Zürich ist der bedeutendste Deutschschweizer Weinbaukanton. Angebaut wird eine Vielzahl von verschiedenen Rebsorten. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller hat fünf typische Tropfen ausgewählt, die perfekt zum Nationalfeiertag passen.
Das waren noch Zeiten gewesen: Zürcher Weine hatten in der Vergangenheit ein eher schlechtes Image. Sie galten als dünn, wenig ausdrucksstark und mussten zwei, drei Jahre nach der Ernte getrunken werden. Masse statt Klasse – so lautete vielfach das Motto.
Doch heute sieht es glücklicherweise wesentlich anders aus. Zahlreiche Spitzenbetriebe sind bestrebt, authentische, herkunftstypische hochwertige Gewächse mit Charakter und Lagerpotenzial zu keltern. Frischer Wind kommt zudem von der jungen Generation, die ausgetretene Pfade verlässt und auch mit Rebsorten experimentiert, die man nicht zwingend im Kanton Zürich erwarten würde.
Man findet entsprechende Böden vor, die regional höchst unterschiedlich sind – von Moränen über Molasse bis hin zu Kalk und Schiefer ist vieles zu finden.
Fünf verschiedene Spitzenbetriebe
Zürich ist mit einer Rebfläche von über 600 Hektaren der grösste und bedeutendste Deutschschweizer Weinbaukanton. Das Gebiet teilt sich in fünf Teile auf: Zürichsee, zu dem auch die Stadt Zürich mit seinen 14 Hektaren gehört, Zürcher Weinland, Limmattal, Zürcher Unterland sowie Winterthurer Weinland. Drei Fünftel der Fläche entfällt auf rote Sorten mit dem Pinot noir als Zugpferd. Bei den Weissen beherrscht der Riesling-Silvaner das Feld. Spannender sind Spezialitäten wie Räuschling, Sauvignon blanc oder auch Chardonnay.
Wir haben fünf verschiedene Gewächse von Spitzenbetrieben ausgewählt, die das breite Spektrum im Kanton zeigen. Die Auswahl passt auch perfekt zum 1. August. Am Schweizer Nationalfeiertag ist es schon fast Pflicht, einen einheimischen Cru zu kredenzen.
1. Räuschling Seehalden 2022, Weingut Schwarzenbach, Meilen
Die weisse, einheimische Spezialität wird fast ausschliesslich am Zürichsee kultiviert. Dieser trockene Lagenwein ist komplex, elegant, frisch, mineralisch und langanhaltend. Der Räuschling reift hervorragend und ist im Mémoire des Vins Suisses enthalten. Die Vereinigung von Schweizer Spitzenweingütern will das Alterungspotenzial von einheimischen Weinen aufzeigen (27 Franken).
2. Chardonnay 2021, Weingut Bachmann, Stäfa
Seit Theres und Jonathan Bachmann den Familienbetrieb übernommen haben, weht ein neuer Wind in den Rebbergen oberhalb von Stäfa. Die Linie der Bergweine vereint die Spitzenweine des Guts. So auch dieser Chardonnay, dessen Trauben aus der Lage Lattenberg stammen. Das Holz ist im mittelschweren, komplexen Wein perfekt integriert. Ihn zeichnen zudem eine gute Säure und schöne Cremigkeit aus. Ein idealer Begleiter zu Fischgerichten oder weissem Fleisch (26.50 Franken).
3. Sauvignon blanc 2022, Weingut Haug, Weiningen
Die aromatische Rebsorte wird immer öfters in den Zürcher Rebbergen kultiviert. Am schönsten sind jene Beispiele, die nicht zu «laut» im Duft daherkommen. Dem Weingut Haug gelingt der Spagat vorzüglich. In der Nase zeigen sich sortentypische Noten von Stachelbeeren, Grapefruits und dezent würzigen Anklängen. Ein mittelschwerer Körper, eine gute Säure und Balance machen den Sauvignon blanc zu einem Genuss im Sommer (19 Franken).
4. Pinot noir Chlosterberg 2020, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen
Der Familienbetrieb produziert einen der besten Pinots noirs des Kantons und wohl auch der Schweiz. Die Eigenschaften des im Barrique ausgebauten Lagenweins: vielschichtige Aromatik von roten Beeren und würzigen Noten, viel Zug und Spannung, elegant, finessenreich, strukturiert und mit einem langen Finale endend. Besson-Strasser bearbeiten ihre Rebberge nach biodynamischen Methoden (38 Franken).
5. Züri Prior 2021, Stadt Zürich
Das Weingut der Stadt Zürich setzt auf pilzwiderstandsfähige Sorten (Piwi) wie beispielsweise Prior. Ab 2027 wird der gesamte Rebberg auf solche Trauben umgestellt. Der 2021er ist ein zugänglicher, leichter, frischer Rotwein mit wenigen Gerbstoffen. Er sollte eher kühl serviert werden und passt ideal zu einer kalten Platte (19.50 Franken).