BMW, Toyota, Honda und Hyundai haben den Wasserstoff-Antrieb bereits heute im Sortiment. Auch Rolls Royce hegt Pläne für ein solches Auto. Der kritische Punkt ist die Infrastruktur. Jetzt beflügeln Schweizer Firmen die Phantasie mit einer neuartigen Tankstelle.

Die Elektromobilität mit batteriebetriebenen Autos steht vor grossen Herausforderungen. Deren Marktdurchdringung respektive die Ablösung des Verbrennermotors geht langsamer vonstatten als gedacht.

Einige wichtige Autohersteller, die noch vor kurzem eine Vollelektro-Strategie fuhren, äussern sich mittlerweile vorsichtiger. In der EU wackelt nach den Wahlen das Verbrennerverbot ab 2035.

Wasserstoff treibt Verbrenner und Elektroautos an

Wenig gesprochen wird in diesem Zusammenhang über Wasserstoff-Autos. Wasserstoff kann als Treibstoff direkt in einem Verbrennermotor genutzt werden, oder er kann zusammen mit dem Sauerstoff aus der Luft Elektrizität generieren (Brennstoffzelle).

Bei den bisherigen PKW-Modellen mit Wasserstoffantrieb sind beide Technologien im Einsatz: Der Toyota Mirai läuft auf Verbrenner-Basis. Dagegen kommt im Hyundai Nexo eine Brennstoffzellen-Technologie zum Einsatz, wie auch beim demnächst erhältlichen Honda CR-V e:FCEV und im Concept-Car BMW iX5 Hydrogen, der in der zweiten Hälfte dieser Dekade in Serie gebaut werden soll. Hyundai hat für nächstes Jahr einen serienfähigen Wasserstoff-Verbrenner angekündigt.

Rolls Royce: Infrastruktur-Frage

In der Theorie verbindet ökologisch gewonnener Wasserstoff ökologische Vorteile mit der Convenience einer schnellen Betankung.

Letztes Jahr liess Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös in einem Interview durchblicken, dass auch seine Marke die Wasserstoff-Entwicklung verfolge. Die Ablösung der Batterie durch die Brennstoffzelle sieht er im Bereich des Möglichen, sollte es signifikante Fortschritte bei der Tankstellen-Infrastruktur geben.

In der Schweiz gibt es derzeit laut dem Förderverein H2 Mobilität erst 14 Wasserstoff-Tankstellen.

«Auch in Wohngebieten»

Das soll sich laut dem Industriegas-Hersteller Messer Schweiz bald ändern. Kürzlich hat das Unternehmen in Lenzburg eine behördlich zugelassene Wasserstoff-Tankstelle vorgestellt, die sich mit ihrer «geräusch- und vibrationsfreie Funktionsweise» für den «Einsatz auch in Wohngebieten» tauglich mache, was «weltweit einzigartig» sei. «Besonders flexibel in der Standortwahl, benötigt die Anlage kein eigenes Gebäude und keinen zusätzlichen Schallschutz.»

Entwickelt wurde die Technologie teilweise von GRZ Technologies, einem Spin-Off der EPFL.


Messer-Chef Kellner (rechts) mit kantonaler Polit-Prominenz vor der Tankanlage. Von links: Grossrat Daniel Mosimann, Regierungsrat Dieter Egli, Nationalrätin Maya Bally. (Bild zVg)

Kommerzialisierung noch unklar

«Unsere weltweit einzigartige Anlage markiert einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung umweltfreundlicher und nachhaltiger Mobilität und unterstreicht die Vorreiterrolle des Kantons Aargau im Bereich der Wasserstofftechnologien», sagt Hans M. Kellner, CEO von Messer Schweiz.

Zur geplanten Kommerzialisierung respektive Ausrollung der Technologie macht das Unternehmen derzeit keine Angaben.