dem Delage D12 gibt es lediglich eine begrenzte «Dream Zone», in der einige Aston Martins, Bentleys und Rolls-Royce ausgestellt sind.

Die Deutschen sind zurück

Zurück in Paris: BMW. (Bild: zvg)

Doch die Rückkehr von Volkswagen, Audi und BMW zu einer Messe ausserhalb Deutschlands ist ein positives Zeichen. Fünf Hallen auf dem Gelände der Porte de Versailles beherbergen 47 Hersteller, die 25 Weltpremieren präsentieren, und bis zu 500'000 Besucher werden bis Sonntag, den 20. Oktober, erwartet.

Einerseits hat die Abwesenheit des Genfer Autosalons den Terminkalender der Hersteller etwas entzerrt. Und andererseits erklärt auch ein gewisser Druck das neu erwachte Messefieber der Branche: den chinesischen Konkurrenten nicht das Feld zu überlassen, und die Notwendigkeit, in einem schwierigen Markt den Kontakt zu einer orientierungslosen Kundschaft wiederherzustellen.

Düsteres Marktumfeld

Zwischen dem 1. Januar und Ende August 2024 stiegen die Neuwagenverkäufe in Europa nur um 1,4 Prozent. Im August mussten Branchenriesen wie VW (-14,8 Prozent) und Stellantis (-29,5 Prozent) deutliche Rückgänge hinnehmen.

Gleichzeitig sank die Nachfrage nach Elektroautos im August um 43,9 Prozent, und das bereits den vierten Monat in Folge. Die Automobilhersteller müssen ihre Bemühungen verstärken, um das Interesse der Verbraucher zu wecken, während ihre Produktionskapazitäten weiterhin chronisch unausgelastet sind.

Vollelektrisch als Ziel

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Der elektrische Renault 5. (Bild: zvg)

Der französische Hersteller Renault, der Automessen als strategischen Bestandteil seines Marketingplans betrachtet, tritt in Paris stark auf. Die Messe fällt mit der Markteinführung des elektrischen Renault 5 zusammen – einer Neuinterpretation des ikonischen Modells aus den 1970er- und 80er-Jahren. Mit Nostalgie und Kindheitserinnerungen will der Autobauer Kunden ansprechen, die Elektroautos noch skeptisch gegenüberstehen.

Der Renault 5 wird durch den neuen Renault 4 ergänzt, der als Weltpremiere vorgestellt wird und dasselbe Konzept verfolgt, jedoch in vielseitigeren, familienorientierten Dimensionen. Damit scheinen die Kreativteams von Renault, unter der Leitung von Luca de Meo, eine erfolgversprechende Richtung gefunden zu haben. Das Unternehmen präsentiert ausserdem Konzeptfahrzeuge für den Renault 17 sowie den kommenden Twingo, der 2026 erwartet wird und sich an den Linien der ersten Generation von 1991 orientiert.

Sportliche Neuigkeiten bei Alpine

Bei Alpine feiert der sportliche A290, eine Variante des Renault 5, sein Debüt. Dazu kommen zwei Concept Cars: der A390_β, der zu 85 Prozent das zukünftige viertürige elektrische Coupé der Marke vorwegnimmt, sowie der Alpenglow, einem Laborfahrzeug mit einem wasserstoffbetriebenen V6-Verbrennungsmotor.

Schliesslich stellt Dacia den Bigster vor, einen Familien-SUV im C-Segment, der diese hart umkämpfte und strategische Kategorie aufmischen soll, ähnlich wie der Duster es seit 2010 im B-Segment getan hat.

Überraschung der Messe

Stellantis verfolgt unterdessen eine vorsichtigere Strategie in Bezug auf Elektrofahrzeuge und setzt auf Multi-Energie-Plattformen. Peugeot präsentiert seine E-408 Limousine, womit die Marke nun für jedes Modell in ihrer Palette eine 100-prozentige Elektroversion anbietet.

