Viele Fondsmanager kopieren den Value-Ansatz von Investmentlegende Warren Buffett. Für einen von ihnen ist dies alles «Quatsch». Er investiert in «Horror-Stories» und ist dabei sehr erfolgreich.
Warren Buffett zählt zu den grössten Investoren unserer Zeit. Seinen feinen Spürsinn für unterbewertete Anlagen brachten ihm in der Anlegergemeinde Legendenstatus ein und den Spitznamen «Orakel von Omaha».
Sein Investmentstil machte den 87-Jährigen zu einem der reichsten Menschen auf dem Planeten. Wenn er sich zu Wort meldet, dann spitzen alle die Ohren, und sie folgen seinen Weisheiten in Scharen in der Hoffnung auf ähnliche Erfolge.
Unnütze Kennzahlen
Dafür hat Mark Schmehl nur Hohn und Spott übrig. «Ich glaube nicht an Warren Buffett», erklärte der Fondsmanager, der für den US-Asset-Manager Fidelity tätig ist, gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg». Für ihn seien Bewertungen die nutzloseste Information überhaupt und auch die meisten anderen Investmentregeln seien schlicht «Quatsch».
Er scheut Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnisse oder Cash Flows und steckt Kundengelder stattdessen in «Horror-Stories», die von allen anderen gemieden werden. Und er kauft vielversprechende Aktien, die aber so hoch bewertet sind, dass alle die Finger davon lassen. Sein Fonds gehört auch zu den grössten Investoren von kanadischen Kryptowährungs- und Blockchain-Firmen.
Buffett investiert lieber in die «Old Economy», in Geschäftsmodelle die einfach sind und die er versteht. Schmehl macht das Gegenteil. Ihn interessiere alles, was neu und innovativ sei und die Welt verändern könne, sagt er.
Besser als die Benchmark
Schmehl, der seit 1999 für Fidelity tätig ist, hat also nur spezielle Situationen auf dem Radar, ganz getreu dem Fondsnamen seines 1,45 Milliarden Dollar schweren «Special Situations Fund».
Bislang hat sich sein Mut ausbezahlt. Im laufenden Jahr erwirtschaftete er eine Rendite von 21 Prozent und damit deutlich mehr als der Vergleichsindex. Um Längen geschlagen hat Schmehl die Benchmark auch seit der Emission des Fonds von vor gut zehn Jahren (siehe Grafik).
Seine Aufmerksamkeit geniessen auch Industriezweige, die sich in einem rasch wandelnden Umfeld befinden und zu Boden geprügelte Sektoren, die plötzlich einen Hoffnungsschimmer zeigen. In seinem Portfolio befinden sich beispielsweise die New York Times, der Online-Bezahldienst PayPal oder der Video-Game-Produzent Take-Two Interactive Software.
Stets für die nächste Welle bereit
Einmal gekauft, bleibt Schmehl so lange in den Anlagen investiert, bis sich der Bullen-Zyklus dem Ende zuneigt und auch darüber hinaus. Sein Ziel: Am Ende die besten Aktien im Portfolio zu haben.
Dabei nimmt er auch deftige Kurseinbrüche in Kauf. Doch das mag ihn nicht schrecken. Er stehe stets bereit, auf der nächsten Welle zu surfen. So hole er das Geld wieder zurück.