Sie sind optimistisch, aber tief gespalten. Und sie finden, dass man ein bestimmtes Niveau benötigt, um sich wirklich reich zu fühlen – nämlich etwa 5 Millionen.
Die Daten wurden erhoben von Fidelity Investments: Im Rahmen ihres neusten «Millionaire Outlook» untersuchte der Vermögensverwaltungs-Riese aus Boston, wie man in über 1000 Millionärshaushalten mit dem Geld umgeht. Befragt wurden Menschen, die mindestens 1 Million Dollar für Anlagezwecke zur freien Verfügung haben.
Bei der diesjährigen Erhebung kam allerhand Optimismus ans Licht: Befragt nach ihren persönlichen finanziellen Aussichten äusserten sich die Millionäre dieses Jahr sehr zuversichtlich – auf einem Ranking zwischen -100 und +100 landeten die befragten Millionäre im Durchschnitt bei +39. Seit Fidelity seinen «Millionaire Outlook» erarbeitet, also seit 2006, wurde noch nie so ein hoher Wert erreicht.
Andererseits werden die allgemeinen Perspektiven der Finanzmärkte mit durchschnittlich –29 eher skeptisch beurteilt.
Bemerkenswert ist hier die gleichmässige Verteilung der Meinungen: Ein gutes Drittel erwartet eher schwierige Zeiten an den Finanzmärkten, ein Drittel ist neutral, und fast ein Drittel rechnet mit besseren Markt-Perspektiven. Diese Spaltung dürfte ein weiterer Spiegel dafür sein, dass sich die Finanzmärkte derzeit so unsicher entwickeln.
Die allgemeine Unsicherheit spiegelt sich auch darin, dass eine bestimmte Gruppe gewachsen ist: Die «Preservers», so der Ausdruck von Fidelity. Das heisst: Jene Millionäre, denen die Bewahrung ihres Vermögens das höchste Anliegen ist. Ihr Anteil stieg seit der letzten Erhebung 2010 von 24 auf 30 Prozent.
Umgekehrt sank die Zahl jener, die auf eine Growth-Strategie setzten und denen die Steigerung des Vermögens (bei entsprechenden Risiken) wichtig war. Konkret: Stiess Fidelity 2010 noch auf 26 Prozent «Generators», so waren es bei der jüngsten Befragung (durchgeführt im März 2012) noch 20 Prozent.
Betont sei, dass hier amerikanische Millionäre befragt wurden; in Europa würden die Werte gewiss einen Tick mehr Skepsis ans Licht bringen. Entsprechend wagen die Millionäre in den USA wohl auch etwas grössere Risiken. Auf die Frage, wo sie derzeit zuerst ihr Geld investieren würden, war die Reihenfolge:
- 1. Einheimische Aktien
- 2. Geldmarktapiere und andere Cash-Positionen
- 3. ETF
- 4. US-Obligationen
- 5. Aktienfonds
Ein Trend zeichne sich in all den Millionärsumfragen seit 2006 ab, folgert Michael R. Durbin, der Präsident von Fidelity Institutional Wealth Services: «Die Millionäre beurteilen den aktuellen Zustand Märkte jeweils sehr pragmatisch, und sie sind durchgängig optimistisch, wenn es um die Frage geht, ob in der Zukunft eine Erholung einsetzt.»
Allerdings: Nur 74 Prozent der Millionäre (mit Investable Assets von 1 Million Dollar und mehr) fühlten sich überhaupt als vermögend. Das heisst: Jeder Vierte empfindet sich nicht als reich.
Auf die Frage, ab welcher Grenze sie sich denn als reich empfinden würden, nannten diese 26 Prozent im Schnitt die Summe von 5 Millionen Dollar an Investable Assets.
Fidelity unterteilte auch die zwei Gruppen der Self-Made-Millionäre sowie jener, die bereits reich geboren wurden. 86 Prozent der befragten Reichen hatten dabei ihr Geld selber erarbeitet, die anderen bezeichneten sich als Erben
Hier kamen allerdings beim Anlageverhalten keine klaren Unterschiede ans Licht. Allenfalls: Wer seine Millionen selber erarbeitet hat, neigt tendenziell etwas weniger dazu, den Rat von Finanzberatern zu suchen.
• 2012 Fidelity Millionaire Outlook
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