Citroën bringt den familienfreundlichen C3 Aircross SUV, der sowohl in einer Benzin- als auch in einer Elektroversion erhältlich ist. Die Überraschung der Messe ist der zukünftige C5 Aircross, der als Konzeptfahrzeug präsentiert wird und zu 95 Prozent dem marktfähigen Modell entspricht. Alfa Romeo bringt den Junior mit, der sowohl als Hybrid- als auch als Elektroversion erhältlich ist.

Audi Q6 Sportback

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Neuer Audi Q6 Sportback. (Bild: zVg)

 Unter den städtischen Elektro-SUVs enthüllt Mini den Aceman, während Kia seinen EV3 vorstellt. In den höheren Segmenten stellt Ford den Capri vor, und Cadillac präsentiert die Modelle Optiq und Lyriq. Audi zeigt seinen elektrischen Q6 Sportback SUV neben den A5- und Q5-Verbrenner-Modellen.

Und die Chinesen? Ihre Präsenz ist bemerkbar, jedoch deutlich entfernt vor der Übermacht, die manch einer befürchtet hatte.

Chinesen nehmen Luxussegment ins Visier

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Erster Auftritt des Leapmotor B10. (Image: Courtesy)

Leapmotor, dessen internationale Distribution bei Stellantis liegt, feiert sein europäisches Debüt mit der Vorstellung von vier Modellen, die vom Stadtauto T03 bis zum Sechssitzer C16-SUV reichen. Xpeng, ein von Alibaba und Didi (den chinesischen Pendants zu Amazon und Uber) unterstütztes Startup, setzt auf Hightech-Premium-Fahrzeuge, darunter den G9 SUV und die Limousine P7+.

Skyworth, ursprünglich ein Elektronikhersteller, produziert seit 2020 Elektrofahrzeuge und steigt 2024 mit einer Palette von vier Modellen, darunter ein Nutzfahrzeug, in den europäischen Markt ein. Schließlich positioniert sich Hongqi, der offizielle Fahrzeuglieferant für chinesische Regierungspersönlichkeiten, als «neue globale Luxusmarke», die Bentley und Rolls-Royce in puncto Präsentation Konkurrenz machen will.

BYD an der Seitenlinie

Die chinesische BYD als weltgrösster Hersteller von «New Energy Vehicles» ist in Paris präsent, aber ohne wesentliche Neulancierungen.

Der anhaltende Trend auf der Messe sind SUVs, die fast drei Viertel der weltweiten Neuvorstellungen ausmachen. Dies spiegelt die Marktrealität wider, steht jedoch im Widerspruch zu den Herausforderungen der Branche, wie den immer strengeren Emissionsnormen und der Notwendigkeit, Elektrofahrzeuge für die breite Masse zugänglich zu machen.

Anhaltender SUV-Trend

SUVs sind schwerer, weniger effizient und teurer als andere Fahrzeugklassen. Abgesehen von einigen chinesischen Modellen sowie den Citroën ë-C3 und Renault 5, die bei rund 20'000 Euro starten, liegen die Basispreise der meisten neuen Modelle zwischen 35'000 und 40'000 Euro.

Vieles deutet in die Richtung einer automobilen Zukunft, die nachhaltiger und weniger emotional geprägt ist.

Nachhaltiger und weniger emotional

Hersteller stehen im Spannungsfeld zwischen der Jagd nach Volumen und nach Margen. Dabei könnte der Schlüssel zum Erfolg darin liegen, neue Technologien schnell und für alle zugänglich zu machen – und damit das für den Kontinent wichtige industrielle Ökosystem aufrechtzuerhalten.

Andernfalls könnte ein erbitterter Preiskrieg ausbrechen, mit potenziell dramatischen Folgen. Die jüngsten Ankündigungen von Stellenabbau und Werksschliessungen wären davon nur ein Vorbote.


Jérôme Marchon ist freier Automobiljournalist aus der Westschweiz. Er ist Chefredakteur von «Contact!», dem Mobilitätsmagazin des Journal de l'Immobilier/Le Temps, und regelmässiger Mitarbeiter verschiedener anderer Medien.