Äusserlich betrachtet fährt der neue Q6 e-tron die konventionellem Audi-Werte aus. Im Inneren aber glänzt das Elektromobil durch reife Leistungen, wie sie noch vor zwei Jahren undenkbar waren.

Die frühen Generationen batteriebetriebener Autos haben ihren Fahrern einiges abverlangt: Den Status als Pionier musste man sich doch mit deutlichen Abstrichen in Sachen Convenience erkaufen.

Dass sich dies weitgehend geändert hat, beweist der neue Audi Q6 e-tron, der im April am «Salon de Mobile» in Mailand seine Europapremiere gefeiert hat und in der Schweiz seit dem Sommer erhältlich ist. finews.ch hat mit dem Auto ausgedehnte Testfahrten unternommen.

Ingolstädter SUV-Optik

Vom Aussendesign her gibt sich der elektrische Q6 eher traditionell: Bewährte SUV-Optik «Made in Ingolstadt» – die aufrechte und markante Front mit den vier Ringen, die weich und gleitend in den Körper der Karosserie übergeht und im leicht eingezogenen Heck mündet, das sportliche Präsenz markiert.

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e-tron-Markenzeichen: invertierter Grill an der Front. (Bild: Audi, zVg)

Mutig und modern wirken die kurzen Karosserie-Überhänge, die einen betont langen Radstand gewährleisten. Und natürlich hat Audi auch seine Designsprache für die e-tron Modelle konsequent durchgezogen. Am markantesten sichtbar wird diese sicherlich am invertierten Kühlergrill.

Neue Plattform, grosser Wurf

So, wie er vor uns steht, signalisiert der Q6 e-tron einerseits die voluminöse sportliche Kraft seiner Vorfahren mit Verbrennermotor, zeigt aber auch ganz deutlich, dass er anders ist.

Besonders gespannt sind wir auf die inneren Werte des neuen SUVs. Denn bei der hier verwendeten «Premium Platform Electric» (PPE) im Verbindung mit der neuen Elektronikarchitektur E3 handelt es sich um den ersten wirklich grossen Wurf des Volkswagen-Konzerns im Sachen Elektromobilität. Erstmals kam dieses Gespann im 2024er Porsche Macan zur Anwendung.

Design von Innen nach Aussen

Die neue Plattform hat in den Audi-Ingenieuren den Wunsch geweckt, die durch den Elektroantrieb gewonnene Flexibilität beim Spiel mit dem Formen voll auszukosten. Für Audi-Innendesigner Mattijs van Tuijl war diese Aufgabe «ein Traum», denn «das Package liefert optimale Proportionen – und diese sind die Basis für gutes Design». 

Im Zentrum stand das Anliegen, das Auto grundlegend von Innen heraus zu denken, also von Anfang an die Perspektive der Fahrerin oder des Fahrers und der Fahrgäste zur obersten Richtschnur zu machen.

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«Digital Stage». (Bild: Audi, zVg)

Bedürfnisse des modernen Menschen

Das ist überzeugend gelungen. Nicht nur bietet das Auto für seine recht handlichen Aussenproportionen einen beinahe unverschämt grosszügigen Innenraum. Dieser erweist sich auch noch als überaus angenehm und funktional perfekt auf die Bedürfnisse des modernen Menschen zugeschnitten.

Das Ansinnen der Autobauer von Audi, die Zeit im Auto so natürlich und wohnlich wie möglich zu gestalten, zeigt sich von Kilometer zu Kilometer. Fast die gesamte Armatur ist mit gruppierten Displays angekleidet. Besonders prominent wirkt dabei das MMI Panoramadisplay in der Mitte. Dem Beifahrer steht ein eigenes, grosszügiges Display zur Verfügung, auf dem er zum Beispiel Filme schauen kann. Digitale Bühne respektive «Digital Stage» heisst das bei Audi.

Einfach und intuitiv

Die Menüführung und die Interaktion mit dem Smartphone ist etwas vom Intuitivsten und Einfachsten, was in dieser Disziplin verfügbar ist. Die Fahrassistenten lassen sich sehr feingliedrig kalibrieren zwischen ausgeschaltet und praktisch selbstfahrend.

Die eigentlichen Fahrleistungen geben zu keinen Klagen Anlass. Mit seiner Beschleunigung von 5,9 Sekunden (von 0 auf 100 km/h) ermöglicht das Auto ein müheloses und unbeschwertes elektrisches Fahrerlebnis.

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Betont langer Radstand. (Bild: Audi, zVg)

Grosszügig dimensionierte Batterie

Und auch die Kinderkrankheiten der Elektromobilität hat der Q6 e-tron samt und sonders abgeschüttelt. Seine mit 94,4 Kilowattstunden grosszügig dimensionierte Batterie gewährleistet eine Reichweite von knapp 630 Kilometern nach WLTP-Standard.

Bei etwas sportlicher Fahrweise konnten wir diesen Wert nicht ganz verifizieren, was aber kein Problem darstellt: Neueste Ladetechnik ermöglicht das Aufladen mit bis zu 240 Kilowatt, das heisst in zehn Minuten lässt sich Strom für 255 Kilometer aufladen. Von 10 auf 80 Prozent lädt das Auto in 21 Minuten.


Unter dem Strich findet finews.ch: Mit dem Q6 e-tron legt Audi eine ziemlich bravouröse Reifeprüfung in Sachen Elektromobilität ab. In Sachen Alltagstauglichkeit trennt dieses neuzeitliche Modell nur noch wenig von der Convenience eines Verbrenners. Und das Auto ist von einer modernen Behaglichkeit, die Ihresgleichen sucht. Erhältlich ab 79’900 Franken mit Zweiradantrieb oder 85’900 als Quattro. Soeben hat der Hersteller den Q6 e-tron auch als Sportback vorgestellt. Im kommenden Jahr erfährt die PPE-Plattform im neuen A6 Avant e-tron ihre zweite Auflage bei Audi.