Auf dem weiten Feld der Schweizer Uhrenhersteller gehört HYT zur Gattung «abgespaced». In seinen Uhren verbindet sich ein mechanisches Uhrwerk mit einer preisgekrönten Flüssigkeits-Technologie zur grafischen Darstellung der Uhrzeit. finews.ch hat mit dem Managing Director der Neuenburger Marke gesprochen.

Zwar gehört der Schweizer Uhrenbrand HYT Watches – das Kürzel steht für «Hydro Time» – mit Gründungsjahr 2012 zu den jüngeren Vertretern der Uhrmacherzunft. Dennoch hat er aber bereits eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Der technologisch innovative Nischen-Hersteller produziert Stücke, die bis zu einer halben Million Franken kosten.

Die revolutionäre Technologie, die das Fundament der Marke bindet, ist eine Kombination von mechanischem Uhrwerk mit einer Stundenanzeige auf Basis zweier Flüssigkeiten: eine transparente Flüssigkeit, die mit fortschreitender Zeit von einer farbigen Flüssigkeit in den Kapillaren verdrängt wird, bevor sich die Reservoirs in ihren Ursprungszustand zurückbewegen und der Zyklus von vorne los geht.

Es ist eine High-Tech-Umsetzung des Prinzips der Clepsydra, mit dem schon die alten Ägypter die Zeit massen und dessen einfachste Anwendung die Sanduhr ist.

Früher Ruhm

Das patentierte System wurde kurz nach der Lancierung der Marke unter anderem mit dem Preis für die beste Innovation am «Grand Prix d’Horlogerie de Genève» sowie als beste Konzeptuhr beim «Salón Internacional Alta Relojería» in Mexiko und den «Watch World Awards» in Indien ausgezeichnet.

Bald erreichte man Umsätze in der Gegend von 20 Millionen Franken.

Comeback seit 2021

Aufgrund von Qualitätsproblemen geriet HYT dann aber in Schwierigkeiten und 2021 in die Insolvenz. 

Jetzt ist die Marke wieder da. Eine Beteiligungsgesellschaft namens Kairos Technology Switzerland hat HYT gekauft und ist seither dabei, sie wiederzubeleben. Dieser Versuch wurde auch schon in der New York Times behandelt (Artikel bezahlpflichtig). Im Spätsommer wird HYT auch an den «Geneva Watch Days» vertreten sein. 

Spezialist für das Superexklusive

finews.ch hat kürzlich den neuen Managing Director Vahe Vartzbed getroffen, der die Marke seit rund einem Jahr führt. Zuvor war er drei Jahre lang für den Boutique-Hersteller Greubel Forsay und fünf Jahre lang für Girrard-Perregeux tätig.

Mit fortschreitender Karriere spezialisierte er sich auf Spezialanfertigungen und Uhren der obersten Preisklasse, was ihn für die Position bei HYT prädestiniert: Die Zeitmesser bewegen sich in etwa zwischen 60'000 und 500'000 Franken.

Strategie der besseren Tragbarkeit

Bei den Modellbezeichnungen seit dem Neustart 2022 sind wir wieder beim Thema Weltraum. «Asteroid» und «Moonrunner» hiessen die Erstlingswerke unter neuer Eigentümerschaft.

Unter CEO Vartzbed werden die Modelle besser tragbar, weil kleiner und dünner. Und anspruchsvoller im mechanischen Teil der Uhren-Komposition: Letztes Jahr wurde das erste Modell präsentiert, das über einen Tourbillon verfügt. «Und zwar keinen gewöhnlichen Tourbillon, sondern einen konischen», erklärt der Uhren-Mann.

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Neue Serie T1 in Roségold-Ausführung und 45-Millimeter-Gehäuse. (Bild zvg)

Die eingeschlagene Richtung – mehr Innovation im Bereich des mechanischen Uhrwerks bei zugänglicheren Aussen-Dimensionen – verdeutlicht laut Vartzbed insbesondere die neue T1-Serie, welche dem Comeback der Marke neuen Schub geben soll. Sie ist erstmals in der Firmengeschichte mit 45-Millimeter-Durchmesser erhältlich.

Während des Uhren-Booms der vergangenen Jahre sind viele neue Boutique-Akteure auf den Plan getreten, die sich mit ihren jeweiligen Besonderheiten im allerhöchsten Preissegment platzieren. Inwiefern ist ein Hersteller wie HYT von dieser zunehmenden Konkurrenz und von der sich jetzt eher abkühlenden Uhren-Konjunktur betroffen?

«Technologisch höchst anspruchsvoll»

Laut Vahe Vartzbed besetzt HYT dank ihrer einzigartigen Technologie eine Sparte, die weiterhin attraktiv bleibt. «Wir richten uns an Kenner und Sammler, die etwas radikal Anderes und technologisch höchst Anspruchsvolles erwerben möchten.»

Dementsprechend verfüge man über wenige Verkaufspunkte – in Europa lediglich in Paris, London und Mailand. Ein Grossteil der Kundenkontakte finde direkt statt. «Rund um unsere Uhren knüpfen wir ein hochexklusives persönliches Netzwerk.»