Cathay Pacific: Was ist ein Upgrade wert?

Obschon viele Banken die Reisebudgets ihrer Mitarbeiter drastisch gekürzt haben, leistet sich eine wachsende Anzahl Passagiere ein Upgrade in die Business Class – vor allem nach Asien. Lohnt sich das?

Die Flugzeit zwischen Zürich und den Finanzmetropolen Singapur oder Hongkong beträgt grosso modo zwölf Stunden. Das ist viel Zeit, die man gut genutzt haben will, besonders, wenn man geschäftlich unterwegs ist. Allerdings bietet die Economy Class der meisten Airlines nicht unbedingt die besten Erholungsmöglichkeiten und zumeist auch kaum genügend Privatsphäre und Raum, um zu arbeiten.

Unter diesen Prämissen entscheiden sich viele Geschäftsreisende für ein Upgrade in die Business Class – immer häufiger sogar auf eigene Kosten, zumal nicht wenige Firmen ihre Reisebudgets drastisch gekürzt haben.

Big Business in Hongkong

Aufgrund der rasant wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung Chinas hat in den vergangenen Jahren vor allem der Geschäftsreiseverkehr zwischen der Schweiz und Hongkong massiv zugenommen, da die einstige britische Kronkolonie nach wie vor als Brückenkopf für jegliche Beziehungen ins Reich der Mitte dient.

Das gilt besonders auch für die Finanzbranche: Alle grösseren, international tätigen Schweizer Banken sind in Hongkong präsent, wo «Big Business» sozusagen das Lebenselixir ist. Umso wichtiger ist es, dass Reise aus Europa ausgeruht und optimal vorbereitet am Bestimmungsort ankommen.

Flugplan entscheidet

Cathay Pacific 777 300ER 500

Neben dem National-Carrier Swiss verkehrt auch die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific – nach einem Unterbruch von 14 Jahren – März 2015 wieder täglich in die einstige britische Kronkolonie. Ist Ihr Angebot tatsächlich besser angesichts der vielen Lobeshymnen, welche viele Airlines aus Fernost unter Reisenden erhalten? Ein Testflug gibt Aufschluss darüber.


Cathay Pacific startet im späten Vormittag von Zürich nach Hongkong. Das hat den Nachteil, dass ein ganzer Arbeitstag verloren geht. Das ist, im Gegensatz dazu, bei der Swiss nicht der Fall, da diese spät abends abfliegt. Abgesehen davon verläuft das Check-in bei Cathay Pacific sehr effizient und zuvorkommend; vor dem Abflug steht den Passagieren die Aspire Lunge im Terminal E zur Verfügung, die noch andere Airlines benützen.

Sie bietet einen guten Service und einen schönen Blick aufs Flugfeld. Allerdings ist die Business-Class-Lounge der Swiss eine Spur grosszügiger und eleganter. Der Passagier kann das locker verkraften, denn was ihn an Bord der Boeing 777-300ER von Cathay Pacific erwartet, ist von höchstem Komfort.

Viel Privatsphäre

Cathay Arbeiten 500

Die Business Class weist eine Bestuhlung von 1-2-1 auf; die Sitze sind breit, bequem und äusserst funktional. Es gibt viel Stauraum, je ein Kästchen für die Schuhe und für die persönlichen Wertgegenstände sowie eine Zeitungsablage. Die Sitze stehen leicht quer zur Flugrichtung und bieten so eine überdurchschnittliche Privatsphäre. Allerdings ist es auch gut möglich, mit seinem Nachbarn zu sprechen, sofern man zu zweit reist.

Im Vergleich dazu weist die Swiss in ihren Langstrecken-Maschinen des gleichen Fluggeräts eine etwas sonderbare Bestuhlung auf, weil sie zwei Typen von Business-Class-Sitzen anbietet; manche mit sehr viel Stauraum und Privatsphäre sowie andere mit eindeutig weniger. Für das Plus an Komfort zahlt denn auch der Passagier etwas mehr.

Grosses Kino

Cathay Schlafen 500

Das Inflight-Kit bei Cathay Pacific enthält qualitativ gute Socken, eine Hautcrème sowie die üblichen Utensilien. Eine Toilette im vorderen Teil der Maschine ist überdurchschnittlich geräumig. Zur Auswahl steht ein umfangreiches Angebot an Zeitungen, und das Inflight-Entertainment ist umfassend; vor allem das Angebot an aktuellen Filmen ist erfreulich gross, was bei der Swiss konsequent nie der Fall ist. Selbst das Angebot an Schweizer Filmen ist regelmässig ungenügend.

