Ein guter Sommelier ist Ihr wichtigster Verbündeter. Aber er benötigt einige Hinweise von Ihnen, um Sie optimal zu beraten. Geben Sie ihm einige Anhaltspunkte, beispielsweise, ob Sie für eine Menüfolge unterschiedliche Weine wählen möchten oder einen Wein durchgängig trinken möchten. Deuten Sie auf der Weinkarte auf Weiss- und Rotweine, die Sie in Betracht ziehen, und fragen Sie dann nach seiner Empfehlung.

So hat der Sommelier eine erste Einschätzung, in welche Richtung Sie gehen möchten – und kennt auch in etwa Ihr Budget. Ein guter Sommelier wird Ihnen Alternativen vorschlagen, die sich in einer ähnlichen Preislage befinden und Ihnen erläutern, warum diese Weine möglicherweise noch interessanter sind oder noch besser zu den jeweiligen Speisen passen. Ein erfahrener Sommelier, der Sie als Stammgast gewinnen möchte, zeigt Ihnen auf der Weinkarte die empfohlenen Weine. So können Sie mit einem Blick feststellen, ob der Wein dem Budget für dieses spezifische Essen entspricht.

Falls der Sommelier dies nicht tut, sondern Ihnen nur in lyrischen Tönen den Wein beschreibt, fragen Sie danach, wo Sie diesen Wein auf der Weinkarte finden, denn auf eine anschliessende Diskussion der Spesenabrechnung, die einen sehr teuren Wein enthält oder auf betroffene Gesichter in der Runde, wenn die Rechnung anschliessend geteilt werden soll, können Sie gerne verzichten.

5. ...doch das Restaurant hat keinen Sommelier

Da wählen Sie am besten die Weine, bei denen Sie sicher sein können, dass die Mehrzahl der Gäste, die am Tisch sitzen, damit zufrieden sind. Beim Weisswein liegen Sie mit einem guten Riesling, Sauvignon Blanc oder Sancerre in der Regel richtig. Vermeiden sollten Sie Chardonnay oder andere Weissweinsorten, die oft im Eichenfass fermentiert werden. Das können exzellente Weine sein; zu gross ist jedoch die Gefahr, dass jemand aus Ihrer Runde darauf mit Kopfschmerzen reagiert. Daher lieber den sicheren Weg gehen.

Bei Rotweinen wird es schon ein wenig schwieriger. Denn es gibt zwar sortenreine Pinot Noirs, Merlots, Syrahs oder Sangiovese-Weine. Die Mehrzahl der Rotweine besteht jedoch aus einer Kombination dieser Trauben. Zudem gibt es hier von Land zu Land bestimmte Eigenheiten, die ein tieferes Weinwissen erfordern.

Beim Rotwein ist es daher in der Regel sicherer, sich auf Weingüter mit konstanter Qualität zu konzentrieren oder die Publikumslieblinge wie einen Barbera oder einen Bordeaux mittlerer Preislage zu wählen. Auch hier sollten Sie am besten auf Nummer sicher gehen und Weine wählen, die sie selbst kennen.

6. Nase, Augen und Mund

In dieser Reihenfolge. Die umfangreichsten Eindrücke von einem Wein erhalten wir über die Nase. Lassen Sie den Probeschluck sanft im Weinglas kreisen und konzentrieren Sie sich zunächst ausschlisslich auf den Geruch. Riecht der Wein nach Kork, werden Sie es leichter riechen als schmecken. Auch alles andere ist über die Nase einfacher zu entdecken. Duftet der Wein leicht und elegant, oder ist er eher breit oder bitter im Geruch? Der erste Eindruck täuscht nicht. Wenn Ihnen der Wein nicht zusagt, keine falsche Scheu, sagen Sie es sofort, versuchen Sie es zu begründen, und bitten Sie den Sommelier um einen anderen Wein.

Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie einen Korkton entdeckt haben, bitten Sie denjenigen, der Ihnen den Wein serviert hat, selbst zu kosten, um Sicherheit zu gewinnen. Es gibt Zweifelsfälle, und nur in Toprestaurants können Sie davon ausgehen, dass der Sommelier den Wein selbst zuvor auf Kork kontrolliert hat. In allen anderen Restaurants ist es besser, an dieser Stelle diskret nachzufragen, bevor der Rest des Tisches aufmerksam wird.

Auch die Farbe des Weines, die Art, wie er sich an der Wand des Glases verhält, verrät Ihnen sehr viel über die Qualität des Weines. Ist der Wein leicht moussierend, bildet er schmale spitze Bögen oder gleitet er eher langsam, fast ölig am Glas herab? Die Probe im Mund gibt zusätzlichen Aufschluss darüber, ob der Abgang einhält, was der Auftakt verspricht. Ein ausgezeichneter Wein hat beides: ein gutes Entree und einen guten Abgang.

7. Immer wieder

Freuen Sie sich, wenn man Sie bittet, den Wein für eine Gruppe auszusuchen. Die Chancen stehen gut, dass Ihnen diese Rolle dann immer öfter zufällt. Und je mehr Weinkarten Sie lesen und vergleichen, desto grösser werden Ihr Wissen und die Möglichkeit, ein Restaurant auch in dieser Hinsicht einzuschätzen.

Sie werden auf den ersten Blick sehen, ob die Weinliste nur das übliche Standardrepertoire an Weinen enthält (in der Regel eine Folge erfolgreicher Weinvertriebsgesellschaften im Restaurantbereich), oder ob die Weinkarte mit Ambition zusammengestellt wurde und unbekannte Schätze enthält. Dieser erste Check ist dann auch ein wichtiger Hinweis, wie weit Sie der Empfehlung des Weins im Restaurant folgen oder sich lieber verstärkt auf Ihre eigenen Kenntnisse verlassen sollten.

Last but not least: Die Chance, dass Sie einen guten Wein genissen können, der Ihrem eigenen Geschmack entspricht, steigt exponential, wenn Sie ihn für die Tischrunde auswählen.