Der Name «Mini» steht traditionell für britisch-eigenwillige Kleinwagen mit einem spassbetonten Fahrgefühl, das an einen Go-Kart erinnert. Beim neuesten Spitzenmodell «Mini John Cooper Works Countryman All4» opfert der Hersteller ein wenig das Marken-Erbe der Kleinräumigkeit, gewinnt dafür aber substantiell an Alltagstauglichkeit.
Wie gross darf ein Mini sein? An dieser Frage scheiden sich vermutlich die Geister. Für klassische Puristen ist wohl bereits die Fünftürer-Version «Clubman», die erstmals im Jahr 2014 aufgelegt wurde, ein Sakrileg.
Eine ganz neue und etwas unerwartete Antwort auf die Frage gibt die Marke jetzt mit ihrem neuen Top-Modell, dem «John Cooper Works Countryman All4»: 4,45 Meter lang, 1,84 Meter breit, 1,65 Meter hoch und 1'735 Kilogramm schwer ist das Crossover-SUV.
Grösster «Mini» aller Zeiten
Damit handelt es sich um den grössten «Mini», der je gebaut wurde, seit die «British Motor Corporation» (BMC) erstmals im Jahr 1959 einen kleinen Zweitürer unter diesem Namen vorstellte. In den 1960er-Jahren mauserte sich das Auto zum Symbol der britischen Popkultur: eigenwillig und exzentrisch – mit einem leichten Spleen.
Entsprechend gespannt setzen wir uns demnach ans Steuer des (bislang) grössten Minis aller Zeiten. Auf ausgedehnten Fahrten, inklusive deutscher Autobahn, ergründen wir die Seele des Fahrzeugs.
Formschöne Silhouette. (Bild: Mini, zVg)
Im Vergleich zu seinem unmittelbaren Vorgängermodell, dem «Countryman» von 2017, ist das neue Flaggschiff der «Mini»-Palette 13 Zentimeter länger, 21 Zentimeter breiter und 9 Zentimeter höher. Ein Unterschied, der die Insassen durch ein durchaus grosszügiges Raumgefühl belohnt: Man hat nicht mehr den Eindruck, in einem Kleinwagen zu sitzen.
Komfortabel bis vier Personen
Damit verabschiedet sich Mini zwar etwas von der Tradition, erschliesst aber dafür ein neues Kundensegment: In dem neuen Auto finden durchaus vier grösser gewachsene Personen komfortabel Platz.
Erfreulicherweise gehen die grösseren Dimensionen kaum auf Kosten des spassbetonten Fahr-Feelings, für das «Mini» bekannt ist, und das häufig mit Go-Kart-Fahren verglichen wird.
Selbstbewusste LED-Scheinwerfer. (Bild: Mini, zVg)
Der Crossover-SUV ist zwar auf dem Fahrwerk des BMW X1 aufgebaut, zeichnet sich aber gleichwohl durch eine hohe fahrtechnische Eigenständigkeit aus. Hergestellt wird er im Leipziger BMW-Werk.
5,4 Sekunden von 0 auf 100
Für einen sportlichen Auftritt sorgt in unserem Fall ein Twinpower-Turbo-Benzinmotor mit 4 Zylindern und 2 Litern Hubraum. Er bietet eine Leistung von 221 Kilowatt (300 PS). Das maximale Drehmoment beträgt 400 Newtonmeter. Übersetzt heisst das: 5,4 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde.
Das ist durchaus spritzig und vermittelt in Kombination mit der schön direkt ansprechenden Lenkung und den verschiedenen Fahrmodi, bei denen sich das Fahrwerk bei Bedarf wunderbar strafft, durchaus eine Art Go-Kart-Feeling. Seine Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometer pro Stunde erreicht der «Mini John Cooper Works Countryman All4» flüssig und mühelos.
Eigene Ästhetik. (Bild: Mini, zVg)
Zuverlässig in der Spur
Dank Vierradantrieb und angenehmer Gewichtsverteilung hält sich das Auto auch bei sportlicher Fahrweise sehr zuverlässig in der Spur.
Eher Geschmacksache ist, dass insbesondere in den sportlicheren Fahrmodi, namentlich im Go-Kart-Modus, das Sound-System des Autos dem Motorengeräusch ziemlich auf die Sprünge hilft – sodass man nicht mehr recht weiss, welche Töne nun vom Motor stammen und welche künstlich erzeugt werden.
Stärke und Sportlichkeit
Mit grossen Vorzügen wartet der «Mini» in Sachen Design auf. Er wirkt moderner und deutlich formschöner als der sehr kastenartige Vorgänger. Das rote Dach, das man in der «John Cooper Works»-Ausführung dazu bestellen kann, markiert Präsenz und sportlichen Anspruch.
Die aufrechte, äusserst selbstbewusste Silhouette vermittelt zusammen mit charakteristischen Mini-Designelementen und den markanten LED-Scheinwerfern eine Ästhetik von Stärke und Sportlichkeit.
Auto ohne Armaturenbrett
Im Innendesign geht «Mini mit seiner neuesten Generation radikal neue Wege. So gibt es kein Armaturenbrett mehr. An seine Stelle tritt eine Blende aus rezykliertem Kunststoff, die optisch und haptisch hochwertig und besonders wirkt.
Anleihen an den Rennsport: John Cooper Works. (Bild: Mini, zVg)
Mit klassischen Hebeln bedienen lässt sich nur noch wenig: die Fenster, das Schiebedach oder das Automatikgetriebe, zum Beispiel.
Fast alle übrigen Funktionen werden über ein kreisrundes, tellergrosses OLED-Display in der Mitte des Cockpits angesteuert. Das ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. In der Menüführung findet man sich aber rasch zurecht.
Unter dem Strich findet finews.ch: Wir haben den «Mini John Cooper Works Countryman All4» auf ausgedehnten Fahrten auf Herz und Nieren geprüft. Er ist nicht nur ein sehr schönes, sondern auch ein sehr gutes Auto, das niemals langweilig wird. «Mini» ist das Kunststück gelungen, ein Maximum an traditioneller Marken-DNA in ein Cross-Over-SUV zu übertragen, das sich für den Stadtverkehr ebenso eignet wie für Langstrecken oder freudiges Kurvenfahren über Land. Erhältlich ab 59'600 Franken.