Nachhaltiges Investieren wird zum breiten Trend im Asset Management, wie ein neue Branchenstudie aus der Schweiz zeigt. Doch ziehen die Kunden mit?

Die nachhaltig angelegten Vermögen sind in der Schweiz zum Vorjahr um 62 Prozent auf 1'163 Milliarden Franken (Bild unten) angestiegen. Dies geht aus der am Montag publizierten «Schweizer Marktstudie Nachhaltige Anlagen 2020» hervor. Damit sind laut dem Report, der jährlich von der Branchenvereinigung Swiss Sustainable Finance (SSF) Branche erarbeitet wird, ein Drittel der lokal verwalteten Vermögen nach nachhaltigen Gesichtspunkten investiert.

Deutlich ausgebaut

Die Zahlen zeigen, dass Nachhaltigkeit im hiesigen Asset Management mehr und mehr zum Standard avanciert. Mit 34 gaben dieses Jahr deutlich mehr als die 25 Fondshäuser vom Vorjahr an, einen spezifischen Investmentansatz für klimafreundliches Investieren zu verfolgen. Nachhaltige Fonds zeigten mit einem Plus von 147 Prozent ein markantes Wachstum, mit 470,7 Milliarden Franken lag ihr Anteil am Schweizer Fondsmarkts Ende 2019 bei 38 Prozent. Nachhaltigkeitsmandate legten gar um 195 Prozent zu. Dies entspricht einem Volumen von 208,9 Milliarden Franken.

Tabelle SSF 500

SSF ist auch der Entwicklung auf der Kundenseite nachgegangen. Laut der Erhebung liegen 79 Prozent des Gesamtvolumens nachhaltiger Anlagen in den Depots institutioneller Kunden wie etwa Pensionskassen. Die restlichen 21 Prozent halten Privatkunden. Damit haben letztere ihren Anteil gegenüber dem Vorjahr von 12 Prozent nahezu verdoppelt und dank einem Gesamtwachstum des Anlagevolumens von 185 Prozent deutlich ausgebaut.

Weniger Rendite?

Ein erfreuliches Bild, befand SSF-Chefin Sabine Döbeli. Allerdings gab sie zu bedenken, dass viele Finanzdienstleister für klassische Fonds neu nachhaltige Anlageansätze anwenden. Der rasante Zuwachs ist also teils dem Etikettenwechsel bei den Fondsanbietern zu verdanken.

Für die Asset Manager ist das ein zweischneidiges Schwert, wie finews.ch bereits analysierte: Nachhaltige Vermögen sind für die Branchen nicht zwingend das Neugeld, das so dringend benötigt wird. Die Liechtensteiner Fürstenbank LGT – sinnigerweise ebenfalls ein SSF-Mitglied – hatte in einer aktuellen Studie das Interesse von reichen Privatanlegern weiter relativiert. Nachhaltige Anlagen würden mehr auf Lippenbekenntnisse denn auf Taten hinauslaufen, berichtete das Institut. Und: 31 Prozent der Schweizer Private-Banking-Kunden glaubten immer noch, dass die Rendite von nachhaltigen Anlagen im Gegensatz zu traditionellen Anlagen generell tiefer sei – auch wenn die Befragten grossmehrheitlich besorgt ums Klima sind.

EU und SBVg ziehen in dieselbe Richtung

Tatsächlich bleibt der Klimaschutz ein wichtiger Treiber für nachhaltige Investments. Die Debatte geriet allerdings aufgrund der Corona-Krise zuletzt in den Hintergrund. Derweil machen die Institutionen vorwärts. So definierte die EU als Reaktion auf ungenügende Transparenz deutlich höhere Reportingpflichten. Die Union legte zudem in der so genannten Taxonomie vergangenen April auf mehreren 100 Seiten fest, welche wirtschaftlichen Tätigkeiten das Prädikat «umweltfreundlich» verdienen. Dieses Kompendium bildet die Basis für die Definition von grünen Finanzprodukten, die ihrer Bezeichnung gerecht werden.

Solche Standards sind als Basis für die Verbreitung von Nachhaltigen Investments zwingend. Kürzlich zog auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) mit einer Initiative in der Sache nach: Die Schweizer Banken haben Handlungsfelder für sich und die Politik definiert, um die Schweiz als international führenden Nachhaltigkeits-Hub zu etablieren.