Überraschend viele Angestellte empfinden Langeweile im Job – davon sind auch Banker nicht verschont, wie eine branchen- und länderübergreifende Umfrage feststellt. Die Schweiz kommt dabei recht gut weg.
Schuften bis man krank wird, also ein Burnout erleidet, ist mittlerweile zu einem ernstzunehmenden Problem herangewachsen und kostet Unternehmen Unmengen an Geld.
Doch auch der Gegenspieler des Burnouts, das Boreout, greift immer stärker um sich. Wer über einen längeren Zeitraum nicht gefordert wird, leidet darunter und wird schlimmstenfalls sogar krank.
Unterforderte Juristen
Eine aktuelle internationale Umfrage des britischen Karriere-Portals «Emolument» zeigt nun: Die meisten der rund 1'300 Befragten fühlen sich am Arbeitsplatz unterfordert.
Insbesondere juristische Tätigkeiten sind stark betroffen. Über 80 Prozent der Befragten fühlen sich unterfordert (siehe Tabelle). Auf das Gemüt der Juristen schlügen vor allem repetitive Arbeitsschritte, so die Erklärung.
Dies dürfte insbesondere die Banken interessieren. Juristen sind im Banking derzeit besonders gefragt, um den gestiegene Compliance- und Regulations-Anforderungen gerecht zu werden.
Mehrheitlich gelangweilt fühlen sich auch Personen, in den Bereichen «Finance Control» und «Financial Services & Banking». Am wenigsten von Langweile betroffen sind Personen in der Forschung und Entwicklung sowie im Management.
Chefs am Däumchendrehen
Überraschend ist die Aufschlüsselung der Resultate nach Positionen: So fühlt sich ein CEO fast ebenso stark gelangweilt wie ein Neueinsteiger (siehe Tabelle). Dies sind nicht eben gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens. Denn es ist weit schwieriger für einen Chef, sein Team zu Topleistungen zu animieren, wenn er sich selber unterfordert fühlt.
Weniger Langeweile in der Schweiz
Grosse Lücken klaffen hingegen zwischen den verschiedenen Ländern. In den Vereinigten Arabischen Emiraten und Italien ist Langeweile im Job mit einem Wert von 83 Prozent besonders gravierend, gefolgt von den USA und Singapur (siehe Tabelle).
Die Schweiz kommt im Vergleich gut weg. Nur gut die Hälfte der Befragten fühlt sich unterfordert am Arbeitsplatz. Die Angestellten in der Schweiz seien motivierter und dynamischer aufgrund eines ausgewogenen Berufs- und Privatlebens und wegen des hohen Lebensstandards, hiess es.
Laut «Emolument»-Mitgründerin Alice Leguay ist möglichst wenig Langeweile am Arbeitsplatz ein Schlüsselkriterium, um insbesondere die jungen Generationen, die sogenannten Millenials, im Betrieb halten zu können. Dazu brauche es «inspirierende Führungspersonen», ohne diese sich Langeweile im Job sehr schnell ausbreite, warnt Leguay.