Im September 2020 spielen die besten Golfprofis Europas zum 43. Mal gegen das Team USA um den berühmten Ryder Cup. Die Tickets für das Turnier in der Nähe von Chicago waren innert weniger Minuten ausverkauft. Nun bleibt den Fans nur der Schwarzmarkt – oder der Kauf eines Reisepakets.
Stefan Waldvogel, freier Autor
Am 25. September 2020 ist es wieder soweit. Zehntausende Menschen strömen auf den Golfplatz Whistling Straits bei Chicago um ihre Teams anzufeuern. Drei Tage lang ist alles anders als sonst bei Golfturnieren. Den Profis geht es beim Ryder Cup für einmal nicht ums Geld. Die Multimillionäre reissen sich darum, für ihren Kontinent Punkte zu holen.
Der Teamwettkampf, der alle zwei Jahre abwechselnd in Europa und den USA ausgetragen wird, gilt mittlerweile als wichtigster Golfanlass der Welt, gleichzeitig als drittgrösste Sportveranstaltung hinter Olympia und der Fussball-Weltmeisterschaft.
Gut gehütetes Geheimnis
Für die Organisatoren ist der Ryder Cup vor allem aber auch eine «Geldmaschine». Lukrative TV-Verträge, Lizenzgebühren der Sponsoren und Merchandising-Einnahmen füllen die Kassen mit Millionen. Wie viel die amerikanische PGA und die European Tour genau damit verdienen, ist ein gut gehütetes Geheimnis, ein paar andere Zahlen zeigen aber die Dimension des Anlasses.
Für den Ryder Cup 2018 in Paris meldeten sich beispielsweise 4'500 Personen als freiwillige Helfer, nur 1'350 konnten dabei sein. Neben den Freiwilligen sorgten rund 7'000 bezahlte Angestellte unter anderem für die Verpflegung und die Sicherheit der Zuschauer.
Acht Fussballfelder
Zudem wurden Zeltanlagen in der Grösse von knapp acht Fussballfeldern aufgebaut und über 25 Kilometer Seile sorgen für Absperrungen an den nötigen Stellen auf dem Platz. In Paris waren in der Ryder Cup Woche gut 270‘000 Fans live dabei.
Dank den lukrativen TV-Verträgen sind die herkömmlichen Tickets für die Fans weiterhin bezahlbar. Für den Finalsonntag sind es beispielsweise 175 britische Pfund. Lustiges Detail: Weil früher nur die Engländer gegen das Team US spielten, werden heute noch die Preise für europäische Gäste in Pfund berechnet.
Virtueller Wartesaal
Das Problem: Für die nächste Ausgabe waren alle Tagestickets innerhalb von 48 Minuten ausverkauft. Danach hagelte es Kritik in den US-Medien, unter anderem weil knapp 2'000 Leute zwar Tickets «versprochen» erhielten, aber beim Zahlungsvorgang scheiterten...
Der Luzerner Unternehmer Thomas Stierli gehört zu den «Halbglücklichen». «Ich wartete etwa 90 Minuten in einem virtuellen Wartesaal. Zusammen mit einer befreundeten Familie wollten wir acht Tickets für den Sonntag, bei der Hälfte hat es geklappt, die anderen vier mussten wir deutlich teurer im Internet dazu kaufen», erzählt der Golffan. Bei primesport.com, dem offiziellem Reisepartner des Ryder Cups für die USA, sind Eintritte für den Sonntag mittlerweile ab 400 Pfunde erhältlich, für den Samstag sind sogar 500 Pfund fällig.
Packages ab rund 5'000 Franken
Klar lohnt sich die weite Reise nicht nur für einen Tag: Wer alle Spiele des Spektakels sehen möchte zahlt beispielsweise bei Primesport 4'700 Dollar im Doppelzimmer, inbegriffen sind hier fünf Nächte im Radisson Hotel und der tägliche Transport zum Golfplatz Whistling Straits und zurück.
Knapp eine Stunde Car-Fahrt ist es auch zum Hotel Retlaw Fond Du Lac. Beim deutschen Spezialisten Golf-Extra kostet dieses 5-Tages-Turnierpaket 4'495 Euro im Doppelzimmer, der Flug nach Chicago kommt noch dazu.
Als offizieller Partner des Ryder Cups müssen sie sich die Reiseveranstalter an strikte Bedingungen und einen 25-seitigen Vertrag halten. Unter anderem bedeutet dies, die Reisen sind nicht stornierbar und gleich nach der Buchung sind 50 Prozent Anzahlung fällig.
Strenge Verträge
«Die Organisatoren des Ryder Cups wissen, dass das Turnier so oder so ausverkauft sein wird», sagt dazu Roly Petermann, Chef des Luzerner Reisebüros Green Golf. «Die Amerikaner sind riesige Golffans und weil der Ryder Cup nur alle vier Jahre in den USA ausgetragen wird, zahlen sie fast jeden Preis für die Tickets», fügt der Golfreise-Spezialist an.
Für ihn sei der Aufwand mit den strengen Verträgen aber zu gross. Als «Wiederverkäufer» bietet er das Fan-Paket seinen Kunden ab 4'860 Franken an. Aus der Schweiz erwartet er «erst im Verlauf des nächsten Jahres mehr Nachfrage». «Die meisten buchen aktuell ihre Golfferien für den Winter und kümmern sich noch nicht was im nächsten September sein wird», beobachtet Petermann.
In drei Jahren erstmals in Rom
Den «historischen Sieg» Europas gegen das Team USA im 2018 in Paris feierten deutlich mehr Schweizer Golffans vor Ort. Deutlich näher und damit wohl auch etwas günstiger wird dann wieder der 44. Ryder Cup. Dieser wird 2022 zum ersten Mal in der Geschichte in Rom ausgetragen. «Für 2022 werden wir dann wieder eine offizielle Verkaufsstelle für die Ryder-Cup-Pakete sein», sagt Petermann (TC).