26 Jahre lang war die UBS der Partner der grössten Kunstmesse der Welt, der Art Basel. Dann kam Corona. Die Pandemie hat den Kunstmarkt durcheinander gewirbelt – aber keineswegs zerstört.
Alle abgesagt: die Art Basel in Hongkong im vergangenen März, in Basel im Juni und nun auch die in Miami Beach im Dezember. Die grössten Kunstmessen der Welt finden dieses Jahr nicht statt. Leidtragende sind die Künstler selber und vor allem ihre Galeristen.
Für manche von ihnen stellten diese Messen das Umsatz-Highlight des Jahres dar. Den Kunst-Shutdown spürt aber auch die Schweizer Grossbank UBS, die im 27. Jahr ihrer Partnerschaft mit der Art Basel ihren schwerreichen Kunden die glamourös-kulturellen Anlässe nicht mehr bieten kann.
Stellenabbau in den Galerien
Wie die UBS und Art Basel nun in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie feststellten, ist der Kunsthandel von der Pandemie schwer getroffen worden. Die Umfrage bei weltweit 795 Galerien für moderne und zeitgenössische Kunst sowie 360 sogenannten reichen Sammlern ergab, dass die Galerieverkäufe um 36 Prozent geschrumpft sind und als Folge jede dritte Galerie sich verkleinern musste und im Schnitt vier Stellen abbaute.
Es scheint klar: wo Verkaufsräumlichkeiten während Monaten geschlossen sind, wird auch nichts verkauft. UBS und Art Basel stellten in der Umfrage fest, das Galeristen das Kunstgeschäft als «People's Business» verstehen; persönliche Begegnungen würden weiterhin mehr als alles andere geschätzt. 70 Prozent der Sammler teilen diese Meinung.
Umsatzsteigerung bei Auktionshaus
Dass UBS und Art Basel die Feststellung von Galeristen noch so gerne kolportieren, dass Online-Foren eine Live-Messe nicht ersetzen könnten, leuchtet auch ein.
Die eher pessimistischen Note dieser Feststellungen aus der Umfrage konterkariert aber eine Meldung des grossen Auktionshauses Sotheby's vom vergangenen August: Innovationen und Anpassungen hätten zu einem Umsatzanstieg in den ersten sieben Monaten auf 2,5 Milliarden Dollar geführt.
Kunstsammler vertrauen Technologie
Sotheby's zählte weiter auf, dass der mit Online-Auktionen erzielte Umsatz von 285 Millionen Dollar drei Mal höher lag als 2019. Mit sogenannten «Private Sales» erzielte das Auktionshaus 575 Millionen Dollar Umsatz, 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Und: Sotheby's zählte im laufenden Jahr rund 30 Prozent neue Kunden.
Wie das? Sotheby’s-CEO Charles Stewart sagte dazu, es sei klar, dass das Interesse und das Vertrauen in Technologie sich fundamental geändert habe – auch wenn dies offensichtlich aus einer Notwendigkeit geschehen sei.
Kunstmarkt wird für Kunden flexibler
Sotheby's habe die Chance ergriffen und verschiedene Initiativen eingeleitet, welche das Kunstgeschäft wohl dauerhaft verändern. Vereinfacht gesagt: wenn Grossanlässe wie Messen oder Auktionen zu einem bestimmten Datum nicht stattfinden können, werden Kunstliebhabern mit digitalen Werkzeugen Möglichkeiten geboten, Kunst dann zu kaufen, wenn es ihnen in den Terminkalender passt.
So lancierte Sotheby's vergangenen April ein einen Marktplatz für Galerien, die dort ihre Kunst verkaufen können. Die App wurde mit einem Augemented-Reality-Feature ergänzt, sodass Käufer ihre Werke gleich im Wohnzimmer «testen» können. Virtuelle Galerien können besucht werden und die Kunstkataloge sind heute Multimedia-Produkte.
Höher Preistransparenz brachte Vertrauen
Die Umfrage von UBS und Art Basel bestätigt dies. Kunsthändler hätten Online-Strategien genutzt, um Liquidität und Kundenbeziehungen aufrecht zu erhalten. 37 Prozent des Umsatzes seien im ersten Semester auf Online-Verkäufe entfallen gegenüber 10 Prozent im Vorjahr.
In dem Zusammenhang ist die Feststellung interessant, dass es Millennials und Asiaten waren, die sich besonders aktiv als Sammler betätigten. Diese beiden Kundensegmente gelten insbesondere auch im Banking als digital aktiver.
Mehr Transparenz dank dem Internet
Der Ausblick für den Kunstmarkt ist differenziert: Galeristen sind eher pessimistisch und erwarten für das kommende Jahr in der Mehrheit keine Verbesserung gegenüber 2020. Kunstsammler hingegen sind von den Änderungen im Markt angetan, insbesondere was die Preistransparenz betrifft.
Während bei Messen oder Vernissagen die Preise von Kunstwerken oft nur auf Nachfragen mitgeteilt werden, ist das bei Online-Besichtigungen anders. Sprich: Die Corona-Pandemie hat das Vertrauen in den Kunstmarkt gestärkt.