Gerüchten aus Italien zufolge überlegt sich Ferrari, Maserati aus dem Stellantis-Konzern herauszulösen. Das ist eine sympathische Idee, findet finews.ch.
Um Maserati steht es nicht zum Besten. Die Produktion fiel im ersten Quartal dieses Jahres auf 3'300 Fahrzeuge. Die italienische Luxusmarke hat mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen.
Das zeigt sich auch in der Schweiz: Gerade einmal 158 Maseratis wurden zwischen Januar und Mai neu zugelassen. Im Vorjahr waren es immerhin noch 245.
Vom Hauptsitz verordnete Motoren-Diät
Der Stellantis-Konzern, zu dem Maserati seit der Fusion der PSA-Gruppe mit Fiat Chrysler Automobile (FCA) im Jahr 2021 gehört, hat seinen zahlreichen Marken eine Diät verordnet: kleinere Motoren, mehr Elektro- und Hybrid. Davon betroffen sind auch die Marken Maserati im Luxussegment und Alfa Romeo in zugänglicheren Sphären. Beiden gemeinsam ist, dass sie ihr Erbe im italienischen Rennsport haben.
Stellantis-CEO Carlos Tavares sagte dem «Wall Street Journal» Ende März (Artikel bezahlpflichtig), er rechne damit, dass infolge des intensiven Wettbewerbs in der Elektromobilität weltweit nur fünf grosse Autohersteller überleben würden. Für seinen eigenen Konzern sieht er aufgrund der vielseitig einsetzbaren Plattformen gute Chancen.
Zwei Probleme
Was die italienischen Marken anbelangt, gibt es bei dieser energie- und auch sonst effizienten Plattformstrategie allerdings zwei Probleme. Erstens ist es für die zahlreichen Puristen unter den Maserati- und Alfa-Fans unangenehm, wenn ihre Autos künftig auf derselben Plattform aufgebaut sind wie Fahrzeuge anderer Stellantis-Marken, beispielsweise Opel, Peugeot oder Citroën. Raum für eigene Ingenieurskunst bleibt da wenig. Und genau das erwarten viele Auto-Fans von einer Marke wie Maserati.
Zweitens gehört für viele Liebhaber der italienischen Racing-Marken der Motoren-Sound zum Fahrerlebnis. Die rein-elektrischen Maseratis unter dem einprägsamen Label «Folgore» (Blitz) lassen die Kundschaft bislang weitgehend kalt. Und Maseratis Verkleinerung der Motoren von V8 auf V6, selbst beim Spitzen-Sportwagen MC20, sorgt ebenfalls nicht für Begeisterung. Ähnliches lässt sich über Alfa Romeo sagen: Der seit 2022 erhältliche Kompakt-SUV «Tonale» verfügt über maximal 1,6 Liter Hubraum in der Dieselversion.
Kaufgerüchte
Entweder Maserati und Alfa Romeo entwickeln sich zunehmend zum Fremdkörper in der Stellantis-Strategie. Oder sie verlieren ihre auf italienischen Rennstrecken geformte Identität und lösen ihre technologische Eigenständigkeit im Konzern auf. Aber was bleibt dann noch, ausser ein wenig italienisches Design? Genügt dies, um die Marken am Leben zu erhalten?
Es ist insofern nicht erstaunlich, dass jetzt Gerüchte umgehen, wonach sich der Platzhirsch unter den italienischen Sportmarken, Ferrari, überlegt, zumindest Maserati aus Stellantis herauszukaufen.
Kraftstrotzendes Erfolgsunternehmen
Das wäre erfreulich. Ferrari ist ein kraftstrotzendes Erfolgsunternehmen, wie auch die Entwicklung des Aktienkurses zeigt: plus 37 Prozent in den vergangenen 12 Monaten. Mit 74 Milliarden Euro Börsenwert ist Ferrari einen Drittel mehr wert als die gesamte Stellantis-Gruppe. 2023 erzielte Ferrari einen Betriebsgewinn nach Steuern von knapp 1,3 Milliarden. Das Unternehmen sitzt auf flüssigen Mitteln im Umfang von rund 4 Milliarden Euro, könnte sich den Kauf der problembehafteten Maserati also vermutlich leisten.
Für Ferrari wäre der Kauf mit der Chance verbunden, neben dem Ultra-Premium-Segment künftig auch das Premium-Segment zu bedienen.
Maserati möchte auf Anfrage von finews.ch die Verkaufsgerüchte nicht kommentieren. Von Ferrari lag zum Zeitpunkt der Publikation noch kein Statement vor.