Die neue Generation des elektrischen Supersportwagens aus dem Hause Audi beschleunigt schneller und ist alltagstauglicher als ihre Vorgängerin: Rennsport-Feeling für Fortgeschrittene.

Als der Erfinder der Dampflokomotive, George Stephenson (1781-1848), vor 200 Jahren die erste Eisenbahnstrecke zwischen Manchester und Liverpool  beantragte, holte das britische Unterhaus dazu ein Gutachten der Pariser «Académie des sciences» ein.

Die hochdekorierten Wissenschaftler kamen zum Schluss, dass die schnelle Bewegung beim Menschen eine Gehirnerkrankung, das sogenannte «delirium furiosum», verursachen würde. Eisenbahnen bewegten sich damals nicht schneller als 30 Kilometer pro Stunde.

Besonderer Genuss

Die medizinischen Bedenken haben sich als haltlos erwiesen. Sogar im Gegenteil: Geschwindigkeit und Beschleunigung sind für viele Freunde der Automobilität zu einem besonderen Genuss avanciert.

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Bis zu 350 Kilowatt Ladeleistung: Am Audi Charging Hub. (Bild: Audi, zVg)

Ein Auto, das diese Freuden besonders wirkungsvoll zugänglich machen will, ist der Audi RS e-tron GT performance. Wie gut dies dem batteriebetriebenen Supersportwagen von Audi gelingt, hat finews.ch auf Landstrassen und (deutschen) Autobahnen getestet.

2,5 Sekunden von 0 auf 100

Schon die technischen Daten warten mit Superlativen auf: Sage und schreibe 1027 Newtonmeter Drehmoment aus dem Stand bringen das knapp zweieinhalb Tonnen schwere Gefährt bei aktiviertem Launch Control in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Das ist Formel-1-Territorium. 

Wunderbar agil

Auch oben heraus, also zwischen 100 und den, leider elektronisch abgeriegelten, 250 km/h erweist sich das Auto als wunderbar agil.

Die Launch-Control-Taste erweitert die normalerweise verfügbare Leistung von 550 Kilowatt (748 PS) nochmals substantiell auf 680 Kilowatt (925 PS).

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Beschleunigungsdynamik eines Pfeils. (Bild: Audi, zVg)

Extraportion Kraft mit Launch Control

Bei der Aktivierung dieser Extraportion Kraft verhält sich das Auto wie ein abgeschossener Pfeil: Es ist, als brauchten die Moleküle, aus denen das Renngeschoss besteht, den Bruchteil einer Sekunde, um sich in ihrem neuen Bewegungszustand zu stabilisieren. Währenddessen hält man das Lenkrad besser gut umschlossen.

Und auch dem menschlichen Körper, der auf diese brachiale Weise in Bewegung versetzt wird, ergeht es nicht anders als den Atomen des Gefährts.

Kognitive Dissonanz

Der Tritt auf das Gaspedal in Kombination mit dem Launch Control bewirkt nicht nur G-Kräfte, die man besonders eindrücklich in der Bauchgegend wahrnimmt – auch führt er zu einer Art kognitiver Dissonanz: Die Zehntelsekunden zwischen dem Gasgeben und dem Moment, in dem man sich gewahr wird, dass man mit zunehmender Kraft nach vorne unterwegs ist, erschliessen sich dem menschlichen Geist nur unvollständig. Vielleicht könnte man hier sogar hier von einem «delirium furiosum» sprechen...

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Rennsport in elektrisch: Cockpit des RS e-tron GT performance. (Bild: Audi, zVg)

In Sachen Beschleunigung bei Elektrofahrzeugen ist der Audi RS e-tron GT zwar ausserordentlich sportlich unterwegs. Den Vergleichswert eines grossen amerikanischen Elektroauto-Herstellers, der im Top-Modell noch 0,5 Sekunden schneller von 0 auf 100 km/h beschleunigt, erreicht er allerdings nicht.

Ingenieurskunst aus Bayern

Entschädigt dafür wird man durch die solide Machart des Gefährts. Nichts klappert oder scheppert; die Türen schliessen dicht und die Elektronik spielt keine bösen Streiche.

Auch der Porsche Taycan Turbo GT, der auf derselben Plattform wie der Audi RS e-tron GT basiert, sprintet 0,2 Sekunden schneller über die Hundertermarke. Allerdings handelt es sich beim Audi um das optisch überzeugendere Auto, das in seiner technischen Individualität einem futuristischen Batman-Mobil recht nahekommt.

Rekord bei Ladeleistung

Zwar wäre es wünschenswert gewesen, dass Audi auch in seinem sportlichen Top-Modell bereits das neue Bedien- und Multimedia-System aus dem Q6 e-tron (finews.ch berichtete) eingebaut hätte. Dessen vergleichsweise noch intuitivere und modernere Oberfläche käme hier sicherlich hervorragend zur Geltung.

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Anleihen an ein Batmobil. (Bild: Audi, zVg)

Noch ein Wort zur Alltagstauglichkeit: Dank einer Ladeleistung von bis zu 350 Kilowatt lädt der Audi RS e-tron GT in nur 20 Minuten von 10 auf 80 Prozent. In dieser Hinsicht hängt Audi den Porsche Taycan Turbo GT (320 Kilowatt) und den Tesla Model S Plaid+ (250 Kilowatt) ab.

Für Menschen im Geschwindigkeitsrausch ist er damit eine hervorragende Wahl.


Unter dem Strich findet finews.ch: Der Audi RS e-tron GT performance bietet mit seinen atemberaubenden Beschleunigungswerten pures Formel-1-Feeling. Bei der maximalen Ladeleistung ist er ausserdem ein technologischer Pionier, der die Ladezeiten wirkungsvoll minimiert. Von den Mitbewerbern in der Klasse der vollelektrischen Supersportwagen hebt ihn seine gewagte Silhouette ab, die den Mythos der beiden Buchstaben RS gekonnt in die Welt der Elektromobilität überträgt. Erhältlich ab 172'070 Franken.