Mit dem Vorstossen der Neobanken gerät das Kreditkarten-Geschäft in Bewegung. Mit der teuren und prestigeträchtigen Platinum-Karte verfügt das klassische Banking über die letzte einträgliche Bastion.
Silber, Gold, Platin: Platinum-Kreditkarten gelten unter dem Plastikgeld zum Exklusivsten, was zu haben ist. Wer damit lässig nach der Rechnung winkt, kann sich der Wirkung sicher sein.
Denn das metallisch schimmernde Rechteck zeugt davon, dass die Bank dem Nutzer ein Ausgabelimit von mehr als 50'000 Franken zugesteht – oder dass dieser gar ohne Schranken auf Pump Geld ausgeben darf.
Markant teurer
Das Prestige hat indes seinen Preis. Die Jahresgebühren von Platin-Karten betragen zwischen 216 und 850 Schweizer Franken und sind damit markant teurer als die Gold- und Silber-Karten, wie der Schweizer Online-Vergleichsdienst Moneyland analysierte.
Gerade von Grossbanken und im Private Banking werden die Platinum-Karten zudem als Teil von Dienstleistungs-Bündeln angeboten. So etwa von der Credit Suisse (CS) als Bestandteil des Bonviva-Pakets.
Was niemanden stört
Diese Pakete sind dann noch kostspielieger als die Karte an sich, und damit höchst einträglich aus Sicht der Banken, wie Kundenberater hinter vorgehaltener Hand berichten. Das stört aber offenbar nicht gross.
In einem Umfeld, in welchem Reiche mit ihren Bankern um jedes Hundertstel-Prozent feilschen, spielt die Kosten-Perspektive scheinbar keine Rolle – und entsprechend bewegten sich die Gebühren in den letzten Jahren kaum.
Kostenlose Lounge-Zutritte
«Tatsächlich werden Platinkarten häufig vor allem wegen den Leistungen und noch vereinzelt wegen des Prestiges ausgewählt», erklärt Moneyland-Geschäftsführer Benjamin Manz gegenüber finews.ch. Besonders begehrt sind Platinum-Karten aufgrund der offerierten VIP-Dienstleistungen.
Dazu gehört etwa ein Concierge-Service, der rund um die Uhr und an jedem Tag erreichbar ist. Ebenfalls im Angebot sind kostenlose Zutritte zu Flughafen-Lounges und speziellen Events, Flugmeilen, die Teilnahme an Bonus-Programmen sowie die besten Versicherungsleistungen. Und während Banken hohe Fremdwährungsgebühren auf günstigeren Karten veranschlagen, ist der Wechsel für Platinum-Kunden oft kostenlos.
Mit aller Macht verteidigen
Fragt sich, wie lange noch. Die Karten-Landschaft ist in Bewegung. Wie auch finews.ch berichtete, haben jüngst die UBS und die CS aufs Vorpreschen der Neobanken mit einer günstigeren Kreditkarte respektive Debit-Mastercard reagiert.
In der Folge entwickelt sich das Schweizer Kreditkarten-Geschäft immer mehr zur Kampfzone – wobei Newcomer wie das britische Fintech Revolut bereits mit Beliebtheit punkten. Für die Banken geht es dabei um mehr als nur um ein lukratives Business. Karten stellen eine direkte Schnittstelle zum Kunden dar und sind deshalb mit aller Macht zu verteidigen.
Exklusives Titan
Beobachtern zufolge ist aber selbst die Platin-Bastion auf lange Sicht vor dem Vorpreschen der neuen Konkurrenz nicht sicher. «Es ist nicht auszuschliessen, dass Neobanken Platin-Services in Zusammenarbeit mit Drittanbietern einführen werden», gibt Manz von Moneyland zu bedenken. «Diese werden dann aber auch deutlich teurer sein als die Standard-Karten.» Seit 2018 bietet Revolut mit der Metal Card ebenfalls einen Concierge-Service an.
Fällt diese letzte Pfründe, wird das Rückzugsgebiet schmal. Noch exklusiver als die Platinum-Angebote ist die legendäre Centurion Card des Kreditkarten-Anbieters American Express, die in der Schweiz von der CS-Tochter Swisscard vertrieben wird und auch als «Black Card» bekannt ist. Das Stück aus Titan erhält nur, wer mindestens 100'000 Dollar Umsatz auf der Karte generiert und eine Million Dollar pro Jahr verdient.
Mastercard Excellence
Nur nach Mass gibt es auch die Mastercard Excellence der UBS: Sowohl der Umsatz auf den bisher benutzten Karten als auch das bei Bank verwaltete Vermögen haben Einfluss darauf, ob ein Antrag auf eine solche Karte Erfolg hat, wie die Schweizer Zeitung «Tages-Anzeiger» berichtete.