Die Privatvermögen liegen weltweit wieder über dem Stand von 2007. Die Schweiz ist dabei immer noch mit Abstand das reichste Land. Dies besagt ein Report der Allianz.
Wieviel Geld haben die privaten Haushalte? Das untersucht der «Global Wealth Report» der Allianz-Gruppe. Fürs vergangene Jahr diagnostiziert die Studie ein respektables Wachstum: Das globale Brutto-Geldvermögen kletterte 2010 um 6,2 Prozent auf insgesamt 95'300 Milliarden Euro – also auf rund 115'000 Milliarden Franken.
Damit wurde der bisherige Rekordwert des Jahres 2007 erstmals wieder übertroffen.
Reichstes Land nach diesem Massstab ist die Schweiz: Hier liegt das durchschnittliche Brutto-Geldvermögen pro Kopf bei 207'393 Euro, also rund 250'000 Franken; der Franken trug natürlich bei, die Position der Schweiz zu festigen. Und: Die Ausnahmestellung der Schweiz erklärt sich laut der Allianz-Studie durch das sehr starke Element der Kapitaldeckung im Pensionssystem.
Im «Global Wealth Report» folgen nach der Schweiz in Sachen Reichtum die USA, Japan, Dänemark und die Niederlande. Die Untersuchung der Allianz analysiert die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in 50 Ländern.
Der Schweizer Reichtum wächst nur langsam
Freilich: Bei den Wachstumsraten sieht das Bild in der Schweiz anders aus. Das durchschnittliche Wachstum des Pro-Kopf-Geldvermögens von 1,4 Prozent pro Jahr lag im letzten Jahrzehnt deutlich unter dem westeuropäischen Durchschnitt (3,1 Prozent). In Westeuropa weist nur Belgien in diesem Zeitraum ein schwächeres Wachstum auf.
Immerhin konnten in der Schweiz die Verluste durch die Finanzkrise bis Ende 2010 wieder aufgeholt werden. Die Pro-Kopf-Geldvermögen in den Peripherieländern liegen dagegen zum Teil immer noch deutlich unter den Vor-Krisenniveau von Ende 2007.
Seit der Finanzkrise beherzigen die schweizerischen Haushalte auch einen konservativeren Anlagestil mit einer stärkeren Gewichtung von Bankeinlagen, die jetzt knapp 28 Prozent des gesamten Geldvermögens ausmachen (Ende 2007: 25 Prozent).
Eine ähnliche Entwicklung hin zu sicheren Anlagen lässt sich auch weltweit und dabei besonders in den reicheren Ländern beobachten. Seit 2000 hat der Anteil von Bankeinlagen am Vermögensportfolio um gut vier Prozentpunkte zugelegt, der von Wertpapieren rund fünf Prozentpunkte verloren.
«Zahlen eher enttäuschend»
Das starke Wachstum 2010 beim globalen Geldvermögen kann laut Global Wealth Report über die insgesamt verhaltene Entwicklung der letzten Jahre nicht hinwegtäuschen. In der zurückliegenden Dekade beträgt der durchschnittliche Zuwachs der Brutto-Geldvermögen 4,1 Prozent pro Jahr; in der Pro-Kopf Betrachtung reduziert sich dieser Wert auf 3,2 Prozent. «Verglichen mit dem weltweiten Wachstum und der Inflationsentwicklung in diesem Zeitraum sind diese Zahlen eher enttäuschend», sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. «Die Sparer mussten den wiederkehrenden Finanzkrisen Tribut zollen.»
Am klarsten zeigte sich dies in den alten Industrieländern. Hier war das durchschnittliche Wachstum deutlich niedriger als in der übrigen Welt; das Brutto-Geldvermögen pro Kopf lag auch Ende 2010 im Durchschnitt immer noch leicht unter dem Vorkrisenniveau. Demgegenüber verzeichneten die aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien, Lateinamerika und Osteuropa durchweg zweistellige Zuwachsraten im letzten Jahrzehnt.
Insgesamt sind die Pro-Kopf-Geldvermögen in den ärmsten Ländern seit der Krise schon wieder um mehr als 50 Prozent gestiegen. Mit Blick auf die Durchschnittsvermögen ist die Lücke noch immer gewaltig. Allerdings gelingt immer mehr Haushalten aus den ärmeren Regionen der Welt der Sprung in die globale Vermögensmittelschicht, die der «Global Wealth Report» bei einem Brutto-Geldvermögen pro Kopf zwischen 6'000 und 36'200 Euro ansiedelt.
«Mittlerweile gehören 300 Millionen Menschen aus den Entwicklungs- und Schwellenländern zur globalen Vermögensmittelschicht, das heisst mehr als die Hälfte dieser wachsenden Gruppe kommt nicht mehr aus den 'alten' Industrieländern», sagt Allianz-Ökonom Heise. «Dies wird profunde Auswirkungen auf die weltweiten Finanz- und Vermögensmärkte haben».
Auch das Gesicht der Vermögensoberschicht wird immer globaler. Heute leben bereits mehr als 10 Prozent dieser Haushalte in den Entwicklungs- und Schwellenländern.