Privatreisen sind vielerorts verboten, Impfungen den Risikogruppen vorbehalten. Superreiche hält das nicht auf – sie lassen sich im Schatten des Burj Khalifa spritzen.

Jetzt geht in der Schweiz nach dem Impfstoff der US-Firma Pfizer das zweite Covid-19-Vakzin ins Rennen. Wie die Pharmafirma Moderna am Dienstag mitteilte, hat die Arzneimittelbehörde Swissmedic dem Impfstoff die Zulassung erteilt. Der Bund hat sich überdies 7,5 Millionen Dosen gesichert; die Auslieferungen sollen noch diese Woche beginnen.

Auch die Moderna-Impfungen sind in der Schweiz vorerst den Corona-Risikogruppen vorbehalten. Wer nicht zu diesen zählt, muss sich gedulden – ausser, er oder sie verfügt über das nötige Kleingeld.

Ein Fall für den Concierge

In Grossbritannien, wo die Impfkampagne schon früher startete als hierzulande und mit der grossen Kelle angerichtet wird, berichten Zeitungen wie der «Telegraph» (Artikel bezahpflichtig) von einem hochexklusiven Impftourismus. Superreiche wollen nicht bis Mitte Februar warten, wenn in England gemäss Plan 13 Millionen Menschen geimpft worden sind, plus zwei Millionen in Schottland, Wales und Nordirland.

Sie lassen sich stattdessen von denselben Concierge-Diensten, die ihnen sonst das Backstage-Treffen mit Lady Gaga oder die Hermès-Handtasche mit der mehrjährigen Warteliste besorgen, die Impfung im Ausland organisieren.

Im Emirat organisiert

Besonders beliebt ist derzeit als Destination die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort sind die Einreise- und Quarantäne-Bestimmung relativ lax, und das Pfizer-Vakzin ist ausreichend vorhanden. Abu Dhabi und Dubai sind bereits dazu übergegangen, Impftermine für Privatpersonen zu organisieren. Ein Concierge-Service aus London berichtet, dass 20 Prozent der reichen Klientel schon wegen einer frühzeitigen Impfung angeklopft haben.

Den Schweizer Privatbanken, die solche Dienste teils im Gesamtpaket mit der Vermögensverwaltung anbieten, dürften solche Anfragen ebenfalls nicht fremd sein.

Nach Russland für Sputnik V

Das Jetset lässt sich dabei von der Tatsache, dass internationale Privatreisen untersagt sind, nicht aufhalten. Denn wie auch in anderen Belangen gibt es hier für sie ein Schlupfloch: Dringende Geschäftsreisen dürfen stattfinden. Entsprechend lassen sich Business-Flüge leicht mit einem Abstecher nach Dubai kombinieren.

Manche mögen es auch kälter. Der amerikanische Regisseur Oliver Stone, der 74 Lenze zählt, begab sich nach Russland, um sich das Vakzin Sputnik V verabreichen zu lassen – obwohl selbst Russen seines Alters noch keinen Zugang zum Mittel haben.

Symptom nur von kurzer Dauer

Der Impftourismus wird wohl als Corona-Symptom deutlich zurückgehen, sobald noch mehr Mittel zugelassen werden. Das Vakzin von Astrazeneca, das ebenfalls unmittelbar vor dem breiten Vertrieb steht, soll auch für private Zwecke zu kaufen sein, so der Bericht. In London warten Privatärzte darauf, sich damit einzudecken.

Für Prominente gibt es schliesslich noch eine weitere, sympathischere Möglichkeit, früh an eine Covid-19-Impfung zu gelangen: Sie lassen sich als gute Vorbilder vor laufender Kamera spritzen. So «Herr der Ringe»-Darsteller Ian McKellen und Sänger Tom Jones in Grossbritannien – oder Schauspieler Walter Andreas Müller und Schriftsteller Franz Hohler in Zürich. Die Herren erfüllen allerdings allesamt die erforderlichen Alterslimiten.