Der Bildschirm in der Cathay-Business-Class lässt sich in verschiedene Positionen bringen und ist mit Touch-Screen höchst bedienerfreundlich. Die Reiseflughöhe einmal erreicht, verkehrt die Maschine sehr ruhig, was zusätzlich einen tiefen Schlaf in den zu Betten umfunktionierten Sitzen ermöglicht. Die Beleuchtung am Platz lässt sich einfach variieren, sowohl zum Arbeiten als auch zum Lesen oder einfach, um vor sich hinzudösen.

Keine Weingläser

Cathay Essen 500


Während es – nach einer Vorspeise – bei der Swiss eine Auswahl an drei Hauptspeisen sowie einem Essen im Schnelldurchgang gibt, bietet Cathay Pacific vier Hauptmenüs an: Rindfleisch, Poulet, Lachs und oder ein vegetarisches Mahl. Während die Swiss beim Wein zum Teil auf einheimische Tropfen setzt, was durchaus in Ordnung ist, bietet die Hongkonger Fluggesellschaft eine Auswahl an erlesenen Köstlichkeiten aus aller Welt, unter anderem ein Château Pey La Tour Réserve von 2015 oder einen Ingoldby Shiraz von 2016.

Umso bedauerlicher ist es, dafür kein Weinglas zu kriegen – auch als Business-Class-Passagier muss man sich mit einem normalen Wasserglas begnügen. Das Bordpersonal ist in jeder Hinsicht aufmerksam und überzeugt mit einer enormen Effizienz während der ganzen Nacht durch. Permanent sind Snacks erhältlich, man kann sogar einen Hamburger oder eine Nudelsuppe bestellen und dazu ein Bier trinken.

Direkt zur Arbeit?

Die Cathay-Pacific-Maschine aus Zürich trifft früh morgens in Hongkong ein. Für Geschäftsreisende, die unmittelbar zur Arbeit gehen, ist die Ankunftszeit ideal, zumal sie sich in der Ankunftslounge auch noch kurz duschen können. Allerdings ist diese oftmals übervölkert, was die Ankunft im hektischen Hongkong bereits symbolisiert. Passagiere, die in der Stadt ein Hotel gebucht haben, müssen sich zumeist bis zum Mittag oder gar noch später gedulden, bis sie ihr Zimmer beziehen können – dies ist eindeutig der Nachteil einer Ankunft am frühen Morgen.

Im Gegensatz dazu kommt die Swiss abends in Hongkong an, was aus eben erwähnten Gründen von Vorteil ist. So oder so bleibt die Umstellung der «inneren Uhr» auf die neue Zeit vor allem in Reiserichtung West nach Ost stets eine Herausforderung.

Wohnzimmer-Ambiente vor dem Abflug

Cathay Lounge 500

Der Rückflug von Hongkong nach Zürich bietet Gelegenheit, die neue Business-Class-Lounge «The Deck» am Flughafen Chek Lap Kok (Hong Kong International Airport) zu testen. Trotz der Dimension in diesen Hallen sind die Gehdistanzen auch nach der Passkontrolle erstaunlich kurz.

Atmosphärisch geschmackvoll eingerichtet und in verschiedene Bereiche (Ruhezone, Wohnzimmer-Ambiente, Restaurant, Bar und Inhouse-Terrasse) aufgeteilt, bietet dieser «Warteraum» für jede Stimmung etwas. Das Essensangebot ist grosszügig, aber nicht überbordend, was alles noch exklusiver macht.

Leiden auf höchstem Niveau


Die Distanz dann zur Maschine ist nicht allzu weit; der Empfang an Bord sowie die weitere Betreuung durch die Crew lassen nichts zu wünschen übrig. Die Zeit vergeht schnell – insbesondere weil der Abflug abends stattfindet. Wer an der Business Class von Cathay Pacific etwas zu bemängeln hat, leidet auf höchstem Niveau.

Der Aufpreis für die Business Class lohnt sich entweder dann, wenn die Kosten keine Rolle spielen und man sich Luxus gönnen will oder aber, wenn man tatsächlich über seine Arbeitszeit effizient und letztlich kräfteschonend verfügen will. Das ist durchaus ein paar Franken wert.


Den Flug Zürich-Hongkong retour hat Cathay Pacific im vergangenen März finanziert; finews.ch hat den Aufpreis in die Business Class bezahlt.