Der Rohstoff-Guru Jim Rogers ist auch ein Franken-Guru. Denn er hat schon in seinem letzten Buch beschrieben, was die Gefahren einer Euro-Anbindung sind. Die Schlüsse, die er zur Schweizer Geldpolitik zieht, sind unerfreulich.
Investmentlegende Jim Rogers (Bild) hat in seinem Buch «Street Smarts» von 2013 viel Weitsicht bewiesen. Die heftigen Währungsturbulenzen im Zuge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses haben ihn darum nicht überrascht.
In einer Email an die Nachrichten-Website «Business Insider» schrieb er nun: «Ich habe sorgfältig und ausführlich beschrieben, dass es geschehen wird und warum. Ich bin immer noch erstaunt, dass sie (die Schweizerische Nationalbank) so etwas Dummes getan hat (die Anbindung an den Euro).»
Das «Dumme» gemäss Rogers war allein schon die Begründung der SNB gewesen, den Euro-Mindestkurs 2011 einzuführen. Er zweifelt in seinem Buch schlicht an, dass die Frankenaufwertung eine Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft gewesen wäre.
Am lautesten klagte Exportwirtschaft
«Es war die Exportwirtschaft, die am lautesten geklagt hat. Aber für alle anderen in der Schweiz war die Frankenaufwertung ein Vorteil.» Da die Schweiz viele Konsumgüter importiere, hätte die Frankenaufwertung auf Grund der günstigeren Einkaufsmöglichkeiten für einen allgemein höheren Lebensstandard gesorgt, so Rogers.
«Jeder Schweizer profitiert vom starken Franken. Aber die grossen Exportfirmen stimmten ihr Klagelied an und die Entscheidungsträger fielen drauf rein.»
Schweiz kann zwar nichts dafür
Natürlich könne die Schweiz nichts dafür, dass weder Europa, noch die USA noch Japan starke Währungen hätten. Rogers macht in der Schweiz ein tiefer liegendes Problem aus.
Er schreibt, dass das Land während Jahrzehnten eine Art Halb-Monopol im Finanzbereich aufrecht erhalten konnte – auf Grund ihres Vorteils des Franken, der wiederum den Bankensektor schützte.
Stetige Abnahme von Kompetenz
Das Resultat dieser Stellung in der Welt sei eine stetige Abnahme von Kompetenz. «Die ganze Wirtschaft war überprotektioniert.» Die Swissair-Pleite sei eine Folge davon gewesen. Jedes Monopol zerstöre irgendwann sich selber, und die Schweiz zerfalle in voraussehbarer Weise.
Die Resultate seien bereits sichtbar im Erstarken anderer Finanzzentren wie London, Liechtenstein, Wien, Singapur, Hongkong, Dubai.
Aber auch ein Rogers hat der Anziehungskraft des Franken als sicherer Hafen nicht widerstehen könne. Während der Währungskrise 1970 habe er Franken gekauft. «Und seither ist der Franken etwa 400 Prozent gestiegen.» Hätte er das Geld auf einem US-Sparkonto gelassen, wäre es heute 80 Prozent weniger wert.