Für die Schweizer Hotellerie geht ein schwieriges Jahr zu Ende. Die Corona-Pandemie hat zwar mehr einheimische Gäste beschert, doch der Wegfall ausländischer Kunden und des Konferenzgeschäfts haben zu markanten Einbussen geführt. Trotzdem ist es einigen Häusern gelungen, mit pragmatischen Ansätzen der Krise Paroli zu bieten, wie das Deltapark Vitalresort am Thunersee.
Die zweite Welle der Corona-Pandemie hat sich für grosse Teile der Schweizer Hotellerie längst zu einem Überlebenskampf entwickelt. Vor allem Stadthotels sind vom Gästeschwund massiv betroffen, was bereits zu einigen spektakulären Schliessungen führte – wie das Hotel Ascot in Zürich oder das Swissôtel in Zürich-Oerlikon.
Etwas einfacher haben es Häuser ausserhalb der grossen Ballungszentren. Zwar ist bei den meisten mit dem Wegfall von Konferenzen und anderen Grossanlässen ebenfalls eine wichtige Ertragssäule eingebrochen. Doch einigen Hotels gelingt es trotzdem, mit vergleichsweise pragmatischen Ansätzen der Krise in gewisser Weise Paroli zu bieten.
Fünf Innovationsfelder
Bereits früh dieses Jahr begann sich Mirco Plozza (Bild unten) Gedanken darüber zu machen, wie es weitergehen könnte. Er leitet das Deltapark Vitalresort in Gwatt bei Thun seit dessen Projektierung 2009; eröffnet wurde es dann im März 2016. Dabei handelt es sich um ein Ferien- und Seminarhotel mit etwas mehr als 100 Vierstern-Zimmern sowie drei imposanten Seevillen im Fünfstern-Segment.
Für Plozza war schnell klar, dass der zeitweilige Ertragsrückgang, den der erste Lockdown im vergangenen Frühjahr ausgelöst hatte, nicht bloss durch Einsparungen kompensiert werden könnte, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt.
In einer Hotellerie, die sich nur über fortlaufende Sparmassnahmen über Wasser hält, sieht er kein nachhaltiges Konzept. Daraus leitete er die Erkenntnis ab, dass Fortschritt durch permanente Innovationen erzielt wird – gerade in Krisenzeiten. Für Plozza stehen dabei fünf Innovationsfelder im Vordergrund, wie er im Gespräch weiter ausführt: Digitalisierung, Regionalität, Nachhaltigkeit, Wertschätzung sowie Diversifizierung.
Wieder mehr Direktbucher
Dass die Coronakrise die Digitalisierung massiv beschleunigt hat, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Doch was bedeutet diese Entwicklung für die Hotellerie? Plozza ist es gelungen, mit gezieltem Online-Marketing sein Zielpublikum darauf zu besinnen, möglichst (wieder) direkt auf der Hotelwebseite zu buchen, anstatt internationale Buchungsplattformen zu benützen.
Als «Benefits» erhalten die Direktbucher diverse kostenlose Zusatzleistungen, wie Tickets für Exkursionen, Fahrräder, kostenloses Parking sowie die jeweils besten Zimmertarife.
Aktiv in den Sozialen Medien
Flankierend dazu ist der Deltapark auf den Sozialen Medien aktiv, wo das Hotel für vergleichsweise wenig Aufwand die verschiedenen Angebote bewirbt, Stimmung schafft für das Haus und seine Annehmlichkeiten, so dass neue Kundensegmente angesprochen werden.
Regionalität wiederum ist im Deltapark nicht erst seit der Corona-Pandemie ein fester Anspruch des Hauses – sondern seit je eine Überzeugung. Sie beruht darauf, dass die Hauenstein-Gruppe, zu der das Hotel gehört, ein Familienunternehmen geblieben ist – einst hervorgegangen aus einem lokalen Sanitär-Betrieb.
Wellness-Gedanke weiterentwickelt
Mittlerweile ist die Gruppe vorwiegend in der Hotellerie sowie in der Immobilienbranche tätig, doch immer mit einem konsequenten Fokus auf die Region. Darum ist es auch selbstverständlich, dass man im Deltapark lokale Lieferanten und Handwerker berücksichtigt. Besonders in diesem Jahr habe dies zu einer hohen Zuverlässigkeit verholfen, betont Plozza.
