Die Coronakrise testet die Belastbarkeit von Finanzprofis. Eine neue Studie zeigt den Zusammenhang zwischen Burnout und physischen Erkrankungen auf, gleichzeitig liefert sie einen Hoffnungsschimmer.
«Ein Burnout ist eine schwere Erkrankung. Das macht jahrelang krank», warnte der Allgemein- und Arbeitsmediziner Dieter Kissling vor rund einem Jahr im Gespräch mit finews.life: «Es dauert Jahre, bis man ganz unten ist und ebenso lange, um sich wieder heraus zu kämpfen. Die Karriere kann man dann vergessen.»
Eine neuere Studie zeigt nun einen signifikanten Zusammenhang zwischen Burnout und verschiedenen körperlichen Erkrankungen. An der Studie waren Roland von Känel, Direktor der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik am Universitätsspital Zürich, und Marc van Nuffel, CEO von Duda, der Datentochter der Kommunikationsagentur Farner, massgeblich beteiligt. Insgesamt haben 5'671 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren teilgenommen.
Verbindung zwischen Burnout und anderen Krankheiten erwiesen
Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Bildungsniveau, depressiven Symptomen und anderen Faktoren zeigte die an die Umfrage anschliessende Netzwerkanalyse eine signifikante Verbindung von starker Erschöpfung mit hohem Blutdruck sowie anderen chronischen somatischen Krankheiten, berichteten die Autoren in einer Medienmitteilung.
Weiter hängt die verminderte Leistungsfähigkeit laut der Studie stark mit chronischen Lungenkrankheiten zusammen. Weiter waren starke Zusammenhänge zwischen klinisch relevanten, depressiven Symptome – wie sie auch häufig mit einem Burnout Hand in Hand gehen – mit hohem Blutdruck, anderen chronischen somatischen Krankheiten und Hautkrankheiten zu finden.
Keine Krankheit, aber Risiko
Laut von Känel ist ein Burnout nach der gängigen Lehrmeinung keine Krankheit. Es besteht aber das Risiko, dass betroffene Arbeitnehmende eine psychische oder körperliche Krankheit entwickeln können: «Dank der Netzwerkanalyse konnten wir nun den signifikanten Zusammenhang zwischen Burnout und verschiedenen körperlichen Erkrankungen wie erhöhtem Blutdruck, Lungenkrankheiten und weiteren somatischen Krankheiten nachweisen.»
Der Zusammenhang sei besonders deutlich für Erschöpfungszustände beim beruflichen Burnout und sei unabhängig von Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder den depressiven Symptomen der Teilnehmenden.
Kommt bald die Burnout-App?
Weiter zeigen die Resultate der Studie die Wichtigkeit der Früherkennung von Burnouts auf. Aus alltäglichen Informationen wie Symptome des Burnouts, Stimmung, Schlaf oder Stress und körperlichen Indikatoren lasse sich eine «Scorecard» fürs individuelle Burnout-Risiko erstellen.
Duda hat dafür eine webbasierte Gesundheitsapp entwickelt, mit der man frühzeitig erkennen kann, ob und wo ein Burnout-Risiko entsteht. Kombiniere man diese App mit schon vorhandenen Gerätschaften wie mobile Gesundheits- und Fitness-Apps oder Smartwatches und den dort gesammelten Informationen, rücke eine Burnout-Vorsorge schon bald in greifbare Nähe.
Gratis-Meditation für Angestellte
Auch auf dem Schweizer Bankenplatz gewinnt die Burnout-Vorsorge an Profil. So hat beispielsweise die Grossbank UBS bereits vergangenen Frühling – als die erste Welle der Coronakrise in der Schweiz ihren Höhepunkt fand – verschiedene Massnahmen zum Schutz ihrer Angestellten getroffen.
So bietet die Grossbank ihren Angestellten zum Beispiel kostenlosen Zugang zur Achtsamkeits-Plattform von Headspace, auf der hunderte Artikel und Audio-Sessions für jedes Gemüt, jede Stimmung und jedes Ziel zu finden sind, um Stress abzubauen.
35'000 Nutzer bei der UBS
Weiter hat die UBS im Frühling «UBS Ways of Working» ins Leben gerufen um alle Mitarbeitenden und Vorgesetzten bei der Orientierung in der neuen Arbeitsumgebung zu unterstützen. Die weitreichenden Auswirkungen der immer kleiner werdenden Grenzen zwischen Wohnung und Arbeitsplatz veranlassten die Grossbank dazu, sich verstärkt auf die Ausbildung der Linienvorgesetzten sowie die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeitenden zu konzentrieren.
Die Plattform bietet Führungsschulungen, Ressourcen für mentales und physisches Wohlbefinden, den Austausch von Best Practices und ein Forum, um die Gemeinschaft zu fördern und gleichzeitig miteinander verbunden zu bleiben, da die meisten Angestellten auch weiterhin nicht im Büro arbeiten. Seit Frühling haben bereits über 35'000 UBS-Mitarbeitende die Plattform besucht.