Zunehmend mehr Weingüter setzen auf Schaumweine. Die Qualität nimmt kontinuierlich zu. Dies beweist die Selektion von finews.ch-Weinredaktor Peter Keller, der fünf perlende Produkte aus unterschiedlichen Anbaugebieten und Rebsorten empfiehlt.
Keine Frage: An Champagner kommt niemand vorbei. Das französische Prestigegetränk ist weiterhin der Massstab in Sachen Schaumweine. Diese werden perfekt vermarktet und sind nicht wirklich günstig. Für die berühmtesten Marken zahlt man gar dreistellige Summen. Doch auf dem Markt lassen sich interessante Alternativen finden – beispielsweise aus der Schweiz.
Unser Land hat keine allzu grosse Schaumwein-Tradition. Noch nicht. Wer früher solche Produkte erzeugt hat, ging meistens zu einem Spezialisten. Heute wagen sich ambitionierte Weingüter selbst an den gesamten Herstellungsprozess: von der Lese der Trauben bis zu der für Schaumweine typischen zweiten Gärung in der Flasche. Zunehmend mehr Winzer und Winzerinnen entdecken diese Nische, so dass schon von einem neuen Trend gesprochen werden kann. Jährlich werden derzeit rund zwei Millionen Liter erzeugt.
Fünf perlende Preziosen
Welche Schweizer Schaumweine sind eine Entdeckung wert? Wir haben fünf perlende Preziosen ausgewählt, die man versuchen sollte.
1. Schaumwein Brut NV, Weingut Hansruedi Adank, Bündner Herrschaft
Der Wein zählt zweifellos zur Schweizer Spitze. Schon an mancher Degustation ist er positiv aufgefallen. Der animierende Prickler aus Pinot noir besitzt eine feine Perlage, überzeugt mit fruchtig-floralen Noten sowie hefigen Anklängen. Er ist im Gaumen trocken, frisch, finessenreich und besitzt eine schöne Länge.
Die Reifung auf der Hefe beträgt 30 Monate. Patrick Adank, der mit seinem Vater das Gut führt, hat in der Champagne gelernt. Das merkt man dem Schaumwein an (Preis: 36 Franken).
2. Brut Blanc de Blancs Räuschling, Zürischum, Zürich
Fünf mutige und innovative Zürcher habe vor einigen Jahren ihren eigenen Schaumwein lanciert. Dieser Blanc de Blancs aus Räuschling ist ihr Aushängeschild und besteht aus einer Sorte, die praktisch ausschliesslich am Zürichsee angebaut wird. Der Schaumwein wird vor allem in der Gastronomie angeboten.
Doch auch im privaten Rahmen macht er eine gute Figur, wie seine Eigenschaften zeigen: fein perlend, trocken, aromatisch, frisch, fruchtig, geradlinig und mit einer guten Länge endend (Preis: 42 Franken).
3. Refolo Brut, Fattoria Moncucchetto, Tessin
Dem Tessiner Spumante eines bewährten Erzeugers ist kürzlich die Ehre zuteilgeworden, in das «Mémoire des Vins Suisses» aufgenommen zu werden. Die Vereinigung zählt rund 60 Spitzenwinzer und will aufzeigen, dass einheimische Tropfen über Jahre reifen können.
Der Refolo besteht aus Chardonnay und Pinot noir und reift 28 Monate auf der Hefe. Die Dosage ist minim. Das ergibt einen trockenen, puristischen, eleganten Schaumwein mit einem schlanken Körper und guter Länge. In der Nase fallen ein hefewürziger Duft sowie Noten von weissen Blüten, Heu und Haselnuss auf (Preis: 45 Franken)
4. Marendaz Brut, Cave de la Combe Marendaz, Waadt
Valérie Marendaz erzeugt in der wenig bekannten Appellation Côtes de l’Orbe ehrliche, ausdrucksstarke Schaumweine mit der Flaschengärung. Der Beste ihres Sortiments ist der Marendaz Brut aus Pinot noir und Chardonnay. Im Glas fallen die feine Perlage, die fruchtig-hefige Aromatik, die Komplexität, Eleganz und schöne Länge auf.
Der Brut lag während drei Jahren auf der Hefe – wahrlich eine (preiswerte) Entdeckung aus einem Gebiet in der Waadt, das selten im Fokus steht (Preis: 23 Franken).
5. Schaumwein Petit Bonheur, Cave du Rhodan, Wallis
Der Name ist Programm: Der Schaumwein bietet ein kleines Vergnügen, ideal für den Alltag, trinkbereit und ohne Ambitionen für eine Lagerung. Der flaschenvergorene Petit Bonheur, erzeugt von einem mehrfach ausgezeichneten Weingut, wird aus Muskat gekeltert.
Charakteristisch ist denn auch der feine Muskat-Ton. Weitere Eigenschaften: feinperlig, fruchtbetont, geschmeidig, elegant, unkompliziert, perfekt zum Apéritif (Preis: 26 Franken).