Weine im Sommer machen Spass, wenn sie frisch, fruchtig, leicht und bekömmlich sind. Weinkolumnist Peter Keller hat für finews.ch fünf Geheimtipps in drei Farben ausgewählt, die ihm in letzter Zeit besonders gut gefallen haben.

Den Sommer verbringt man meistens draussen, auf der Terrasse, im Garten, beim Apéro am See oder Fluss. Da darf das passende Glas Wein nicht fehlen. Doch an heissen Tagen ist ein schweres, alkoholreiches Getränk, egal ob weiss oder rot, nicht gerade die ideale Wahl.

Ein guter Sommerwein präsentiert sich im Idealfall frisch, bekömmlich, delikat, fruchtig und unkompliziert – aber trotzdem mit gewissen Ambitionen. Die Farbe spielt weniger eine Rolle. Es muss nicht zwingend Weisswein sein.

Rosé voll im Trend

Rotwein geht ebenso gut. Im Trend bei vielen Konsumenten sind jedoch Rosés. Neben vielen banalen Tropfen findet man zunehmend qualitativ gute Alternativen in Pink. Aber trocken müssen sie sein.

Wein ist und bleibt glücklicherweise eine Geschmackssache. Ich habe in den vergangenen Tagen eine Reihe von exzellenten Sommerweinen genossen. Fünf besonders geschmackvolle Beispiele in allen drei Farben seien hier vorgestellt. Sie stammen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich sowie Spanien und sollen die warme Jahreszeit genussvoll bereichern.

St. Saphorin Les Blassinges 2018, Pierre-Luc Leyvraz, Waadt

Chasselas ist der König im Waadtland. Die weisse Sorte wird oft etwas despektierlich behandelt. Wer jedoch Weine von Spitzenproduzenten wählt, ist erstaunt über die Qualitäten – wie bei diesem im Stahltank ausgebauten Cru aus dem Lavaux.

Helles Gelb, schöne Aromatik mit floral-mineralischen Noten, trocken, leicht, frisch, elegant, geradlinig. Ein unkomplizierter und dennoch sehr schöner Wein. Perfekt zum Apéritif. Kostenpunkt 18 Franken.

Nackter Riesling 2018, Weingut Katrin Wind, Pfalz (DE)

Riesling rockt – erst recht im Sommer. Manche Weine sind wie Bergwasser: reintönig, klar, frisch, animierend. So auch dieses famose Gewächs der jungen wie talentierten Winzerin Katrin Wind.

Sie mag geradlinige, nackte Weine ohne irgendwelchen Schnickschnack. Das belegt der 2018er auf eindrückliche Art und Weise. Er ist vielseitig einsetzbar, etwa zu leichten Fischgerichten; für 21 Franken.

Rosé Classic 2019, Château Ollieux Romanis, Languedoc (FR)

Rosa ist die Modefarbe dieses Sommers. Aus diesem Grund habe ich vor einiger Zeit mehr als 30 Beispiele in einer Blinddegustation getestet. Gewonnen hat dieser Vertreter aus dem Süden Frankreichs, gekeltert aus Grenache und Cinsault.

Es ist ein Bilderbuch-Rosé: trocken, geschmackvoll, leicht mit lediglich 12 Prozent Alkohol, erfrischend, zugänglich. Er begleitet Kalbfleisch, Geflügel und Gemüsegerichte vorzüglich. Kostenpunkt: 12.80 Franken.

Sincronia Negre 2018, Barbara Mesquida Mora, Mallorca (E)

Viele Weine von der spanischen Ferieninsel sind schwer und kräftig. Dass es auch anders geht, beweist die ambitionierte Barbara Mesquida Mora. Sie arbeitet biologisch in den Rebbergen und keltert spannungsreiche Weine mit einem bescheidenen Alkoholgehalt.

Trotz der Leichtigkeit fehlt ihnen freilich nichts. Diese Cuvée aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Syrah sowie den einheimischen Sorten Callet und Manto Negro ist fruchtig, saftig, elegant und besticht durch einen schönen Trinkfluss. Top zur Grillade und top im Preis! 14.90 Franken.

Pinot noir Classic 2018, Annatina Pelizzatti, Jenins (CH)

Verschiedene Gründe sprechen für diesen Wahl. Pinot noir ist eine der hochwertigsten Sorten. Annatina Pelizzatti erzeugt daraus filigrane Weine, selbst in einem warmen Jahr wie 2018.

Die Winzerin baut das Gewächs während zehn Monaten im grossen Holzfass aus. So entsteht ein fruchtig-würziger und eleganter Pinot noir mit wenig Tannin und schöner Länge. Eine St. Galler Bratwurst vom Grill und der Bündner Wein machen den Sommerabend zum Hochgenuss: 24 Franken.


 Peter Keller ist Weinakademiker und Weinredaktor der «NZZ am Sonntag».