Vom Zürcher Hotel Baur au Lac in ein deutsches Top-Hotel, wo demnächst die spannische Fussball-Nationalmannschaft absteigt: Der Schweizer Michael Häni hat als Sommelier seinen Traumjob gefunden. In seinem Keller lagern 30'000 Flaschen, rund 2'500 davon haben ihren Weg auf seine Weinkarte gefunden.
Nur 90 Autominuten von Zürich entfernt und schon wähnt man sich im Paradies: Das deutsche Tophotel Öschberghof im deutschen Donaueschingen liegt eingebettet in einer fantastischen Landschaft des Schwarzwalds. Viel Grün, viel Ruhe, genau der richtige Ort zur Entspannung vom täglichen Stress.
Das 5-Sterne-Superior-Haus (Bild unten) wurde zwischen 2015 und 2019 im grossen Stil umgebaut und bietet 127 Zimmer an. Man pflegt einen Luxus, der modern interpretiert wird, der unaufgeregt, wertig und unverkrampft ist. Das hat auch die spanische Fussball-Nationalmannschaft angesprochen: Sie wird während der kommenden Euro 2024 im Öschberghof logieren.
Traumstelle gefunden
Hotel Öschberghof mit Golfanlage (Bild: zvg)
Keine Zeit werden die Sportler für Golfpartien auf der Anlage mit 45 Löchern haben, ebenso wenig für kulinarische Genussmomente. Das Luxushotel, das eine Tochtergesellschaft des Aldi-Süd-Konzerns ist, betreibt nicht weniger als fünf verschiedene Restaurants, darunter das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Gourmetlokal Ösch Noir (Bild unten). Zu feinem Essen darf ein entsprechender Wein nicht fehlen. Dafür sorgt der Schweizer Sommelier Michael Häni.
Restaurant Ösch noir (Bild: zvg)
Der Weinexperte hat im Öschberghof seine Traumstelle gefunden. Es ist der erste Job als Chef-Sommelier, nachdem Häni vorher im Zürcher Hotel Baur au Lac und als selbständiger Berater in Deutschland gearbeitet hatte. Das Hotelmanagement engagierte ihn, um eine Weinkarte aufzubauen – ohne irgendwelchen Budgetrahmen. «Ich hatte freie Hand», erklärt er im Gespräch mit finews.ch. Ihm war indessen bewusst, dass er darauf achten musste und weiterhin muss, welche Tropfen die Gäste bevorzugt trinken wollen.
Bekennender Pinot-noir-Fan
Die Kundschaft hat die Qual der Wahl. Heute umfasst das umfangreiche Sortiment mehr als 2500 verschiedene Positionen aus allen wichtigsten Weinländern. Deutschland, Frankreich und Italien sind Schwerpunkte des exzellenten Angebots. Häni ist überzeugter und bekennender Pinot-noir-Fan. Dementsprechend sind fast alle grossen Namen aus dem Burgund und aus Deutschland vertreten. Selbst von den renommiertesten Weingütern wie der Domaine de la Romanée-Conti werden Weine per Deziliter ausgeschenkt, zu dreistelligen Summen per Glas notabene.
Es geht selbstverständlich auch günstiger, wie Geheimtipps aus Pinot noir zeigen. Erwähnt und empfohlen seien etwa der Spätburgunder Alte Reben 2020 des deutschen Spitzenweinguts Bernhard Huber aus Baden (120 Euro), der Bourgogne Rouge 2017 von Ghislaine Barthod aus dem Burgund (78 Euro) oder Gevrey-Chambertin Vieilles Vignes 2016 der Domaine Rossignol-Trapet (120 Euro). Auch die Schweiz ist im kleinen, aber feinen Rahmen vertreten: mit Gantenbein, Donatsch aus der Bündner Herrschaft und dem Weingut Besson-Strasser aus dem Zürcher Weinland.
Günstige Weine teurer – teure Weine günstiger
Michael Häni, Sommelier und Pinot-noir-Fan (Bild: Patrick vom Berg)
Selbstverständlich kommen auch andere Rebsorten und Länder zu Ehren. Beispiele gefällig? Aus Italien könnte man etwa den Barolo 2015 von Burlotto bestellen (170 Euro), aus Spanien den Rioja Reserva Vina Tondonia 2011 von Lopez-Heredia (98 Euro). In Sachen weiss sind der Riesling Felderspiel vom Stein 2011 des österreichischen Guts Nikolaihof aus der Wachau (74 Euro) oder der Puligny-Montrachet 2020 von Jacques Carillon (135 Euro), ein Top-Chardonnay aus dem Burgund, sichere Werte.
Dem Weinakademiker Häni, der im Hotel auch Wein-Events zu ausgewählten Themen organisiert, ist es wichtig, möglichst faire und nachvollziehbare Preise zu kalkulieren. Sein Motto: «Günstige Weine werden tendenziell teurer, teure Weine eher günstiger angeboten». Die Weinkarten sind nach dem Angebot der fünf verschiedenen Restaurants ausgerichtet. Die grösste Auswahl findet man im «Ösch noir», während beispielsweise im italienischen Restaurant «Hexenweiher» ausschliesslich edle Tropfen aus diesem Land angeboten werden.
Feine Nase für Schaumweine
Nicht vergessen sei die breite Auswahl an Schaumweinen, die wie Pinot noir eine der grossen Leidenschaften des Sommeliers sind. Häni besitzt eine feine Nase und hat seine Vergangenheit längst hinter sich gelassen.
Er hatte nämlich seine Lehre in einem Restaurant absolviert, bei dem keine guten Weine auf der Karte zu finden waren. Auf Umwegen ist der Schweizer trotzdem in der Welt der grossen Gewächse angekommen. Die überragende Auswahl im Hotel Öschberghof ist der Beweis dafür.