Nachhaltigkeit stand seit der Konzeption des heutigen Deltaparks im Zentrum der Überlegungen, also sowohl beim Bau als auch bei der Einrichtung und dem Unterhalt der Zimmer. Selbst im weitläufigen Wellness-Bereich zieht sich der Anspruch auf Natürlichkeit durch – bei den Produkten genauso wie in der Philosophie des Angebots. Das Vitalresort ist deswegen auch Mitglied der Selfness & Genuss-Hotels, einer Organisation, die den Wellness-Gedanken ständig weiterentwickelt.
Achtsamkeit und Entschleunigung
«Ein Selfness & Genuss Hotel richtet sich eher an Individualgäste und liegt in unmittelbarer Naturnähe. Selfness ist eine Lebenshaltung für den Umgang mit den Mitmenschen», erklärt Plozza. Die Angebote für die Gäste reichen von der Wissensvermittlung, über Coaching, Yoga, Achtsamkeitstraining hin zu Workshops und Winter-Wellness. «Gleichzeitig geht es aber auch um Entschleunigung, bewusste Ruhe und Auszeit. Selfness ist eine Weiterentwicklung von Wellness», unterstreicht der Deltapark-Chef.
Wertschätzung für den Gast ist das eine; Wertschätzung soll aber auch Bestandteil der Management-Philosophie im Hotel sein. «Meinen Beitrag sehe darin, dass ich Rahmenbedingungen schaffe, damit die Beschäftigten gute Arbeit leisten, die umso mehr geschätzt wird. Insofern verstehe ich mich als Dienstleister und nicht als Befehlsgeber. Die Mitarbeitenden sollen wissen, was man von ihnen erwartet. Aber nicht als Polizist, sondern als Coach, der korrigierend und lenkend wirkt», sagt Plozza.
Befreit von Schnickschnack
Aus dieser Summe wächst schliesslich die Vielseitigkeit, die ein Hotel ausstrahlen kann. Im Deltapark fängt dieser Variantenreichtum schon bei den unterschiedlichen Zimmertypen an, die – befreit von Schnickschnack – eine wohltuende Modernität ausstrahlen, bis hin zu den in einer Lagune gebauten Seevillen, die ein in der Schweiz unvergleichliches Ferien-Feeling vermitteln.
Vielseitigkeit trage auch dazu bei, die Erträgen breiter abzustützen, betont Plozza – indem sich der Deltapark sowohl als Ferien- und Erholungshotel positioniert, gleichzeitig aber auch als Seminar- und Konferenzstätte mit entsprechend ausgerüsteten Räumlichkeiten eine weitere Kundengruppe ansprechen kann – dies ohne, dass sich die Tagungsteilnehmer und Urlauber räumlich je in die Quere kommen.
Gesicherte Lieferketten
Natürlich ruht das Seminargeschäft nun wegen der Corona-Pandemie. Doch sollte es im nächsten Jahr zu einer Entspannung kommen, dürfte der Nachholbedarf enorm werden. Insofern ist der Deltapark darauf schon jetzt vorbereitet.
Die Vielseitigkeit äussert sich auch im gastronomischen Angebot der Hotelanlage. Das Meiste, was auf den Tisch kommt, ist von lokaler Provenienz, sei es im Feinschmecker-Lokal oder im Thai-Restaurant am See; auch das zeugt von der Wertschätzung für Region und sichert die Lieferketten.
Einheimische Eigentümer
Mit der anhaltenden Coronakrise stehen mittlerweile viele Hotels vor einer grossen Ungewissheit. Vor allem Häuser, die entweder rein renditeorientierten Besitzern oder Investoren aus dem Ausland gehören, sind stärker gefährdet, da sich das betriebswirtschaftliche Engagement in solchen Fällen in Grenzen hält.
Unter diesen Prämissen zahlt sich eine einheimische Eigentümerschaft umso mehr aus. Vor diesem Hintergrund steht das Deltapark Vitalresort – im Gegensatz zu anderen Häusern – nicht zum Verkauf oder vor einer Schliessung. Statt mit Sparmassnahmen geht das Hotel die Herausforderungen der aktuell schwierigen Zeit mit möglichst viel Innovation an.