Jahrelang galt er als Verfechter grosser amerikanischer Banken, in die er leidenschaftlich investierte. Nun schwenkt der 90-jährige Warren Buffet auf Digitalbanken um. Ein Engagement in Brasilien lässt aufhorchen.
Der selbst im hohen Alter extrem umtriebige US-Grossinvestor Warren Buffett hat sich mit einer halben Milliarde Dollar an der brasilianischen Fintech-Bank Nubank beteiligt, wie das US-Finanzblatt «Wall Street Journal» (Artikel kostenpflichtig) am Dienstag berichtete.
Es ist das erste Mal, dass das «Orakel von Omaha» sich bei einem aufstrebenden Neo-Geldhaus engagiert, nachdem sein Herz in der Vergangenheit eher für klassische US-Grossbanken wie Goldman Sachs oder Bank of America geschlagen hatte.
Pendant zu Revolut – bloss viel grösser
Doch offenbar kam es bereits im vergangenen Jahr zu einem Umdenken, nachdem er im Zuge der weiteren Verbreitung der Corona-Pandemie etwas lustlos oder auch ratlos nach neuen Investments Ausschau gehalten hatte, wie auch finews.ch berichtete. Vor wenigen Monaten trennte er sich dann auch von all seinen Aktien des US-Instituts Wells Fargo.
Nun hat sein Evaluationsprozess ganz offensichtlich zu einem Ziel geführt, das erst noch bemerkenswert ist. Die rein online tätige Nubank ist ein Pendant zur in Europa viel gepriesenen Challenger-Bank Revolut – bloss enorm viel grösser.
Kluges Geschäftsmodell
Während Revolut rund 15 Millionen Kunden zählt, sind es bei den Brasilianern bereits rund 40 Millionen. Dass in unseren Gefilden kaum jemand die Nubank kennt, hängt vor allem damit zusammen, dass das Institut sehr regional (bisher Brasilien, Argentinien, Kolumbien und Mexiko) agiert, wie finews.ch schon vor knapp zwei Jahren feststellte.
Und über ein kluges Geschäftsmodell verfügt: Ihrer Klientel bietet die 2013 gegründete Nubank ein Bankkonto inklusive kostenloser Kreditkarte an sowie Kleinkredite und seit kurzem auch Versicherungen. Viele Angebote zu überschaubaren Zinsen, die von Anfang an transparent ausgewiesen und in einer Simulation einfach veranschaulicht werden können. Und das alles ganz simpel übers Smartphone zugänglich.
Grosse Ambitionen der Gründer
Und genau das sind die Ambitionen der Gründer, Bankdienstleistungen allen zugänglich machen. Finanzieren kann sich das Unternehmen durch die bezahlenden Geschäftskunden und über ein Premiummodell, das in einer Cashback-Manier für jeden ausgegebenen brasilianischen Real einen Punkt zurückgibt, der dann zum Beispiel für die Netflix-, die Spotify- oder die Handyrechnung benutzt werden kann.
Damit hat es das Unternehmen, das mittlerweile gut 1'500 Personen beschäftigt, bereits rund 750 Millionen Dollar an Kundengeldern gesammelt und weist eine Bewertung von 30 Milliarden Dollar aus. Zum Vergleich: Die grösste Bank der Schweiz, die UBS, bringt es derzeit auf einen Börsenwert von knapp 52 Milliarden Franken.
Weitere prominente Investoren
Für die Nubank sei Warren Buffetts Engagement eine grosse Bestätigung dafür, was bisher geleistet worden sei, liess Nubank-Mitgründer David Vélez unlängst gegenüber dem «Wall Street Journal» (Artikel kostenpflichtig) verlauten. «Damit sind wir sehr, sehr gut kapitalisiert und haben keine Pläne, zusätzliches Kapital zu beschaffen.»
Dass das Modell überzeugt, das bestätigt auch die Prominenz der bisherigen Investoren, die sich an der Neobank beteiligt haben – unter anderem DST Global (Facebook, Whatsapp, Twitter), Sequoia Capital (Paypal), Dragoneer (Uber, Alibaba), Ribbit Capital (Bitcoin, Revolut) und Thrive Capital (Instagram). Ausserdem ist der chinesische Technologieriese Tencent in Nubank investiert.