An einem perfekten Wochenende haben Paare die Gelegenheit, ihrer Beziehung Sinn zu geben – in der Abgeschiedenheit, am Klettersteig oder bei einem Glas frischer Ziegenmilch, sagt Hoteldirektor Andreas Meier vom Radisson Blu Reussen in Andermatt.
Von Artur K. Vogel, freier Mitarbeiter
Herr Meier, warum sind Sie Hotelier geworden?
Aus einer glücklichen Fügung. Als ich mit 16 Jahren ins Arbeitsleben eintrat, war dieser Weg noch nicht vorgegeben. Es waren starke Persönlichkeiten der Hotellerie, die mich zu diesem Weg inspirierten.
Wie sind Sie zu Ihrem heutigen Job gekommen?
Durch die Radisson Hotel Group, die es mir ermöglichte, mich in internen Workshops und Programmen auf meine erste Stelle als General Manager vorzubereiten, und die mich für die Position vorschlug.
Verraten Sie uns fünf Gründe, was Ihr Hotel aussergewöhnlich macht?
Wir sind Teil des grössten touristischen Projekts der Schweiz. Es mag andere Hotels mit eigenem Golfplatz geben. Doch eine eigene Infrastruktur mit 33 Skiliften und mehr als zehn Restaurants am Berg hat in der Schweiz sonst niemand.
Auch die Umgebung ist einmalig: Das Hotel steht in einem eigenen Dorf mit Wohnhäusern, Läden, Cafés, Kunstaustellungen und einem Dorfleben. Und welches Hotel verfügt über eine Konzerthalle, in der Grössen wie die Berliner Philharmoniker oder Daniel Barenboim auftreten?
Der wichtigste Aspekt jedoch ist unser Team. Denn aussergewöhnlich kann nur sein, was von aussergewöhnlichen Menschen geschaffen und gehegt wird. Angefangen von unserem visionären Patron, Samih Sawiris, bis hin zu den Kräften, die unser Haus reinigen, hegen und pflegen und jeden Tag ihr Bestes geben.
Wie definieren Sie Gastfreundschaft?
Um ein «Freund» des «Gastes» zu werden, sollten wir ihn zuerst kennen, uns auf ihn einlassen und im richtigen Ton ansprechen. Wenn wir es schaffen, keine generelle Gastfreundschaft, sondern eine Freundschaft zu jedem unserer Gästen zu leben, sind wir auf dem richtigen Weg.
Welche VIPs durften Sie als Hotelier schon begrüssen?
In Sharm-al-Sheikh hatten wir den damaligen Ministerpräsidenten des Irak, Nuri al-Maliki, zu Gast. Dieser suchte einen Butler für die Zeit seines Aufenthalts. Ein junger Mann aus unserem Team namens Mohammed Fathalla meldete sich und wurde engagiert.
Später machte mich sein Zimmergenosse darauf aufmerksam, dass Mohammed verschwunden und auch telefonisch nicht erreichbar war. Erst beim Check-out der irakischen Delegation wurde klar, dass er aus Sicherheitsgründen seines Telefons beraubt und im Bungalow eingesperrt worden war. Sein «Lohn» dafür war ein Trinkgeld von 500 Bath, etwa 50 Rappen.
Was bietet Ihr Hotel für ein perfektes Wochenende zu zweit?
Wir bieten einem Paar die Gelegenheit, sich selbst wieder zu entdecken. Die Abgeschiedenheit der Berge ist ein idealer Ort, um den permanenten Reizen der Bildschirme zu entfliehen.
Nach dem Essen ein Spaziergang zu zweit, ein Brettspiel, ein Feuerchen an der Oberalp-Reuss bei Dämmerung. Oder ein Ausflug an den Klettersteig, sich gegenseitig halten und hochziehen; mit E-Bikes die Pässe erkunden; sich auf der Göscheneralp frische Ziegenmilch holen und dann die Abfahrt geniessen. Ich glaube, es sind die einfachen, aber gemeinsam erlebten Momente, welche Paare bei uns suchen.
