Der distinguierte Banker hebt sich heute nicht durch ein tolles Instragram-Profil ab, sondern durch seinen Geschmack und Stil. Was könnte dies besser unterstreichen als ein handgemachter japanischer Füllfederhalter.
Das muss man von Hand schreiben, um es zu glauben: In den vergangenen zehn Jahren, in denen Smartphones und Social Media die Welt erobert haben, sind die Verkäufe von Füllfederhaltern gestiegen.
Die Nachrichtenagentur «Bloomberg» zitiert aus einem Report von Euromonitor International, wonach im Jahr 2016 die Retailverkäufe im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozent zugenommen haben.
Füllfederhalter sind ein 1-Milliarden-Dollar-Markt. Derweil haben 2016 die Verkäufe anderer Luxusgüter stagniert, wie Uhren, Handtaschen oder Designerkleider – was eine teure Füllfeder folglich das bessere Investment als einen teuren Herrenanzug macht, in dessen Innentasche er oftmals steckt.
Eine Reise nach Japan
Für einen Füller kann man viel Geld ausgeben, weshalb der Schweizer Luxusgüterhersteller Richemont auch Montblanc in seinem Firmenportfolio führt. Doch der weltgewandte Banker, der seine Unterschriften gerne mit edler Tinte leistet, reist für den Kauf seines Schreibwerkzeuges heutzutage nach Japan.
Dort war der Anstieg der Füller-Verkäufe in den letzten Jahren zweistellig, getrieben von ausländischen Käufern auf der Suche nach japanischen Highend-Produkten.
Eine der besten Adressen ist die Nakaya Fountain Pen Co. in Tokio. Toshiya Nakata, Sprössling der Platinum-Pen-Dynastie, hing in den 1990er-Jahren seinen Bankerjob an den Nagel und arbeitete an seinem Plan, das Füllfeder-Handwerk neu zu beleben - ein mutiges Vorhaben angesichts der damals sich anbahnenden Veränderungen der Schreibgewohnheiten.
Handwerker aus der Pension geholt
Nakata war klar, dass dem Massenprodukt Füllfeder in Zukunft Grenzen gesetzt sein würden, weshalb er Nakaya gründete, eine unabhängige Tochter von Platinum Pen. Für den Start der Firma holte er erfahrene Handwerker aus ihrer Pension zurück in die Firma.
Sie sollten die Tradition des Herstellungsverfahrens wiederbeleben und an jüngere weitergeben: Das Schmieden der Federn und das Drehen der Halter aus Naturkautschuk und die Feinarbeit der Lackierungen.
Geduld ist erforderlich
Die Nakaya-Füller sind leicht zu erkennen. Anstatt sich auf dezentes Schwarz zu beschränken, explodieren die Farben der Nakaya-Schreiber förmlich. Verzierungen oder Clips sind eher selten. Lack, in mehrfachen Schichten aufgetragen, reicht als Glanz vollauf.
Während die Preise für Nakaya-Halter erschwinglich sind – Einstiegsexemplare gibt es ab 650 Dollar, am oberen Ende der Skala kostet ein Füller bis zu 4'000 Dollar – muss ein Käufer sich in Geduld üben können. Nur 1'500 Exemplare stellt Nakaya jährlich her, rund zwei Monate dauert es wegen der zahlreichen Lackschichten, bis ein Füller fertiggestellt ist.