Beim 16-jährigen Gymnasiasten Richard Schäli dreht sich fast alles um Aktien. Doch kluge Köpfe zu treffen ist ihm ebenso wichtig wie Geld zu verdienen.
Der 16jährige Richard Schäli würde sich selber wohl nicht als Wunderkind bezeichnen. Aber wenn man es wie er auf die renommierte «Forbes»-Liste der 30-Under-30 in der Schweiz, Deutschland und Österreich geschafft hat, muss man Aussergewöhnliches erreicht haben.
Schärli verwaltet, seit er elf Jahre alt ist, das Vermögen anderer – zuerst von Retail-Investoren über börsengelistete Zertifikate, inzwischen nur noch für Ultra-High-Net-Worth-Individuals (UHNWI) über Mandate. Nebenher besucht er das Gymnasium in Zug. Dieses Semester hat er allerdings ausgesetzt, um allein in Singapur zu leben und dort Mandarin zu lernen. Er will dort seinen Horizont erweitern und ein neues Spektrum an Leuten treffen, von Architekten bis zum Wirtschaftsminister.
Keine falsche Scheu
In einem Interview mit dem «Private Banking Magazin» verrät das Jungtalent, wie leichtfüssig und ohne Scheu er sich in der meistens ziemlich grossspurigen Finanzwelt bewegt.
Sein Netzwerk baute sich Schäli unter anderem damit auf, dass er oft an die Autoren der Finanzbücher schrieb, die er gerade las. So erhielt er nicht nur ganze Kisten voller kostenloser Bücher, sondern auch Tipps aus der ganzen Welt.
Jorge Lemann als Mentor
Zudem hatte er den Mumm, Grössen in der Finanzwelt direkt anzusprechen. So lernte er als Elfjähiger Jorge Lemann, Grossaktionär des weltgrössten Bierbrauers InBev, beim Mittagessen in einer typischen Beiz in den Schweizer Alpen kennen. Das Gesicht des superreichen Brasilien-Schweizers kannte Schäli, weil er einige Wochen zuvor ein Schulprojekt über die 30 erfolgreichsten Menschen der Welt gemacht hatte.
Wie Schäli im Interview weiter erzählt, entwickelte sich aus der Begegnung eine enge Freundschaft, in der ihn Lemann zu einer Art «Schweizer Warren Buffett» ausbildete und ihn in ein Netzwerk interessanter Menschen einführte.
Überdiversifizierung vermeiden
Für Schäli sind eine Partie Monopoly oder ein gemeinsamer Skitag geselliger und schaffen einen wertvolleren Austausch als ein formelles Meeting. Wenn es um etwas Persönliches wie die Geldanlage gehe, würden doch Gespräche in Konferenzräumen nur eine unnötige Distanz zum Kunden zu schaffen.
Schäli verwaltet für hochvermögende Privatkunden, meist Unternehmer, einen kleinen Teil ihres Gesamtvermögens in einem spezialisierten Aktienmandat, das meist im sechs- bis sieben-stelligen Bereich liegt, wie es heisst.
Dabei setzt er bei der Diversifizierung an, die viele Vermögensverwalter seiner Ansicht nach auf die Spitze treiben, was garantiert zu mittelmässigen Renditen führe. Bei einer Überdiversifizierung verliere man schnell den Überblick, weshalb sich Schäli bei seinen Mandaten auf maximal fünf Aktien beschränkt. Es sei essenziell, jede Position, jedes Unternehmen im Portfolio, von oben bis unten zu verstehen.
Leben wie ein normaler Jugendlicher
Schäli achtet darauf, sich nicht im Administrativen zu verlieren und will deshalb auch mit einer Firmengründung noch zuwarten, wie aus dem Interview hervorgeht. Derzeit wolle er vor allem etwas lernen und nicht einzig Geld verdienen.
Zudem will er neben seinem Hobby zurecht ein ganz «normales» Teenager-Leben führen. Um beides unter einen Hut zu bringen, entscheidet Schäli im Alltag bewusst selektiv, wo er Zeit verbringen will. Diese Bewertung der Prioritäten sei eine wertvolle Fähigkeit – eine Einsicht, die von der Reife des Jugendlichen zeugt.