Von der Finanzwelt in die Gaming-Branche: Die frühere UBS-Bankerin Theresia Le Battistini verfolgt nun andere Ziele. Sie ist der Kopf hinter dem Mobile-Game «Fashion-League». Im Gespräch mit finews.ch verrät die Asiatin, was ihr Spiel so besonders macht und wie ihr ihre langjährige Karriere in der Finanzbranche bei der Game-Entwicklung zugute kommt.

Der Gaming-Sektor gilt als grösste Wachstumssparte im Unterhaltungsbereich. Besonders das Mobile-Gaming, das 2023 einen Umatz von 173 Milliarden Dollar generierte, soll bis 2070 auf 222 Milliarden Dollar zulegen. Dazu tragen vor allem Frauen bei, denn sie spielen lieber auf mobilen Geräten, während Männer PCs bevorzugen. 

Obschon in den Sozialen Medien Mode-Content dominiert, gibt es bis jetzt nur wenige Mode-Spiele, oder aber, sie haben veraltete Konzepte und bieten nur einfache Spielabläufe wie das Stylen von Avataren oder das Designen von Outfits.

Modeerlebnisse in einer virtuellen Stadt

Theresia Le Battistini, die fast zehn Jahre bei der UBS als Senior Project Managerin arbeitete, hat es sich inzwischen zur Aufgabe gemacht, ein Fashion-Game zu entwickeln und zu betreiben, das auf Innovation und Moderne setzt. «Es ist mir wichtig, die junge Generation, die sich medial gerne selbst darstellt, mit der «Fashion League» anzusprechen», erklärt die junge Frau mit vietnamesischen Wurzeln im Gespräch mit finews.ch.

Und das geht so: Die Spielerinnen und Spieler beginnen als sogenannte Stylisten und erstellen ihren eigenen Avatar. Bei diesem gibt es keine Geschlechterzuordnung; die Spieler sind diesbezüglich frei – ein wichtiger Aspekt für die jüngere Generation. Das Einkaufserlebnis findet in einer virtuellen Stadt mit zahlreichen Shops statt, in denen die Spieler passende Items auswählen und anschliessend ihre Avatare stylen können.

Vom Stylisten zum Mogul

«Zu beachten gilt es auch, das einzigartige Schichtensystem, bei welchem sich beispielsweise ein Gucci Pullover aus der neusten Kollektion mit einer dazu passenden Jacke darüber kombinieren lässt. Zudem funktionieren 3D-Assets für jeden Körpertyp und jedes Geschlecht funktionieren», betont Le Battistini.

Darüber hinaus bietet das Game ein Progessions-System, bei dem die Spieler durch eine höhere Aktivität spezielle Kleidung erhalten, eigene Kreationen mithilfe eines KI-Abos erstellen und sogar ihre eigenen Läden betreiben können. Man arbeitet sich also vom Stylisten über den Designer bis hin zum CEO und Mogul hoch.

Partnerlook mit dem Avatar

«Fashion League» hat auch Links integriert, ähnlich wie man heute direkt auf Instagram Produkte kaufen kann. «Menschen shoppen dort, wo sie ihre Zeit verbringen», erklärt die ehemalige UBS-Managerin. Jenes schicke Outfit, das der Avatar im Game trägt, lässt sich also mit ein paar Klicks ganz leicht auch für sich selbst ergattern.

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Szene aus «Fashion League» (Bild: Screenshot)

Casual Gamer verbringen in der Regel 15 bis 20 Minuten pro Tag auf «Fashion League». Durch die täglichen Aufgaben, die man im Spiel hat, führt es die User immer wieder auf die Plattform zurück. «Wir konzentrieren uns darauf, den Core-Game-Loop so zu optimieren, dass die Spieler möglichst viel Zeit im Game verbringen und auch wieder zurückkommen», so Le Battistini.

Weg zum Erfolg

Die grösste Herausforderung, welche die Entwicklung von «Fashion League» mit sich brachte, war der Aufbau eines eigenen Game-Studios. Dabei ist das Talentmanagement ein entscheidendes Kriterium, da die Qualität des Teams (dieses besteht mittlerweile aus etwa 25 Personen) die Qualität des Produkts bestimmt.

«Deshalb ist es wichtig, herauszufinden, warum sich ein Kandidat bewirbt. Geht es ihm nur um einen Job oder hat er echtes Interesse daran, etwas Neues zu entwickeln? Darum ist es entscheidend, im Gaming- Bereich Personen zu rekrutieren, die sich mit der Thematik und der Zielgruppe identifizieren können. So lässt sich der Spielspass maximieren.», erläutert die Gaming-Spezialistin.

Viel gelernt im Banking

Die Erfahrung, welche Le Battistini im Detailhandel sowie in der Finanzbranche sammeln konnte, hat sich bei der Entwicklung des Spiels als wertvoll erwiesen. Ihre Aufgaben bei der UBS umfassten die regelmässige Kommunikation mit Stakeholdern sowie die Verantwortung für Reporting, Prozesseinführungen, IT- und HR-Projekte, Risikomanagement, Qualitätssicherung und die Budgetkontrolle.

«Diese Erfahrungen aus dem Finanzwesen haben mir geholfen, den ‹Product Market Fit› strukturiert und objektiv zu evaluieren. Dadurch konnte ich ein Spiel entwickeln, das in erster Linie Spass und Freude bereitet, aber auch fehlende Elemente in den Bereichen Fashion, E-Commerce und Gaming miteinander verbindet», sagt sie.

Ursprünglich Modelinie

Von ihren Kenntnissen aus dem Detailhandel konnte sie ebenfalls profitieren. «Diese Fähigkeiten haben dazu beigetragen, ein effizientes und kundenorientiertes Produkt auf den Markt zu bringen», sagt Le Battistini.

Ihr Wechsel vom Banking in die Mode- und Gaming-Branche war durch ihre Leidenschaft für Mode und Spiele motiviert. «Ursprünglich wollte ich immer eine eigene Modelinie auf den Markt bringen. Allerdings stellte ich schnell fest, dass dieses Geschäftsmodell deutlich kapitalintensiver ist und Einschränkungen in Bezug auf die Skalierung mit sich bringt», erklärt die «Fashion League»-Entwerferin. Deshalb passt der jetzige Job perfekt zu ihr.

Plattform für Marken-Tests

Langfristig wünscht sich Le Battistini, dass sich «Fashion League» als das beste Fashion-Mobile-Game bezeichnen lässt und zu einer Plattform für Firmen wird, auf der sie ihre Marken und Kampagnen testen können.

«Mein Spiel soll eine vielfältige Community ansprechen, ohne geschlechtsspezifische Einschränkungen, und eng mit renommierten Partnern zusammenarbeiten, um den Erfolg des Spiels sicherzustellen», beschreibt Theresia Le Battistini ihre Vision.