Die beiden Buchstaben DS stellen in der automobilen Welt eine historische Verpflichtung dar. Schliesslich nannte Citroën so sein avantgardistisches, erstmals 1955 aufgelegtes, Modell: DS wie «déesse» – die Göttin. Ein Anspruch, an dem sich der DS 4 E-Tense messen lassen muss. Ein Testbericht.

Will man der französischen Automarke DS gerecht werden, kommt man um ein wenig Ahnenforschung nicht herum: Aus der Taufe gehoben wurde DS im Jahre 2009 unter dem Dach von Automobiles Citroën als eigenständige Marke mit der Zielsetzung, an das reichhaltige Erbe des erstmals 1955 vorgestellten Citroën DS-19 anzuknüpfen.

Dieser Ur-DS verkörpert bis heute die Spitze des avantgardistischen Anspruchs, der dem französischen Autofach in den Nachkriegs-Jahrzehnten innewohnte und von dem sich die Hersteller aus der «Grande Nation» seit den 1990er-Jahren zeitweise etwas losgesagt hatten.

Quasi religiöser Status

Das Kürzel DS-19 stand ursprünglich für «Desirée» und «Spéciale» mit 19 Kubikzentimetern Hubraum, wurde aber mit dem fortschreitenden Erfolg des Modells bald quasi religiös zur «Göttin» («déesse») umgedeutet.

Die hervorstechenden Eigenschaften dieses Autos waren, dass es für das Feuerwerk an Design und Technik, das es bot, relativ erschwinglich war. In heutigen Preisen musste man rund 30'000 Franken auf den Tisch blättern. Bis zur Lancierung des Tesla Model S handelte es sich um das Modell, das bei seiner Vorstellung die meisten Bestellungen auslöste.

Heute: Eigenständige Marke

Dafür erhielt man die hier erstmals zur Anwendung gebrachte hydraulische Federung, die Citroën für Jahrzehnte berühmt machte, ein unverwechselbares Design und zahlreiche technische Neuerungen.

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Urform: Historischer Citroën DS. (Bild: Shutterstock)

Heute lebt DS eigenständig als eine Art Premium-Marke im Stellantis-Konzern, welcher 2021 aus der Fusion der Peugeot-Citroën-Gruppe (PSA) mit Fiat-Chrysler (FCA) hervorgegangen ist und der weltweit viertgrösste Autohersteller ist.

DS 4 E-Tense ante portas

Mit viel historischer Andacht und einer grossen Portion Neugier wenden wir uns dem jüngsten Spross aus der DS-Familie zu, dem DS 4 E-Tense 225. Es handelt sich dabei um ein Crossover-SUV in handlichen Abmessungen. Die Messlatte, die das Kürzel vorgibt, ist klar: Das Auto soll in seinem Design überraschen und technisch überragen.

In der ersten Kategorie, also bei der Gestaltung, räumt der DS ziemlich ab: Sowohl von Innen als auch von Aussen ist er modern und charakteristisch, der Innenraum überzeugt durch Wohnlichkeit und wirkt insgesamt hochwertig. 

Eigenwillig und formschön

Eigenwillig, aber formschön präsentiert sich die Karosserie. Die Designer haben – da erkennt man durchaus die historischen Anleihen an die Urform – mutig mit einer Abwechslung aus scharfen Linien und fliessenden Konturen gearbeitet.

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DS 4 in der 2024er-Ausführung «Saint Exupéry». (Bild: Stellantis, zVg)

Die grossen Räder markieren Selbstbewusstsein, wie auch die muskulösen hinteren Kotflügel und die scharf betonte C-Säule.

Folgerichtig wurde der DS 4 am Festival Automobile International im Jahr 2022 als schönstes Auto in der Kompaktklasse ausgezeichnet.

Innovation bei den Sitzen

Der gute Ausseneindruck setzt sich im Innenraum fort, der eine unaufgeregte Modernität ausstrahlt und im Cockpit sicherlich durch den grossen Touch-Screen dominiert wird – damit alleine lockt man heutzutage schwerlich die Käufer hinter dem Ofen hervor.

Eine echte und überzeugende Innovation stellen die Sitze aus genarbtem Leder dar, deren Morphologie gemäss DS eine mehrjährige Forschung zugrunde liegt. Das glaubt man sofort: Die Sitze vermitteln ein ganz eigenes Wohlbehagen, das einen sofort kameradschaftlich für das Automobil einnimmt.

Plug-In-Hybrid

Womit wir bei der Technik wären: Der DS 4 E-Tense ist seiner Natur nach ein Plug-In-Hybrid mit Hinterradantrieb und 8-Gang-Automatikgetriebe, der von einem Benzinmotor in Verbindung mit einem Elektromotor angetrieben wird. In kombinierter Leistung ergeben sie 165 Kilowatt respektive 225 PS, was für die meisten Anwendungen ausreichend ist und gerade bei niedrigeren Geschwindigkeiten sogar recht munter daherkommt.

Im rein elektrischen Betrieb schafft das Auto bis zu 62 Kilometer Reichweite nach WLTP.

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Meilenstein beim Sitzkomfort. (Bild: Stellantis, zVg)

In der klassischen DS-Disziplin des Dahingleitens wie auf Wolken haben die französischen Autobauer der sehr gewichtsintensiven Hydraulik abgeschworen und verwenden stattdessen ein sensorisches System, das Unebenheiten im Vornherein erkennt und das Fahrverhalten entsprechend anpasst.

Hervorragende Schalldämmung

Das ist durchaus gut gelungen. Der DS 4 E-Tense gleitet sicher nicht rumpeliger als vergleichbare Fahrzeuge seiner Klasse über die Strassen. Aber so wahnsinnig viel weicher dann eben doch auch nicht: Das Delta ist über die Jahrzehnte kleiner geworden.

Stark punktet das Auto hingegen durch seine hervorragende Schalldämmung. Der Vierzylinder-Motor macht sich kaum bemerkbar und auch gegen Fahrgeräusche ist die Passagier-Kabine hervorragend abgeschirmt. Was natürlich dazu einlädt, das Hi-Fi-System von Focal Electra auszuprobieren. Man bereut es nicht.


Unter dem Strich findet finews.ch: Der DS 4 E-Tense ist eine sehr gelungene, moderne Interpretation des DS-Erbes als Plug-In-Hybrid. Freude bereiten der hohe Fahrkomfort und das raffinierte Design. In Zeiten der Olympischen Spiele kann man sagen: Silbermedaille in «Savoir Vivre». Erhältlich ab 46'900 Franken (Test-Modell: 60'800 Franken).