Die Hilton-Gruppe hat vom Ultra-Luxus, über Business-Häuser bis zur Mittelklasse alle Segmente der Hotellerie im Portfolio. Dennoch lanciert die amerikanische Hotelkette in Europa etwas ganz Neues, wie ein Augenschein von finews.ch am Startpunkt in Madrid zeigt.
Stets Neues erleben, das ist das Ziel vieler Reisender. Dabei machen es ihnen die Hotelketten aber gar nicht leicht, weil die Zimmer auf der ganzen Welt meist völlig gleich aussehen. Mit der Tapestry Collection versucht Hilton dem Trend etwas Gegensteuer zu geben und lanciert eine Sammlung einzigartiger Hotels, die aufgrund ihrer Individualität eigens ausgewählt wurden, so das Versprechen.
In der spanischen Hauptstadt Madrid ist die Hilton-Gruppe nun in Europa mit dem Tapestry Hilton Atocha Hotel an den Start gegangen. finews.ch hat das Konzept unter die Lupe genommen. Das Haus liegt mitten im Zentrum und löst damit das Problem für die Hilton-Kundschaft, dass es in Madrid jahrelang nur ein Hotel dieser Kette am weit ausserhalb gelegenen Flughafen gab.
Alles verschieden
Als erster Eindruck fällt tatsächlich auf, dass alles auf Individualität getrimmt ist. Praktisch kein Zimmer gleicht dem anderen, selbst dann nicht, wenn Gäste die gleiche Kategorie gebucht haben: Eine sichtbare Wand aus Ziegelsteinen hier, ein Balkon statt eines grossen Fensters da. Es gibt sogar Räume mit Waschbecken ausserhalb des Badezimmers, und auch die unterschiedlichen Dachschrägen in den obersten Stockwerken verleihen stets ein anderes Wohngefühl.
Zur Lancierung der 14. Marke Tapestry in den USA im Jahr 2017 hiess es, die Collection sei aufgrund der Nachfrage von Kunden und Hoteleigentümern nach innovativen Hotels der Oberklasse für Gäste entstanden, welche für ihre Hotelaufenthalte zuverlässige Angebote mit Mehrwert wünschten. Jedes der Hotels zeichne sich durch seinen ganz eigenen Charakter aus und böte Gästen eine unkomplizierte, familiäre Atmosphäre, die sich von anderen Hotels klar unterscheidet.
Angenehmes mit Nützlichem
Und darüber hinaus können Kunden bei jedem Aufenthalt auf die Sicherheit des Namens Hilton sowie auf das Bonusprogramm Hilton HHonors mit Vorteilen, wie Zimmer-Upgrades, Raten-Vergünstigungen oder kostenloses Wasser, zählen.
Das ist in Madrid alles klar erfüllt. Die Hilton-Gruppe verspricht weder bei der Individualität, noch bei den Vorteilen für Stammkunden zu viel. Für das Innendesign hat das Haus als Thema Stroh gewählt, welches früher beim nahgelegenen Bahnhof Atocha gehandelt wurde und in jeder Ecke des Hotels auf andere Weise umgesetzt ist.
In den Zimmern sowie im Restaurant finden sich überall Bast-Teppiche, -Untersetzer oder Stroh-Ornamente; ja sogar ein Strohpüppchen als «Do not distrub»-Zeichen gibt es sehr liebevoll für die Tür. Die Badezimmer sind zudem mit jeweils viel indirektem Licht, farbenfrohen Kachelfussböden und Regenbogenduschen recht individuell ausgestattet.
Lokale Amenities
Eine besondere Erwähnung verdienen die Badprodukte der Marke Lab Room, die vom gleichnamigen Spa in Madrid unweit des Hotels stammen und von der Unternehmerin Mónica Ceño Elie-Joseph hergestellt werden. Somit bekommen Gäste auch bei der Körperpflege ein auf Individualität ausgerichtetes Konzept und keine weltweite Standard-Ware zu spüren.
Ein weiteres Highlight ist das Frühstück, das Gold- und Diamond-Mitglieder aus dem Hilton-Bonusprogramm kostenlos dazu bekommen. Gäste erleben dabei einen Mega-Schmauss mit zahlreichen spanischen Delikatessen. Es fehlte neben dem Standard-Frühstücksofferten nicht an Individualität, und es gab unter anderem frische spanische Tortilla de Patata, Ibérico-Schinken, die traditionelle Chorizo-Wurst, Manchego-Käse oder leckere Pantomaca, ein Sauerteigbrot mit frischem Tomatenmousse. Das Olivenöl mundet und wird eigens von einem Produzenten aus dem Süden Spaniens bezogen.
Auslastung im oberen Bereich
Und wie ist das Tapestry Madrid Atocha preislich angesiedelt? In unserem Fall haben wir in dem Vier-Sterne-Haus für ein Zimmer der Deluxe-Kategorie zirka 200 Euro pro Nacht hingelegt, also umgerechnet rund 210 Franken, was mit Blick auf die Quartalszahlen der Hilton-Gruppe eher im oberen Preisbereich für die Marke Tapestry angesiedelt ist. In den Semesterabschlüssen des Konzerns wird der durchschnittliche Zimmerpreis der mittlerweile weltweit rund 70 Tapestry-Hotels für das dritte Quartal 2021 mit rund 154 Dollar, also zirka 140 Franken, beziehungsweise für die ersten drei Quartale mit 138 Dollar je Nacht angegeben. Die Übernachtungen in Europa sind also vergleichsweise teuer.
Das Haus laufe sehr gut, erklärt Hoteldirektorin Christina Franco gegenüber finews.ch. Die Auslastung liege meist im absolut oberen Bereich der Kapazität. Fast 80 Prozent der Kundschaft seien Stammgäste der Marke Hilton mit dem höchsten Kunden-Status, dem Diamond, betont sie. Das Hotelmanagement sei sehr froh darüber, dass das Konzept in Europa einen so guten Anklang gefunden habe und die Gäste gerade die Individualität extrem schätzten.
Weitere Projekte
Und nach dem Erfolg in Madrid setzt die Hilton-Gruppe mit dem auf Individualität ausgerichteten Konzept in noch einer europäischen Hauptstadt gleich auf zwei neue Tapestry-Häuser. Das eine ist das Le Belgrand Hotel Paris Champs-Élysées, das andere das Hotel Camille Paris Gare de Lyon. Letzteres liegt in Paris wenige Minuten von dem Bahnhof entfernt, wo die TGV-Züge gleich mehrfach täglich aus der Schweiz ankommen.