Wein im Voraus bezahlen und nach zwei Jahren geliefert bekommen: Wer edle Tropfen «en primeur» erwirbt, muss einige wichtige Punkte beachten. Vielfach lohne sich ein Subskriptionskauf jedoch nicht, findet finews.ch-Weinredaktor Peter Keller.
Lohnt es sich, edle Crus frühzeitig zu kaufen und im Voraus zu bezahlen? Die finews.ch-Redaktion leistet Hilfe und nennt die wichtigsten Vor- und Nachteile.
Der Subskriptionskauf ist eine Gelegenheit, begehrte Weine rechtzeitig zu erwerben. Man hat quasi seine «Lieblinge» auf sicher, kennt den Preis und freut sich bei der Lieferung, dass die Bordeaux-Kiste bereits bezahlt ist. Vielfach besteht zudem die Möglichkeit, grössere Flaschen wie Magnums, Drei-Liter-Flaschen oder noch grössere Formate zu reservieren.
Gehypte Weine
Namentlich Raritäten wie Premiers Grands Crus (die allerdings teuer sind) und besonders gehypte Weine wie das biodynamisch arbeitende Château Pontet-Canet drängen sich für Subskriptionen auf. Man hofft, dass der Wert der Gewächse im Laufe der Zeit steigt.
Zudem kaufe ich nur jene Weine «en primeur», die ich aus früheren Jahrgängen bereits kenne, und die sich über Jahre durch eine konstante Qualität auszeichnen. Ein Paradebeispiel dafür ist etwa Château Léoville-Barton aus dem St. Julien.
Nicht mehr viel günstiger
Das Primeur-Geschäft hat allerdings auch seine Tücken. Die Châteaux legen heute die Preise meist so fest, dass sie nicht mehr viel günstiger als bei der Marktlancierung sind.
Das macht den Kauf unattraktiv, weil ja der Konsument den Wein quasi vorfinanziert. Es hat auch schon (mittelmässige) Jahrgänge gegeben, die bei der Lancierung günstiger als in der Subskription angeboten wurden.
Künstlich aufgeblasene Preise
Was beim 2021er passiert, ist noch ungewiss. Ebenso bleibt offen, wie sich die Weine wirklich präsentieren, wenn sie abgefüllt sind. Es dürfte sich zwar um ein gutes, klassisches Jahr mit einem guten bis sehr guten Lagerpotenzial handeln, aber wahrscheinlich um keinen «Spekulations»-Jahrgang. Dies bremst die Preisentwicklung. Der neue Bordeaux scheint vielmehr ein Wein für Geniesser und Geniesserinen zu werden.
Generell haben die Subskriptionen im Laufe der Jahre an Attraktivität eingebüsst. Die Weingüter halten die Preise teilweise künstlich hoch, in dem sie lediglich kleine Tranchen der gesamten Produktion für den Subskriptionskauf freigeben.
Aus dem Primeur-Zirkus verabschiedet
Will man dieses Modell als Weinliebhaber wirklich unterstützen? Ein berühmtes Weingut hat sich gar aus dem Primeur-Zirkus verabschiedet.
Die Legende Château Latour aus dem Pauillac, einer der fünf Premiers Grand Crus classés, hat schon länger kein Interesse mehr am Verkauf der Weine im bisherigen System. Gut möglich, dass weitere Schlösser diesem Beispiel folgen werden.
Reine Liebhabergeschichten
Trotzdem ist und bleibt vorderhand Bordeaux der wichtigste Player im Primeurgeschäft. Schweizer Händler haben indessen begonnen, auch andere Weine so zu vermarkten, namentlich aus dem Burgund und der französischen Rhône. Ebenso gibt es gewisse Spitzenweingüter aus anderen Anbaugebieten, die in gewissen Jahren auf dieses Modell setzen. Das sind indessen reine Liebhabergeschichten.
Wer Weine nicht zum Genuss, sondern als Kapitalanlage vorzeitig erwirbt, bleibt bei Bordeaux und Burgund. Das sind und bleiben die wichtigsten Weine für den Sekundärmarkt.