Eine der legendären Gitarren der Rockgeschichte steht bald zum Verkauf. Das dürfte nicht nur Musikfans interessieren.
«Du konntest einen Verstärker verlieren, du konntest Sachen kaputt machen. Aber ich hätte Jerry nie in die Augen schauen können und sagen: Ich habe deine Gitarre nicht.» Das sind die Erinnerungen Steve Parish, Equipmentmanager der Band «The Grateful Dead», an die Verbundenheit des Frontmanns John «Jerry» Garcia (siehe Bild unten) mit seinen Gitarren.
Das erste der legendären Lieblingsinstrumente von Garcia, der mit seiner Band nicht nur den LSD-getränkten Psychedelic Rock, sondern auch die Hippieszene in Kalifornien prägte, steht nun zum Verkauf. Darauf machten kürzlich auch die vielseitig interessierten Analysten der Neuen Helvetischen Bank in Zürich aufmerksam.
The Grateful Dead, Jerry Garcia im Vordergrund (Bild: Wikimedia Commons)
Debut vor den Hell’s Angels
Es handelt sich dabei um das erste Instrument, das der berühmte Gitarrenbauer Doug Irwin je baute und trägt die Nummer 001 – wegen ihrer speziellen Intarsie auch «Wolf» (siehe Bild unten) genannt.
(Bild: Guernsey’s)
1973 debutierte Jerry mit Wolf, passenderweise in einem Privatkonzert für den Motorradclub Hell’s Angels. Danach war das Instrument während 20 Jahren im Einsatz. Wolf und Jerry reisten von San Francisco bis zu den Pyramiden in Ägypten, während sich die «Menagerie» des Gitarristen, der mit vier Jahren einen Finger an der rechten Hand verloren hatte, um weitere Irwin-Bauten vergrösserte.
1979 wurde Wolf durch «Tiger» ersetzt. 1989 lieferte Irwin «Rosebud» aus, die als sein Meisterwerk gilt.
Nach dem Tod von Garcia ging Wolf, für die der Gitarrist einst 850 Dollar bezahlt hatte, auf verschlungenen Wegen zu einem Sammler, der dafür 789'500 Dollar auszugeben bereit war. Jetzt soll das Instrument Ende Mai für wohltätige Zwecke versteigert werden. Dabei könnte der Wolf gut die 1-Millionen-Dollar-Grenze fressen.
Solide Wertanlage
Gut möglich, dass dabei nicht ein Althippie, sondern ein Investor zugreift. Alte – und noch besser – geschichtsträchtige Gitarren gelten als solide Wertanlage. Das amerikanische Fachmagazin «Vintage Guitar» veröffentlicht jährlich einen Index, indem 42 Gitarren der Marken Fender, Gibson und Martin zusammengefasst sind. In den letzten 25 Jahren ist dieser Index jährlich um rund 9 Prozent gestiegen.
Das ist durchaus ansehnlich, bleibt jedoch hinter anderen Realwerten zurück. Wie auch finews.ch kürzlich berichtete, könnte ein äusserst rarer Ferrari bald über 100 Millionen Dollar lösen.