Noch vor kurzem galten die Weine der Fürstlichen Hofkellerei als unspektakulär. Das ändert sich, seit Stefan Tscheppe das Management der Weingüter in Vaduz und im österreichischen Weinviertel übernommen hat. finews.ch hat den ambitionierten Wein-Macher besucht – und dabei auch erfahren, welche Weine der Fürst am liebsten trinkt.

Was die pittoreske Szenerie angeht, ist die Fürstliche Hofkellerei in Vaduz eines der schönsten Weingüter weit und breit. Ihr Herzstück ist das Hauptgebäude, das sowohl der Produktion als auch als Repräsentation dient. Es beherbergt auch einen kleinen, aber bemerkenswert gut sortierten Weinladen sowie, als zentralen Schauplatz unseres Besuches, einen einladenden Tasting-Room.

Vor dem grossen Holzportal der Hofkellerei stehend, wandert der Blick über den Rebberg «Herawingert» hinauf zum Restaurant Torkel, das ebenfalls zur Hofkellerei gehört und über eine der am höchsten dekorierten Küchen in der Gegend verfügt: 1 Michelin-Stern, 16 Gault-Millau-Punkte. Noch weiter oben hebt sich Schloss Vaduz majestätisch von der imposanten Bergkulisse ab.

Erstaunlicher Wandel

Wir sind allerdings nicht gekommen, um das Postkarten-Idyll zu geniessen, sondern um zu schauen, wie es um die Fürstliche Hofkellerei bestellt ist. Lange galten ihre Weine als eher bieder und langweilig. Doch seit einiger Zeit tut sich Erstaunliches. Zahlreiche gehobene Restaurants entdecken die Weine des Fürsten von und zu Liechtenstein, bei Prämierungen erreichen sie teils Spitzenwerte.

Wie kommt das? Seit fast sechs Jahren amtiert der Österreicher Stefan Tscheppe als Weingutsleiter -gemeinsam mit Prinzessin Marie, die anno 2013 innerfamiliär die Verantwortung für die Weingüter übernahm. Zu diesem Zweck liess sie sich zur Sommelière ausbilden.

Spaziergang durch den Rebberg

Stefan Tscheppe wiederum entstammt einem bekannten Weingut in der Südsteiermark. Neben reichhaltigen Erfahrungen und Ausbildungen in der Wein-Produktion, verfügt er über betriebswirtschaftliche Ausbildungen an der Wirtschaftsuniversität Wien und an der Graduate School of Management der University of California, Davis.

Gemeinsam hat das Duo dem Sortiment eine Verjüngungskur verordnet und zahlreiche Weine neu komponiert.

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Blick vom «Herawingert» auf Schloss Vaduz. (Bild: zVg)

Gleich bei der Begrüssung durch Stefan Tscheppe wird klar: Hier steht ein Mann der Tat, der die Hofkellerei auf Vordermann trimmt. Schnellen Schrittes führt uns der grossgewachsene, sympathische und auskunftsfreudige Weingutsleiter ein paar hundert Schritte in den Rebberg hinein.

Hohe Messlatte

Mit nur 4 Hektaren, die mit Blauburgunder bebaut sind, liegt die Produktionskapazität des «Herawingert» weit unter der Nachfrage. «Klimatisch und von den Böden her ist Liechtenstein praktisch identisch mit der Bündner Herrschaft», erklärt Tscheppe. Seine Ambition ist es, einen Spitzen-Pinot zu keltern, der sich mit den besten Herrschäftlern messen kann.

Tscheppe zeigt uns die neueste Errungenschaft: Einige Rebzeilen sind versuchsweise mit aufspannbaren Netzen versehen, welche bei Bedarf die Ernte vor Hagel schützen sollen. «2021 und 2023 haben wir einen grossen Teil der Ernte durch Unwetter verloren – in Anbetracht der ohnehin geringen Menge war das sehr bitter.»

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Produktion und Repräsentation: Fürstliche Hofkellerei in Vaduz. (Bild: zVg)

Gemeinsam mit Stefan Tscheppe finden wir uns im Tasting-Room ein, wo uns der Wein-Macher einige neuere Kompositionen vorstellen möchte und uns «en passant» verrät, welcher Wein aus eigener Produktion zu den Favoriten des Fürsten Hans Adam II. gehört.