In Deutschland, Österreich und den USA ist das Konzept bereits erprobt: Ein Netz an privaten Memberclubs, die sich der Wein-Passion verschreiben. Jetzt öffnet die erste Schweizer wineBANK ihre Türen in Bern. Bald sollen Zürich und Genf folgen.

Ob man die Begriffe «James Bond» und «Stadt Bern» in einem einzigen Atemzug nennen darf, ist vermutlich eine berechtigte Frage.

Die Pforte in der Berner Altstadt, die den Eingang zum Reich von Maurice Bridel, Andreas Schlumpf und Christian Ress auftut, hat aber durchaus etwas Bond-Mässiges: Direkt auf der pflastersteinbelegten Kramgasse 46 befindet sich ein holzverkleideter Abstieg in den Gewölbekeller dieser traditionsreichen Liegenschaft.

300 Quadratmeter

Die Türe öffnet sich, wie von Zauberhand, mit einer Chip-Karte.

Der Besucher, der die Treppenstufen hinabsteigt, gelangt in einen grosszügigen Memberclub auf 300 Quadratmetern, in dem sich alles um die Königin der Getränke dreht, den Wein.

Kokett gewählter Name

Hier eröffnet demnächst die erste wineBANK in der Schweiz. Der Name ist kokett gewählt, denn mit einem Geldhaus hat das Etablissement relativ wenig zu tun.

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Historischer Gewölbekeller. (Bild: zVg)

Es gibt einen Schankraum mit «by the glass»-Geräten, wo sich die Mitglieder des Hauses eine kuratierte Auswahl von rund 15 Weinen in unterschiedlichen Abmessungen kredenzen können.

Maskuline Ästhetik

Dazu diverse einladende Sitzecken. Die Ästhetik ist betont maskulin gehalten: es dominieren dunkles Holz, Naturstein, Leder, indirekte Beleuchtung. Ein Design, das von den Innenarchitekten Frey & Frey entwickelt wurde.

Das eigentliche Herzstück, das mutmasslich auch den Namen wineBANK ideell unterfüttert, ist der Tresorraum: Ein abgetrennter Bereich, optimal klimatisiert, mit Schliessfächern verschiedener Grössen, in denen die Mitglieder ihren eigenen Wein lagern können. Die grössten Kompartimente fassen über hundert Flaschen.

Zürcher Family Office mischt mit

Am Pre-Opening treffen wir die drei Initianten der Berner wineBank: den deutschen Winzer Christian Ress, der das Konzept erfunden hat und es weltweit ausrollt; den Berner Gastronomen Maurice Bridel, der das Wagnis in Bern eingegangen ist; sowie Andreas Schlumpf, einen Zürcher Family-Office-Mann. 

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Perfekte Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Schliessfächer in der Berner wineBank. (Bild: zVg)

Schlumpf klärt uns über die Geschichte der Liegenschaft auf: Ursprünglich habe sich im Erdgeschoss und in den beiden Kellergeschossen das legendäre Berner Restaurant Mistral befunden. Hier konnten die Bernerinnen und Berner bis in die frühen Morgenstunden essen, trinken und rauchen (eine Zigarren-Lounge gibt es auch in der neuen wineBank).

24/365 geöffnet

Nachdem dieses Etablissement vor über zehn Jahren geschlossen wurde, ist das Erdgeschoss an einen Kleiderladen vermietet worden. Mit den beiden Keller-Stockwerken wusste man aber nichts anzufangen, bis die Idee der wineBank Einzug hielt.

Das wineBANK-Konzept wiederum stammt aus dem Rheingau im deutschen Bundesland Hessen. Hier hatte der Winzer Christian Ress, der das Familienweingut Balthasar Ress in achter Generation leitet, im Jahr 2009 die Idee, einen privaten Memberclub für Weinliebhaber ins Leben zu rufen, der 24 Stunden an 365 Tagen geöffnet ist.

15 Städte erschlossen

Die Mitglieder können zu jeder Tages- und Nachtzeit entweder eine Flasche Wein aus dem eigenen Schliessfach aufmachen, oder sich im öffentlichen Bereich an den Schankmaschinen glasweise oder in einem separaten Verkaufsbereich an ganzen Flaschen bedienen.

Dieses Programm vervielfältigte Ress international über ein Franchisesystem. Derzeit gibt es wineBars in 15 Städten, darunter Frankfurt, Hamburg, Wien und Washington. Noch dieses Jahr sollen es 18 werden.

Rund 100 Franken pro Monat

Die Franchisenehmer – im Berner Fall der örtliche Gastronom Maurice Bridel – sind frei in der Sortimentsgestaltung. Aber, so erklärt es der Erfinder Christian Ress, die Mitgliedskarte eines beliebigen Clubs öffne die Türen sämtlicher anderer wineBANKS.

Im Berner Fall kostet die Mitgliedschaft, die an eines der Schliessfächer gekoppelt ist, rund 100 Franken im Monat.

Schweiz wird Teil der Familie

Für den Winzer ist die Eröffnung in Bern ein freudiger Anlass. Denn damit wird nach Deutschland, Österreich und den USA ein weiteres Land Teil der wineBANK-Familie. 

Dass die Ersteröffnung in der Schweiz in Bern stattfindet, ist mehr oder weniger dem Zufall und der Mahlgeschwindigkeit der bürokratischen Mühlen geschuldet.

Zürich: 800 Quadratmeter geplant

In den Startlöchern steht auch ein Projekt in Zürich, wo der frühere PwC-Mann Martin Zuan, der ein Importgeschäft mit Wein betreibt, ein ambitioniertes Projekt auf 800 Quadratmetern in der Innenstadt verfolgt. 

Und in Genf hat sich ein Privatbankier die Franchise-Rechte gesichert.