Was sind Ihre nächsten Pläne im Hotel?
Wir wollen das Sommergeschäft stärken; die Natur des Urserntals hat ein grosses Potential, welches wir in den kommenden Saisons nutzen wollen. Ebenso wollen wir uns im Meeting- und Eventsgeschäft besser positionieren, das wichtig ist, um touristisch weniger frequentierte Monate auszulasten.
Und dann überlegen wir uns, ob und wie man den Golfplatz eventuell auch im Winter betreiben könne.
Wie haben sich die Gästebedürfnisse verändert, seit Sie Hotelier geworden sind?
Spezielle Erlebnisse, exklusive Momente und Aktivitäten haben den materiellen Luxus abgelöst. Dazu gehört auch ein Trend zur Spontaneität. Immer weniger Gäste möchten ihren Aufenthalt im Vorfeld strukturieren; Tagesform und Lust sollen den Takt angeben.
Wohin entwickelt sich die Gastronomie im Hotel?
In Städten kommt das klassische Hotelrestaurant unter Druck. Dort ist die Auswahl an kleinen, kreativen und flexiblen Küchen in unmittelbarer Nachbarschaft gross. Häuser ohne klar definierte Nische oder Event- und Bankettgeschäft werden umdenken und ihre Gastronomieflächen eventuell vermieten müssen.
Am Berg und in entlegenen Gegenden schaut dies noch anders aus: Viele Gäste suchen einfache, zur Umgebung passende Speisen. Regionalität ist wichtig, Kreativität in der Komposition, auch perfekte Zubereitung. Aber niemand erwartet einen Teller mit 17 Komponenten oder eine multiethnische Speisenauswahl.
Worauf achten Sie beim täglichen Gang durchs Hotel?
Bei den Materialien auf Sicherheit und Sauberkeit, bei den Menschen auf Indikatoren des Befindens wie die Körperhaltung oder den Gesichtsausdruck.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeitenden?
Mit persönlichem Kontakt und Wertschätzung für ihre Tätigkeiten und damit, dass wir Erfolge gemeinsam feiern. Zudem fällen wir transparente Entscheidungen, in die das Team, wenn immer möglich, einbezogen wird.
Was ist Ihr Geheimtipp in der näheren Umgebung?
Das Unteralptal. Die Natur gefällt mir auch in ihrer sanften Ausprägung, aber ich bevorzuge ich das Wilde, Ursprüngliche. Und da ich im Berufsleben viel Gesellschaft habe, ertrage ich privat die Stille sehr gut.
Was war der beste Ratschlag Ihrer Eltern?
Mein Vater pflegte mir zu sagen: «Du musst einfach mehr Zuversicht haben»; meine Mutter hat mir als Kind viele Bücher vorgelesen, deren Passagen mich bis heute verfolgen. «Momo» etwa, «Die unendliche Geschichte» oder «Der kleine Prinz».
Der 44-jährige Zürcher Andreas Meier ist seit April 2018 General Manager des Radisson Blu Hotel Reussen in Andermatt, das ab Dezember 2018 sukzessive eröffnet wurde. Es bietet 244 Hotelzimmer und Suiten, ein Spa- und Wellness-Center, Fitnesseinrichtungen, eine Sauna, ein Dampfbad und einen Pool. Ein 18-Loch Golfplatz, nach ökologischen Prinzipien organisch in die Natur eingebettet, befindet sich in unmittelbarer Nähe. Zusätzlich verfügt das Hotel über sechs Tagungsräume und einen Konferenz- und Konzertsaal. Das Radisson Blu gehört zum Entwicklungs-Grossprojekt Andermatt Swiss Alps des ägyptischen Investors Sami Sawiris und seiner Firma Orascom. Andermatt ist Ausgangspunkt für Wintersport und sommerliche Bergakvitäten.