Manche Winzer stellen ihre Rebberge auf die Biodynamie um. Die esoterische Landwirtschaft ruft allerdings auch Skepsis und bisweilen sogar harsche Kritik hervor. Doch die so erzeugten Weine zeichnen sich durch eine innere Spannung aus, wie finews.ch-Weinredaktor Peter Keller feststellt. Sechs Beispiele, die einen Versuch wert sind.

Die Biodynamie in der Landwirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung, provoziert aber auch Skepsis. Der Einsatz von entsprechenden Präparaten, etwa aus Hornmist, Hornkiesel oder Heilpflanzen, und die nach dem Mondkalender ausgeführten Arbeiten rufen Kritiker auf den Plan. Gerne wird von «Voodoo» oder «Hokuspokus» gesprochen.

«Die Biodynamie muss als Ganzes betrachtet werden», sagt Winzerin Nadine Besson-Strasser vom gleichnamigen Weingut in Uhwiesen ZH. Der Familienbetrieb hat bereits 2004 auf diese Methode umgestellt. Grund: Man müsse sich mit dem Boden, der Umgebung, den Pflanzen auseinandersetzen.

Perfekte Reifung

Das sei spannender als einfach den Dünge- und Spritzplan eines Chemiekonzerns zu befolgen, erklärt Besson-Strasser. Studien des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) in Frick haben denn auch ergeben, dass bei biodynamischer Arbeitsweise etwa die Bodenfruchtbarkeit steige, sich die Selbstabwehrkraft der Rebe erhöhe und die Biodiversität im Allgemeinen höher sei.

Die nach der Lehre des Anthroposophen Rudolf Steiner ausgerichtete Methode hat auch einen Einfluss auf die Qualität der Weine. «Sie reifen perfekt, ohne dass wir ihnen etwas zufügen müssen», sagt Besson-Strasser. Das Terroir und die Charakteristik des Jahrgangs würden besser zum Ausdruck kommen, fügt sie an.

Geringere Jahrgangsschwankungen

Die deutsche Winzerin Sophie Christmann vom gleichnamigen Spitzenweingut in der Pfalz stellt fest, dass es wegen des ausgeglichenen Wachstums eher geringere Jahrgangsschwankungen gebe. Die Erträge seien niedriger geworden, was den Weinen mehr Dichte verleihe.

«Schliesslich setzt die aromatische Reife in der Regel früher ein, also bei niedrigeren Zuckergehalten. Somit können wir Weine mit moderaten Alkoholgehalten ernten», hebt Christmann als weiteren Vorteil hervor.

Das Resultat im Glas

Am Schluss zählt ausschliesslich das Resultat im Glas. Ich habe sechs biodynamische Weine ausgewählt, die für Einzigartigkeit und eine hohe Qualität stehen. Es lohnt sich, solche Tropfen für einmal zu versuchen. Dadurch wird man nicht zwangsläufig zu einem Sektierer für die Biodynamie, die jedenfalls einen Beitrag für eine nachhaltige Landwirtschaft liefert.

1. Räuschling vom Rheinfall 2018, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen ZH

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Räuschling ist eine weisse Spezialität, die vorwiegend im Kanton Zürich kultiviert wird. Dieses Beispiel ist überaus gut gelungen und brilliert mit einem tollen Trinkfluss.

Es zeichnet sich durch eine aromatische Vielschichtigkeit aus, ist im Gaumen trocken, frisch, saftig, komplex und lang anhaltend. Moderater Alkoholgehalt. Der Räuschling wird im Stahltank, im grossen Holzfass und im Beton-Ei ausgebaut. Preis: 21 Franken.

2. Pinot noir Monolith 2018, Weingut Obrecht, Jenins GR

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Francisca und Christian Obrecht (Bild oben) sind überzeugt, dass biodynamische Weine eigenständiger und bekömmlicher sind. Dieser Pinot noir jedenfalls ist ein grossartiger Wein, wahrscheinlich der beste, der bisher von diesem Weingut gekeltert wurde.

Trotz dem warmen Jahr weist er keinerlei Überreife, Opulenz und Breite auf, im Gegenteil: Kraft und Eleganz verbinden sich auf ideale Art und Weise. Preis: 55 Franken.