Die UHNWI wollen ihre Cash-Bestände abbauen und wieder grössere Risiken eingehen. Die Durststrecke für Private Banker ist damit nicht vorbei.
Der Aktien-Anteil wird eher abgebaut, dafür wagen sich die Menschen mit Geld wieder stärker in Alternative Anlagen: Dies das Ergebnis einer Umfrage unter Superreichen in den USA. 48 Prozent der befragten Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWI) planen, dieses Jahr stärker in Rohstoffe zu investieren, und 45 Prozent sehen einen Ausbau bei ihren Immobilien-Investments vor.
Insgesamt legen die vermögenden Menschen offenbar wieder etwas mehr Mut und Zuversicht an den Tag: 36 Prozent gaben an, ihre Cash-Bestände in diesem Jahr abbauen zu wollen.
Kunst, Gold, Grundbesitz
Die Umfrage führte das Institute for Private Investors bei seinen Mitgliedern durch. Das IPI mit Sitz in New York ist eine Beratungs- und Netzwerk-Organisation für vermögende Familien und deren Berater; es hat 1'100 Mitglieder mit einem Minimum-Anlagevermögen von 30 Millionen Dollar, jeder zehnte könne sogar 200 Millionen Dollar und mehr investieren.
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis der diesjährigen Umfrage war, dass mehr als die Hälfte der Befragten ihre Direktinvestionen und Private Equity erhöhen möchten: 55 Prozent planen, ihre Beteiligung an einem Unternehmen auszuweiten. Ebenfalls registriert die Umfrage ein gestiegenes Interesse an konkreten Objekten – Kunst, Gold sowie Grundbesitz.
Die Ergebnisse deuten einerseits an, dass sich die UHNWI langsam von der Seitenlinie entfernen und wieder ins Spiel eingreifen möchten. Doch dies tun sie offenbar weiterhin mit Skepsis gegenüber den Finanzmärkten.
Gesucht: Reale Gesellschaften mit realen Geschäften
«Der gängige Refrain war dieses Jahr, dass die Investoren ihre Exposure an den allgemeinen Märkten abbauen wollen. Sie verlassen sich weniger auf Finanzinstrumente und Trading-Strategien», sagt Charlotte Beyer, die Geschäftsführerin des Institute for Private Investors. «Viele positionieren sich auch weiterhin defensiv.»
Und IPI-Direktorin Mindy Rosenthal kommentiert: «Die Familien berichteten uns, dass sie nach nicht-öffentlichen Anlagen suchen, mit einem Schwergewicht auf private Firmen und Liegenschaften. Mehr Investoren als früher sagten, dass sie reale Gesellschaften mit realen Geschäftstätigkeiten unterstützen wollen – inklusive Startups. Und dies weltweit.»
Ein Resultat, das den Politikern wie den Wirtschaftsführern in den USA zu denken geben müsste, lautet denn auch: Eine erhebliche Gruppe der befragten Reichen plant, ihre Beteiligungen an internationalen Firmen zu erhöhen. Konkret sagten 44 Prozent, dass sie entsprechende Aktien im Ausland suchen. Der Trend zur internationalen Streuung war schon bei der IPI-Umfrage früherer Jahre feststellbar gewesen.
Durchschnittsrendite im letzten Jahr: 4,9 Prozent
Bei der Umfrage des letzten Jahres waren allerdings Festverzinsliche sowie Long-only-Aktienstrategien stärker im Fokus gestanden.
Die Bilanz des letzten Jahres wird als bescheiden, allerdings nicht gerade als enttäuschend dargestellt: Im Schnitt erwarteten die Befragten, dass ihr Portfolio 2011 eine Performance von 4,9 Prozent erzielte – bei einem Plus von 2,1 Prozent beim S&P500, Dividendenerträge inklusive (Die Umfrage war im Dezember gemacht worden). Fürs laufende Jahr prognostizieren die befragten amerikanischen UHNWI im Schnitt eine S&P-Rendite von 6,4 Prozent.